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Gegen die wachsende Gewalt

Foto: islamophobiaeurope.com

Sarajevo. Nur wenige Tage bevor die Slowakei, deren Regierung angekündigt hat, muslimischen Flüchtlingen die Einreise zu verweigern, die EU-Ratspräsidentschaft übernimmt, werden auf dem ersten Europäischen-Islamophobie-Gipfel europäische und US-amerikanische Entscheidungsträger aus Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft zusammenkommen, um gemeinsame Lösungen für die Herausforderung der islamophoben Intoleranz und antimuslimischen Gewalt in Europa zu finden.
Bestätigte Teilnehmer der Veranstaltung, die vom 24. bis 26. Juni in der bosnischen Hauptstadt Sarajevo stattfinden wird, sind unter anderem der ehemalige britische Außenminister Jack Straw, der muslimische Repräsentant des Staatspräsidiums Bosnien Bakir Izetbegovic, der Mitbegründer von Médicins Sans Frontiéres (MSF), Bernhard Kouchner, der internationale Journalist Mehdi Hassan, der Großmufti von Sarajevo Husein Kavazovic sowie Repräsentanten aus 17 europäischen Ländern und Anhänger verschiedener Religionen.
Die zu erwartenden Erkenntnisse des Gipfels beinhalten:
•    Methoden, mit denen sich Islamophobie in europäischen Ländern bekämpfen lässt – mit der Hilfe von führenden internationalen Wissenschaftlern. Diese werden in einem Bericht zusammengefasst, der europäischen Politikern nach dem Gipfel zur Verfügung gestellt wird.
•    Präsentation von länderspezifischen Fallbeispielen zu dem Ausmaß von Islamfeindlichkeit und empfohlene Strategien zur Bekämpfung von Islamophobie in 17 europäischen Ländern.
•    Interreligiöses Ramadan Iftar-Fastenbrechen, bei dem über 400 Gäste auf dem Bašcaršija-Platz in Sarajevos Altstadt zusammenkommen werden.
•    Podiumsdiskussion zu dem Thema, wie Gemeinden gemeinsam gegen verschiedene Formen von Vorurteilen und religiöser Intoleranz vorgehen können.
• Unterzeichnung einer gemeinsamen Istanbul-Sarajevo-Erklärung gegen Islamophobie, die den erneuerten Einsatz beider Städte im Kampf gegen anti-muslimische Gewalt und religiöse Intoleranz widerspiegelt.
Weitere bestätigte Gipfelteilnehmer sind unter anderem:
• Zivile Organisationen, wie die britische Anti-Rassismus-Bewegung Hope not Hate, das Europäische Forum Muslimischer Frauen und das türkische Think-Tank SETA
• Politiker, wie der Abgeordnete des Europaparlaments Afzhal Khan und Naz Shah, Mitglied des britischen Parlaments
• Mitglieder der Zivilgesellschaft, wie die US-Basketballspielerin Indira Kaljo und der Schöpfer des islamischen Superhelden Comics The 99, Naif Al Mutawa
• Wissenschaftler, einschließlich des Forschungsleiters der Georgetown University Nathan Lean und Hatem Bazian, Dozent an der Berkley University
Der Europäische-Islamophobie-Gipfel wurde ins Leben gerufen, um das Problem der mannigfaltigen Zunahme von islamophober Hetze und Hassverbrechen gegenüber Muslimen in Europa, einschließlich Frankreich, Spanien und Großbritannien anzugehen insbesondere im Zusammenhang mit der Flüchtlingskrise und Terrorangriffen, wie dem, der sich vor kurzem in Orlando ereignete. Der Gipfel wird sich auch mit Maßnahmen gegen die zunehmende antimuslimische Stimmung in der Politik auseinandersetzen.
Der wissenschaftliche Berater des Gipfels, Dr. Farid Hafez von der Universität Salzburg sagte: „Islamophobie stellt eine große Herausforderung für die europäische Demokratie und Freiheit dar, sowie für ihre Werte Toleranz und Pluralismus.“
Vor dem Hintergrund der Aufforderung des US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump Muslimen die Einreise zu verweigern und den Aussagen des ungarischen Premierministers und des nächsten EU-Ratspräsidenten und slowakischen Premierministers, die bekräftigten der Islam habe keinen Platz in ihrem Land, ist ein Gipfel, der führende Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft, Medien und der Zivilgesellschaft im Kampf gegen Islamophobie vereint, nötiger als je zuvor.“
