
(iz). Inmitten des nun in aller Öffentlichkeit ausgetragenen Streites um das Zentrum für Islamische Theologie (ZIT) in Münster muss nach einer Funktion gefragt werden, die geeignet wäre, hier auf Grundlage […]
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(iz). Inmitten des nun in aller Öffentlichkeit ausgetragenen Streites um das Zentrum für Islamische Theologie (ZIT) in Münster muss nach einer Funktion gefragt werden, die geeignet wäre, hier auf Grundlage […]
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(iz). Istanbul wird zweifellos immer mehr zu dem Treffpunkt der islamischen Welt. Im November war die Metropole am Bosporus wieder einmal Tagungsort wichtiger internationaler Konferenzen. Auf dem „Bosporus Summit 4“ eröffnete Staatspräsident Abdullah Gül eine Kontaktbörse für islamische Geschäftsleute und Entscheidungsträger. Im Mittelpunkt der Veranstaltung, die konzeptionell an den Wirtschaftsgipfel in Davos erinnert, stand nicht nur die Rolle der Türkei als Regionalmacht, sondern auch die Rolle des „Nahen Osten“ in der Weltentwicklung. Hier – so auch Staatspräsident Gül – liegen gerade für Europa wichtige Herausforderungen für die nächsten Jahrzehnte. Gül forderte zwar kein Interventionsverbot raumfremder Macht, er rief aber die „islamische Welt“ auf, zunächst selbst aktiv für Lösungen und eine tragfähige Friedensordnung in der Region zu sorgen.
Im Mittelpunkt der aktuellen Sorgen steht dabei aus Sicht der Regierung in Ankara natürlich der ungelöste Syrienkonflikt. Nach einigen Jahren der ökonomischen und politischen Kooperation mit dem Nachbarland, hat sich die Regierung Erdogan schlussendlich für eine harte Anti-Assad Haltung entschieden. Statt Neutralität zu wahren ist das Land nun mehr oder weniger klar auf der Seite der syrischen Opposition. Darin sehen nicht nur Kritiker in der AK-Partei selbst durchaus ein außenpolitisches Abenteuer mit ungewissem Ausgang. Bei aller verständlicher Empörung über die humanitäre Lage, steht auch die Türkei eher ratlos vor der unübersichtlichen Aufsplitterung der Opposition in einige Kleingruppen, deren Agenda auf Dauer kaum abzuschätzen ist. Hinzu kommt, dass sich diese Gruppen immer mehr radikalisieren, je länger der Bürgerkrieg andauert.
Das Dilemma der Türkei ist also offensichtlich. Es gibt bisher keine schnelle Lösung. Noch vor kurzem schien die dynamische Außenpolitik der aufstrebenden Wirtschaftsmacht mühelos neue Räume zwischen Sarajevo und Kairo zu erschließen, zwischenzeitlich wurde Ankara sogar eine „neo-osmanische“ Außenpolitik vorgeworfen. Heute ist die Lage nach den Ereignissen in Kairo und Damaskus verworren und die alte Euphorie über die Rolle als Ordnungsmacht in der Region verflogen. Sicher ist nur, vor den Augen der Weltöffentlichkeit spielt sich jeden Tag eine humanitäre Katastrophe ab. Die UN ist durch die Vetorechte einiger Staaten paralysiert, zum Zuschauen verurteilt und dient eigentlich nur noch, wie Ministerpräsident Erdogan neulich bitter anmerkte, „zum Zählen der Toten“.
Aber, das syrische Problem ist natürlich komplex und die NATO-Staaten angesichts der Rolle des Iran und Russlands mit einigen Gründen nur verhalten aktiv. Der außenpolitische Coup Russlands, nach dem schrecklichen Giftgas-Angriff auf die Zivilbevölkerung, einen bevorstehenden Angriff der USA mit einer Abrüstungsinitiative zu kontern, hat die Kriegsdynamik vorerst beendet. Die Lösung passt auch zur Tendenz in den USA zur „Eisenhower-Doktrin“ zurückzukehren, sich also weniger als Weltpolizist aufzuführen und die eigenen Interessen pragmatischer zu verwalten. Der diplomatische Vorstoß Russlands in Sachen Syrien kam insoweit nicht ganz zur falschen Zeit. Im Moment muss Russland Ergebnisse bei der Abrüstung der Chemiewaffen liefern, Washington spielt dagegen auf Zeit. In Russland und den USA gibt es zudem Stimmen, die dafür plädieren, den Bürgerkrieg einfach sich selbst zu überlassen, denn auf beiden Seiten kämpfen schließlich „bad guys“ gegeneinander. Natürlich wäre ein Zerfall des syrischen Staates, unter den Bedingungen eines Bürgerkrieges, das Ende der Idee „multiethnischer und multikonfessioneller“ Staaten. Einher ginge diese Entwicklung mit dem fatalen Eingeständnis der Muslime in der Region, kein Garant mehr für das Wohlbefinden und die Sicherheit von Minderheiten zu sein.
