Folgen eines Feindbildes: Presseerklärung des Netzwerkes Muslimische Zivilgesellschaft über die Zunahmen gewaltsamer Angriffe gegen Musliminnen

Wien (ots). Wir, die Frauen des Netzwerks Muslimische Zivilgesellschaft, beobachten, dass es vor allem in den letzten Monaten zu einer beachtenswerten Zunahme an gewaltsamen Übergriffen auf als muslimisch erkennbare Frauen gekommen ist.

Dokumentierte Angriffe auf Musliminnen zeigen den allgegenwärtigen Hass, der in physische Gewalt mündet. Es handelt sich in der momentanen Situation nicht mehr nur um vereinzelte, verbale Attacken, sondern vielmehr um gezielte, antimuslimische Übergriffe, die rassistische sowie sexistische Hintergründe vermuten lassen. Diese äußern sich in Beschimpfungen, Bespucken, Schlagen sowie dem Herunterreißen von Kopftüchern.

Die österreichische Gesetzgebung sowie Exekutive ignorieren Hassverbrechen („hate crimes“) weitläufig, indem sie lediglich als Beschimpfungen abgetan und strafrechtlich nicht weiter verfolgt werden. Durch die Hetze, die österreichische Medien sowie sogenannte Islam- und DeradikalisierungsexpertInnen gegen muslimische BürgerInnen betreiben, verstärkt sich das Feindbild und wir werden immer mehr zur Zielscheibe.

Unsere Sicherheit darf nicht von medialen Diskursen abhängig sein!

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Wir, die Frauen des Netzwerks Muslimische Zivilgesellschaft, werden daher einen selbstorganisierten Selbstverteidigungskurs für muslimische Frauen anbieten und Anlaufstellen sowie Möglichkeiten rechtlicher Verfolgung in verschiedenen Sprachen als Information bereitstellen. Wir ziehen zudem in Erwägung ein eigenes Dokumentationsarchiv einzurichten.

Dass hier weder das Frauenministerium noch Interessensvertretungen ihre Aufgabe wahrnehmen, für Frauenrechte einzustehen und Gegenstrategien zu entwickeln, zeigt, dass eine Erweiterung des feministischen Horizonts nötig ist, da auch Intersektionalitäten nicht ausreichend erkannt werden. Österreich muss lernen Musliminnen zuzuhören!

Unsere Forderungen an die Exekutive lauten:
– Wir fordern eine Strafbarmachung von Hasskriminalität in Österreich
– Wir fordern seitens der Polizei ein Dokumentieren rassistischer sowie sexistischer Übergriffe
– Wir fordern die Einrichtung einer frauenspezifischen Anlaufstelle für Betroffene von antimuslimischem Rassismus
– Wir fordern subventionierte Selbstverteidigungskurse für muslimische Frauen

Rückfragen & Kontakt:
Frauen des Netzwerks Muslimische Zivilgesellschaft
frauen@dieanderen.net
www.dieanderen.net