, ,

Pilgerfahrt zwischen KI und Hitze. Die Hajj 2025 erreicht ihren Höhepunkt

hajj
Foto: Leo Morgen, Adobe Stock

Millionen Pilger sind nach Mekka für die Hajj 2025 gekommen. Jetzt beginnen ihre wichtigsten Rituale. Ihre Organisationen haben mit Herausforderungen wie Hitze zu kämpfen.

Mekka/Jeddah (KNA, dpa, iz). Ab Mittwoch schlägt das Herz der muslimischen Welt wieder in Mekka. Für die diesjährige Wallfahrt hat Gastgeber Saudi-Arabien noch einmal erheblich in die Infrastruktur investiert. So sollen die bis zu zwei Millionen während der rund fünftägigen Riten in und um die Geburtsstadt des Propheten Muhammad versorgt und gegen Hitze geschützt werden.

Als Tifa Asrianti vor 20 Jahren erstmals Saudi-Arabien besuchte, konnte sie die Hitze kaum fassen. „Als ich aus dem Hotel ging, war es wie ein Schlag ins Gesicht. Meine Nase blutete und meine Lippen waren vertrocknet.“

Hohe Temperaturen war die Muslimin aus Indonesien gewohnt, aber die trockene Luft am Golf war ein „Schock“, sagt sie. Jetzt reist Asrianti zur Wallfahrt Hadsch nach Mekka, die am Mittwoch beginnt. Sie hofft, diesmal besser vorbereitet zu sein.

Anzeige:
Kurban Tuisa

Bis zum Wochenende waren rund 1,4 Mio. Gläubige aus aller Welt in Mekka des Islams eingetroffen. Das teilten die saudischen Behörden am Sonntag bei einer Pressekonferenz mit. Fast 270.000 wurde demnach der Zugang nach Mekka verweigert, weil sie nicht die erforderlichen Genehmigungen besaßen.

Hitze und Besucherzahlen stellen Organisatoren vor Herausforderungen

Im Juni zeigt das Thermometer in einer der beiden heiligen Städte kaum unter 38 oder 40 Grad Celsius, auch 50 sind nicht ungewöhnlich. Trotz extremer Hitze werden beim Hadsch wieder Millionen zu den wichtigen Orten wandern. Vergangenes Jahr kamen über mehrere Tage 1,8 Mio. Menschen nach Mekka und Medina.

Wie gefährlich die Temperaturen werden können, zeigte der vergangene Sommer: Über 1.300 Pilger starben bei Hitze von zeitweise mehr als 50 Grad, 2.700 weitere erlitten einen Hitzekollaps. Die meisten der Opfer waren saudischen Behörden zufolge nicht offiziell zur Wallfahrt zugelassen, konnten also vielfach keine Busse, klimatisierte Zelte oder Sammelpunkte mit Trinkwasser nutzen. Schon ein Fußweg von 30 Minuten durch die Mittagshitze kann den Körper hier zur völligen Erschöpfung bringen.

Selbst Pilgernde, die offiziell zugelassen und damit besser vorbereitet sind, sorgen sich. Asrianti überlegte, ihre Wallfahrt auf 2026 zu verlegen, wenn die Hajj voraussichtlich elf Tage früher beginnt, also im Mai und bei dann hoffentlich etwas niedrigeren Temperaturen. Aus Indonesien sowie Pakistan und Indien, wo sehr viele Muslime leben, kommen jedes Jahr die meisten ausländischen Pilger.

Foto: Afif Ramdhasuma, Unsplash

Trockene Haut und Nasenbluten

Dedeh Kurniasih ist schon seit einigen in Monaten in der saudischen Hauptstadt Riad und berichtet, ihr Körper habe sich noch immer nicht angepasst. „Meine Haut ist sehr, sehr trocken“, sagt sie. Die Hitze würde auf der Haut brennen. Auch sie klagt über Nasenbluten und vermisst die hohe Luftfeuchtigkeit aus ihrer Heimat Indonesien.

Einige Strecken zu Fuß gehen will sie während der Wallfahrt trotzdem. „Wenn ich gehe, bin ich glücklich“, erzählt sie. Sie setzt bei der Hitze auf einen Sonnenschirm mit UV-Schutz, drei Liter Wasser am Tag und ausreichend Sonnencreme. Menschenmengen wird sie soweit möglich meiden. „Ich möchte mich nicht in Gefahr bringen. Wo großes Gedränge ist, werde ich zurückbleiben.“

Bis zu 250.000 Mitarbeiter mobilisiert

Mit Blick auf die verbesserte Infrastruktur und den Katastrophenschutz hieß es in der vergangenen Woche von Hajj-Minister Turki al-Rabiah, es seien mehr als 250.000 Helfer engagiert worden, darunter tausende medizinische Fachkräfte.

An den rituellen Orten in und um Mekka – allen voran der Großen Moschee mit der Kaaba – wurden demnach fünf Hektar schattige Flächen zusätzlich geschaffen. Mehr als 400 Kühlgeräte sollen den Hitzekollaps vieler Menschen verhindern. Außerdem werde modernste KI-Technologie eingesetzt, um den Fluss von Informationen und Bildern zu überwachen.

Für den Pilgertransport zwischen den einzelnen Wallfahrtsstätten werden mehr als 25.000 Busse und 9.000 Taxis bereitstehen. Neben 7.400 Straßenkilometern seien auch 247 Brücken gewartet und überprüft worden, um die Sicherheit zu gewährleisten. Zum Einsatz kam in diesem Jahr ein spezielles Asphaltsystem, das die Oberflächentemperatur der Routen um bis zu 12 Grad reduzieren soll.

Foto: Dr. MYM, Adobe Stock

Riesige Investitionen zwingen zu höheren Einnahmen

Inzwischen dürfte Riad allein in den vergangenen Jahren rca.und zwei Milliarden US-Dollar in die Infrastruktur rund um die Hajj investiert haben; ein Mehrfaches davon fließt als Gewinn zurück in die Staatskasse. Auch Fluglinien profitieren durch etliche Sonderflüge nach Jeddah und Medina.

Für Reise und Aufenthalt zahlt ein einzelner Pilger schnell 7.000 bis zu 10.000 Euro. Auch in Deutschland haben sich islamische Reiseveranstalter längst auf entsprechende Rundum-Pakete spezialisiert. Daneben gibt es die ganzjährige „Kleine Wallfahrt“ (die Umra), die die Hajj aber nicht ersetzen kann.

Für die saudische Führung bleibt der Besuch beim Hause Allahs und später beim Propheten die wichtigste staatliche Einnahmequelle nach dem Geschäft mit Öl und Gas.

Die niedrigen Ölpreise und ein laufender, teurer Wirtschaftsumbau setzen die Regierung unter Druck, einen reibungslosen Ablauf bei der Hajj zu sichern und damit hohe Teilnehmerzahlen und Einnahmen in Milliardenhöhe.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert