Die Kurzmeldungen aus dem Inland (Nr. 367) reichen vom Ehrenamt, über den Dialog bis zu Gefahren für die Rechtssprechung.
Uni will Forschungslücke zum Islam schließen
BAYREUTH (KNA). Ein internationales Wissenschaftsprojekt unter fränkischer Mitarbeit soll blinde Flecken in der Islamforschung beseitigen. Bisherige Studien zum globalen Islam konzentrieren sich vor allem auf den Nahen Osten, Südasien oder Europa, wie die beteiligte Universität Bayreuth am 1. Dezember mitteilte. „Lateinamerika und die Karibik werden hingegen weitgehend vernachlässigt, obwohl dort vielfältige muslimische Gemeinschaften existieren.“
Preise für Arbeit mit Flüchtlingen und Religion
BERLIN (KNA/IZ). Sieben Projekte erhielten den diesjährigen Deutschen Engagementpreis. Die Ehrungen wurden am 5. Dezember, dem Tag des Ehrenamts, verliehen. Der Preis ist mit insgesamt 67.500 Euro dotiert. Die Auszeichnung erfolgt in fünf Kategorien: „Anstoßen“, „Verbinden“, „Verändern“, „Bewahren“ und „Ich für uns“. Darüber hinaus gibt es in diesem Jahr zwei Publikumspreise. In der Kategorie „Anstoßen“ wurde das Projekt Teamup von War Child Deutschland für die Arbeit mit geflüchteten Kindern ausgezeichnet. Für „Verbinden“ erhielt Coexister Germany den Preis aufgrund seines Einsatzes für junge Menschen unterschiedlicher Religionen, Weltanschauungen und sozialer Hintergründe.

Foto: OsamaK, via Wikimedia Commons | Lizenz: CC BY-SA 3.0
Radikale nutzen Krisen zur Rekrutierung
BERLIN (KNA). Extremistische Gewalttäter werden nach Einschätzung von Experten immer jünger. „Sowohl Rechtsextremisten als auch Islamisten nutzen globale und gesellschaftliche Krisen für ihre Rekrutierung sehr geschickt“, sagte der Leiter der Nichtregierungsorganisation Violence Prevention Network, Thomas Mücke, am 27. November in Berlin. „Bei Kindern wird immer die moralische Instanz angesprochen, etwa beim Nahostkonflikt. Sie sind leicht beeinflussbar und werden aufgefordert zu handeln, im Sinne von ‘Dabei könnt ihr doch nicht zusehen’“, sagte er. Unabhängig vom Ort seien durch das Internet Kinder und Jugendliche gleichermaßen für Anwerbeversuche gefährdet.
Drei Preise für muslimische Ehrenamtler
BERLIN (IZ). Das Deutsche Muslimische Zentrum Berlin e.V. verlieh bereits am 13. November 2025 zum fünften Mal den Ehrenamtspreis „Nisa“. Ausgezeichnet wurden drei Musliminnen, die sich mit außergewöhnlicher Tatkraft, Empathie und Beständigkeit in ihren Gemeinschaften engagieren. Sie stünden beispielhaft für Solidarität, gesellschaftlichen Zusammenhalt und den Brückenbau zwischen Generationen und Kulturen.

