
Bonn (KNA). Die Stimmung zur Aufnahme von Flüchtlingen hat sich einer Studie zufolge in den vergangenen eineinhalb Jahren in Deutschland kaum verändert. Das geht aus der Studie des Sozialwissenschaftlichen Instituts (SI) der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hervor, die am Freitag in Bonn vorgestellt wurde. Die Meinungen bleiben dabei geteilt: Im östlichen Bundesgebiet überwiegt demnach eine skeptische Stimmung, im Westen tendiert sie eher zum Positiven.
Nach wie vor sagen laut Studie die meisten Befragten (86 Prozent), dass Deutschland mit der Aufnahme von Flüchtlingen Menschen in existenzieller Not zur Seite steht. Zwei Drittel der Bevölkerung hatten inzwischen persönlichen Kontakt zu Flüchtlingen (69 Prozent im Westen, 57 Prozent im Osten).
Die Sorge, dass die muslimische Kultur künftig den Alltag dominieren könnte, bleibt wenig verbreitet: Im November 2015 äußerten sie 41,3 Prozent; im aktuellen Befragungszeitraum waren es 38,2 Prozent. Andere Sorgen wie die vor wachsendem Rechtsextremismus (76,8 Prozent), vor Schwierigkeiten bei der Suche nach bezahlbarem Wohnraum (74,3 Prozent) oder ansteigender Kriminalität (62,3 Prozent) beschäftigen weiterhin eine Mehrheit der Befragten. Insgesamt machten sie sich jedoch weniger Sorgen als noch vor einem Jahr.
Insgesamt 38,8 Prozent erklärten, abgelehnte Asylbewerber sollten „in jedem Fall“ abgeschoben werden. Auch diese Befragten stimmten jedoch Einschränkungen zu: etwa Abschiebungen nach Straftaten (89,7 Prozent) oder nur dann, wenn den Betroffenen im Heimatland keine Lebensgefahr oder Verfolgung drohe (63,2 Prozent).
Insgesamt sprachen sich 67,8 Prozent für eine Duldung aus, wenn die Familien von abgelehnten Asylbewerbern in Deutschland bleiben könnten; 79,3 Prozent, wenn sie sich eine eigenständige Existenz aufgebaut hätten und 82,3 Prozent, wenn sie schon mehrere Jahre in Deutschland lebten und gut integriert seien.
Bei der Frage nach einer möglichen Lösung für weltweite Fluchtbewegungen sprachen sich 65 Prozent dafür aus, Fluchtursachen zu bekämpfen. Im Einzelnen genannt wurden etwa sichere Lebensbedingungen in der Herkunftsländern (14,5 Prozent), eine Stärkung der Wirtschaft vor Ort (9,8 Prozent) oder ein Ende von Waffenlieferungen (7,2 Prozent).
In fünf Befragungen hatte das SI seit November 2015 die Stimmung zur Flüchtlingssituation untersucht. Im jüngsten Befragungszeitraum im April 2017 wurden 2.019 Menschen befragt.