Hamburg (KNA). Nach den Anschlägen von Paris ruft der Hamburger Friedensethiker Heinz-Gerhard Justenhoven dazu auf, im Kampf gegen Terrorismus an dessen Ursachen anzusetzen. Die Rede von einem „Krieg“ gegen die westliche Welt, auf den mit Krieg reagiert werden müsse, erinnere „in fataler Weise an die gleichen Reaktionen auf die 9/11-Anschläge in den USA, die zu dem Krieg in Afghanistan geführt haben“, erklärte der Direktor des katholischen Instituts für Theologie und Frieden am Montag in Hamburg. Dieser Krieg habe weder den islamistischen Terrorismus besiegt noch die Taliban in Afghanistan, so der Theologe.
Stattdessen müsse „der notwendige Kampf gegen den Terrorismus“ auf seine Ursachen schauen, erklärte Justenhoven weiter. Die Frage sei, warum sich Menschen „am Rande der westlichen Gesellschaften“ radikalisieren. So hätten Paris und Brüssel, wo die Attentäter nach bisheriger Erkenntnis lebten, ein „Milieu radikalisierter, gewaltbereiter Islamisten, in dem junge Männer sich in einer Weise radikalisieren konnten, dass sie zu solch extremer Gewalt gegen Unschuldige gegriffen haben“.
Hier gehe es offenbar um eine Kombination aus mangelnder Lebensperspektive, gesellschaftlicher Ausgrenzung, Identitätssuche und die Begegnung mit extremistischem Islam. So könnten „Hassprediger“ offenkundig in Moscheen in Europa relativ ungehindert auftreten. „Der Schutz vor bereits radikalisierten Islamisten, die in unseren Gesellschaften leben, obliegt den Geheimdiensten und der Polizei und liegt nicht in militärischen Maßnahmen“, so der katholische Theologe. Eine Beteiligung an oder Verstärkung des militärischen Kampfes gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) in Syrien und Irak führe nicht unmittelbar zum Schutz vor Terroristen in Europa, unterstrich Justenhoven.
Der Krieg in Afghanistan zeige, dass sich politische Probleme, die in Afghanistan, Syrien oder im Irak zur Radikalisierung geführt hätten, nicht mit Waffen lösen ließen. „Mit militärischen Mitteln kann eine Ausbreitung des IS in weitere Gebiete im günstigsten Fall verhindert werden oder können Minderheiten wie die Jesiden geschützt werden“, unterstrich Justenhoven. Das zugrundeliegende Problem der politischen Unterdrückung der Sunniten sowohl in Syrien wie auch im Irak müsse politisch gelöst werden.
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