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KRM: Den Dialog trotz Polarisierung fortführen
GERMERSHEIM (KRM/IZ). Am 4. Dezember fand in Germersheim das Jahrestreffen zwischen Vertretern der Deutschen Bischofskonferenz und des Koordinationsrates der Muslime statt. Ein Schwerpunkt lag auf dem christlich-muslimischen Dialog seit dem 2. Vatikanischen Konzil. Des Weiteren fand ein Austausch zu aktuellen Herausforderungen im interreligiösen Dialog statt. Dabei bot sich auch die Gelegenheit, über die Haltung beider Religionsgemeinschaften zum Nahostkonflikt sowie zu Tendenzen der gesellschaftlichen Polarisierung in Deutschland ins Gespräch zu kommen. „Unsere jeweilige religiöse Lehre verpflichtet uns, uns gegen Hass, Gewalt und Diskriminierung zu stellen“, sagte KRM-Sprecher Ali Mete.
Juristin Brandau: Die Justiz ist verwundbar
HAMBURG (IZ). Die Juristin Anna-Mira Brandau warnt im Gespräch mit der „Zeit“, das deutsche Gerichtswesen sei verletzlicher für autoritär-populistische Angriffe, als lange angenommen. Im Interview erläutert sie Ergebnisse des Justizprojekts auf Verfassungsblog, demzufolge vor allem über Personalentscheidungen, Blockaden bei Richterwahlen und die Delegitimierung von Gerichtsbarkeit Einfluss genommen werden kann. Sie sieht Vorboten solcher Strategien bei der AfD und fordert, Gerichte politisch besser zu schützen und die Unabhängigkeit der Justiz gezielt zu stärken.
Angriff auf zwei Zentralmoscheen
HANNOVER (IZ). In Hannover sind in der Nacht zum 9. Dezember die Zentralmoscheen der IGMG und der DITIB Ziel von Übergriffen geworden. Unbekannte verschandelten die Gebäude mit antimuslimischen Parolen und verursachten Sachschäden. Die Gemeinden verurteilten die Tat als Angriff auf das friedliche Zusammenleben und kündigten an, ihre Arbeit unbeirrt fortzusetzen. Die Polizei ermittelt wegen politisch motivierter Kriminalität und sucht Zeuginnen und Zeugen.

Foto: DITIB-Bundesvorstand
Die DITIB bestimmt neuen Bundesvorstand
KÖLN (IZ). Der DITIB-Bundesverband hat auf seiner 20. Mitgliederversammlung am 22. November seinen künftigen Vorstand gewählt. Neuer Vorsitzender ist Ramazan Ilıkkan, sein Stellvertreter Muhammet Çatmak. Generalsekretär wurde Eyüp Kalyon, sein Stellvertreter Muhammed Şahin. Als (stellv.) Buchhalter wurden Erhan Akyol und Yasin Öztürk bestimmt. Merve Mert gehört dem Vorstand an. Ilıkkan kündigte an, Projekte u.a. beim Religionsunterricht, der Imamausbildung sowie der Seelsorge auszubauen.
Studie zeigt: In Behörden wird diskriminiert
KONSTANZ (IZ). Eine neue Studie des Exzellenzclusters „The Politics of Inequality“ der Universität Konstanz zeigt: Negative Medienberichterstattung über bestimmte Gruppen von Migranten kann bei der Vergabe von Bürgergeld zu Diskriminierung führen – insbesondere in Regionen, wo Migration generell skeptisch betrachtet wird. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Verwaltung kein neutraler Raum ist“, erklärt Gerald Schneider, dortiger Professor für Politikwissenschaft und Ko-Autor der Studie.

Foto: Deutscher Bundestag, Henning Schacht
Menschen fürchten Rechtsextremismus mehr
ST. AUGUSTIN (IZ). Rechtsextremismus bereitet laut einer neuen Studie der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung vor allem den Bundesbürgern ohne Migrationsgeschichte Sorgen. 74 Prozent von ihnen äußern erhebliche Angst vor rechter Gewalt, unter Menschen mit Migrationshintergrund sind es 66 Prozent, bei Ausländerinnen und Ausländern 55 Prozent. Besonders stark ist die Sorge bei Personen mit Wurzeln in der Türkei und Russland, weniger bei Menschen polnischer Herkunft. Beim Ukraine-Krieg machen 58 Prozent der Deutschen ohne ausländische Wurzeln allein Russland verantwortlich, unter Migranten und Ausländern liegt dieser Wert knapp unter 40 Prozent. Antisemitische Ressentiments sind in allen Gruppen messbar, besonders ausgeprägt bei Türkeistämmigen und Spätaussiedlern.