Riad (dpa). Fast ein Jahr nach ihrer Festnahme hat in Saudi-Arabien der Prozess gegen eine der bekanntesten Frauenrechtlerinnen des Landes begonnen. Die erste Sitzung im Verfahren gegen Ludschain al-Hathlul sei zu Ende gegangen, erklärte der Bruder der Angeklagten, Walid al-Hathlul, am Mittwoch über Twitter.
Saudische Sicherheitskräfte hatten die Aktivistin im Mai vergangenen Jahres zusammen mit anderen Menschenrechtlern festgenommen. Die genauen Vorwürfe gegen sie sind unklar. Ihr Bruder erklärte, bisher wisse niemand, was ihr offiziell zur Last gelegt werde.
Die saudische Staatsanwaltschaft hatte Anfang März mitgeteilt, insgesamt seien im vergangenen Jahr 17 Menschen festgenommen worden. Acht von ihnen wurden demnach vorübergehend wieder auf freien Fuß gesetzt. In saudischen Medien war im Zusammenhang mit den Aktivisten von Gefährdung der Sicherheit und Stabilität des Landes die Rede.
Al-Hathlul hatte sich in der Vergangenheit für das Ende des Frauenfahrverbots in dem islamisch-konservativen Königreich eingesetzt. 2014 war sie zwei Monate im Gefängnis, weil sie am Steuer eines Autos versucht hatte, von den Vereinigten Arabischen Emiraten nach Saudi-Arabien zu fahren. Ihre Festnahme erfolgte rund einen Monat bevor das Frauenfahrverbot im Königreich aufgehoben wurde.
Gegen andere Menschenrechtler sollen der Staatsanwaltschaft zufolge ebenfalls Prozesse eröffnet werden. Human Rights Watch wirft dem Land vor, mindestens vier Aktivistinnen gefoltert zu haben, unter anderem mit Elektroschocks. Saudi-Arabien weist die Vorwürfe zurück.