Als Antwort auf die jüngsten Terroranschläge in Orlando sagte Muddassar Ahmed, Mitglied des Beratungsgremiums des Europäischen-Islamophobie-Gipfels und Schirmherr des Faiths Forum for London:“ „Der Europäische-Islamophobie-Gipfel verurteilt den entsetzlichen Angriff auf einen Schwulenklub in Orlando und möchte den Angehörigen der Opfer sein aufrichtiges Beileid und tiefstes Mitgefühl ausdrücken.“ „Alle Formen der religiösen Intoleranz und Vorverurteilung sind abscheulich und weisen die gleichen verderblichen Einflüsse auf. Deshalb werden wir auf dem Europäischen-Islamophobie-Gipfel nach Gemeinschaftsübergreifenden Ansätzen suchen, die sich nicht nur gegen Islamfeindlichkeit, sondern gegen alle Formen von Vorurteilen und Intoleranz richten.““
Des Weiteren stellte er fest:“ „Der Umstand, dass Bosnien als Veranstaltungsort des ersten Europäischen-Islamophobie-Gipfels auserwählt wurde, ist beachtenswert. Die Geschichte Bosniens zeigt beispielhaft, was passieren kann, wenn rassistischer und antimuslimischer Hetze stattgegeben wird. Nicht weit entfernt von Sarajevo, in Srebrenica, wird nur wenige Tage nach dem Europäischen-Islamophobie-Gipfel dem Massaker an 8.000 Muslimen vor 21 Jahren gedacht.“
Der Moderator des Gipfels und Entwicklungsleiter des Center for Global Policy, Haroon Moghul, sagte: „“Anstrengungen gegen Islamophobie sind entscheidend im Vorgehen gegen den Extremismus. Die Angriffe des IS haben das Ziel die westliche Gesellschaft mithilfe der „Grauzone“ zu spalten; indem sie die friedliche Koexistenz zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen zerstören. Eine islamfeindliche Reaktion ist genau das, worauf IS-Terroristen und  islamophobe Aktivisten aus dem rechten politischen Spektrum hoffen, um ihre These vom Kampf der Kulturen in die Tat umzusetzen.“
„Dies ist der Grund, warum der Westen gegenüber islamfeindlichen Bestrebungen wachsam bleiben muss und warum die Bemühungen des Europäischen-Islamophobie-Gipfels so wichtig und zeitgemäß sind.““
Veranstaltungsorte des Europäischen-Islamophobie-Gipfels sind verschiedene Sehenswürdigkeiten in Sarajevo. Darunter befindet sich die Nationalbibliothek (innerhalb des Rathauses), das Sarajevo Staatstheater und der alte Basar der Stadt. Der Gipfel wird in Partnerschaft mit der Stadtverwaltung abgehalten.
Statistiken zu antimuslimischen Verbrechen und Islamophobie in Europa:
– Basierend auf eine Studie der britischen Exeter University haben seit den Anschlägen vom 11. September zwischen 40 und 60 Prozent der britischen Moscheen, Islamzentren und islamischen Organisationen einen Angriff verzeichnet.
– Antimuslimische Hassverbrechen verdreifachten sich in London nach den Terroranschlägen in Paris im Dezember 2015.
– Der Studie einer islamischen Menschenrechtskommission zufolge stieg  zwischen 2010 und 2014 die Zahl der Befragten von 50 auf 82 Prozent, die Fälle von Islamophobie gegen Mitmenschen im Alltag wahrnahmen. Für diese Studie wurden 1800 Menschen befragt. Im selben Zeitraum stieg die Zahl derer, die angaben sie hätten negative Stereotype von Muslimen und dem Islam wahrgenommen von 69 auf 93.3 Prozent.
– Die französische Behörde Dilcra, die Fälle von Rassismus registriert, zählte im Jahr 2015 400 Hassverbrechen gegen Muslime, eine Verdreifachung im Vergleich zum Vorjahr mit 133 registrierten Fällen.
Nach Angaben der größten islamischen Organisation in Spanien, der Islamischen Kommission Spanien, wurden im Jahr 2015 534 antimuslimisch Hassverbrechen gemeldet. Das sind elf Mal so viele wie 2014 mit 48 gezählten Fällen.
– Einer Studie des Pew-Forschungszentrums zufolge aus dem Jahr 2014 haben mindestens die Hälfte aller Befragten in Italien, Griechenland und Polen eine negative Haltung zu Muslimen, die in ihrem Land leben.

Ein Kommentar zu “Gegen die wachsende Gewalt

  1. Es wäre schön, wenn Muslime in der muslimischen Welt entsprechende Veranstaltungen hätten.

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