Doha (KNA). Die Zerstörungen im Museum von Mossul sind nach Einschätzung eines irakischen Archäologen deutlich geringer als befürchtet. Lange vor der Eroberung der nordirakischen Stadt durch die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) seien Anfang vergangenen Jahres 1.700 von 2.200 Kunstgegenständen aus Mossul nach Bagdad gebracht worden, sagte Abdullah al-Jumaili, Archäologieprofessor und Berater des Museums, dem arabischen Sender Al Jazeera.
Wegen Renovierungsarbeiten am Gebäude hätten sich zur Zeit der Verwüstung nur 300 Objekte in dem Museum befunden. Das Video, mit dem die IS-Extremisten ihre Zerstörungen dokumentierten, zeige nur Aufnahmen aus zwei der vier Abteilungen des Museums. Der Saal mit der prähistorischen Sammlung sei fast leer gewesen; keine Bilder gebe es vom Saal für islamische Altertümer, der Gegenstände von unschätzbaren Wert beherberge, so Jumaili.
Der Wissenschaftler vermutete, die IS-Extremisten hätten lediglich schwer transportable Exponate vor laufender Kamera zerschlagen. Er glaube, die kleineren Stücke seien in die Türkei und nach Syrien geschmuggelt worden. Dabei hätten die Milizen Teile der assyrischen Abteilung „geopfert“, um die Museumsbestände aus der antiken Stadt Hatra und der islamischen Kunstgeschichte zu bewahren.
Nach Aussagen irakischer Archäologen hätten die Islamisten seit der Einnahme Mossuls im Juni mindestens 42 kulturell bedeutsame Stätten geplündert oder zerstört, berichtete Al-Dschasira. Hauptsächlich handle es sich um Moscheen und Heiligtümer der Abbassidenzeit (ca. 750-1400) und jahrhundertealte Kirchen.