Man könnte nach diesen Lektionen der Realpolitik zur Tagesordnung übergehen, wäre da nicht nach wie vor das unerträgliche Leid der Zivilbevölkerung. Nicht weit von dem „Bosporus Summit“ befasste sich eine andere Konferenz mit der unerträglichen Lage der Syrer. Die „Lawyers International Islamic Organization“, ein Ableger der saudischen Muslim World League, befasste sich mit dem Konflikt und seinen Implikationen für das internationale Recht. Im Kern gingen über 120 anwesende Juristen schlicht der Frage nach, ob das Regime Assad vor dem internationalen Gerichtshof zur Verantwortung gezogen werden könne. Viele Muslime, aus deren Sicht Asad schlicht ein Kriegsverbrecher ist, verstehen nicht, warum die Taten des Diktators keine Rechtsfolgen oder Anklagen auslösen.
Zur „Einstimmung“ auf die Konferenz wurde dann auch ein Video über schlimmste Kriegsgreuel gezeigt. Der Rechtsberater der syrischen Opposition, Haitham al Maleh, wies dann auch in seiner Rede jeden Ansatz mit dem – aus seiner Sicht – „Mörder“ Asad zu verhandeln schroff zurück. Zahlen, die der Oppositionelle bitter präsentierte, verstören tatsächlich noch immer. Über 120.000 Tote, davon etwa 15.000 Kinder, unzählige Verletzte und Millionen Flüchtlinge sind die traurige Bilanz des Schreckens. Al Maleh, der unter dem Vater des aktuellen Präsidenten 7 Jahre in einem syrischen Gefängnis verbrachte, berichtete von hunderten Kilogramm Akten, welche die Kriegsverbrechen des Regimes eindeutig belegen könnten. Der Sprecher der UNIW, einem Dachverband islamischer NGOs, Ali Kurt, sprach ebenfalls von tausenden Dokumenten die seiner Organisation vorliegen. Zwar ist dieses Material bisher nicht ins Englische übersetzt und kann deswegen juristisch nicht von unabhängiger Seite bewertet werden, allerdings liegt es natürlich nahe, diesen Vorwürfen auch rechtlich nachzugehen.
Seit Jahren beklagen Muslime, dass der internationale Gerichtshof in diesen Angelegenheiten scheinbar nur sehr schwerfällig vorgeht. Es ist jedoch nicht unmöglich, dass der Gerichtshof, der politische Bevormundung stets abstreitet, agiert. Die bosnische Juristin Vasvija Vidovic hat nicht nur jahrelang Beweismaterial gegen die Regierung Milosevic gesammelt, sondern stand auch langjährig unter Todesdrohungen serbischer Extremisten. Vor Jahren habe ich die couragierte Frau in Sarajevo besucht, die lange Zeit im Alleingang die Beweise für einen der spektakulärsten Strafprozesse Europas zusammengetragen hat. Sie weiß also aus leidvoller und langwieriger Erfahrung, wovon sie spricht. Auf der Konferenz verteidigte sie trotz mancher Unzulänglichkeit das System des internationalen Strafgerichtshofes. Doch, so Vidovic, Erfolg ist möglich, vor allem müsse dagegen fortlaufend auch eine interessierte Öffentlichkeit hinter diesen Verfahren stehen.
Eine Beobachtung, die viele Juristen, die Erfahrung mit den Verfahren in Den Haag haben, teilen. Der Autor dieses Berichtes, selbst Rechtsanwalt, hat ebenfalls eine Eingabe an den Staatsanwalt in Den Haag bezüglich der jüngsten Übergriffe gegen die Rohingya in Birma eingereicht. Nach der Erteilung einer Registrierungsnummer ist es aber oft schwer, ohne entsprechenden Druck der Öffentlichkeit, mit dem Staatsanwalt weiter in Kontakt zu treten oder zu kommunizieren. Ob und wie die Den Haager Staatsanwaltschaft ermittelt, bleibt so in einigen Fällen eher unklar. Hier spielt das öffentliche Interesse, bis hin zu Medienberichten und Konferenzen, eine wichtige Rolle.
Fakt ist, so zumindest die Meinung vieler Teilnehmer der Konferenz, dass der Internationale Strafgerichtshof im Falle Syriens bisher nicht losgelöst von politischen Vorgaben agiert. Dies liegt auch an der Konstruktion der Römer Verträge, die der Gerichtshof 1998 konstituierte, die aber von vielen Staaten nicht ratifiziert wurden. In Staaten wie den USA, Israel und natürlich auch Syrien, welche die Römer Verträge nicht gezeichnet haben, hat der Staatsanwalt zunächst keine „automatischen“ Befugnisse.
De facto muss der Staatsanwalt nur ermitteln, wenn ihn der UN-Sicherheitsrat dazu auffordert, er kann jedoch auch selbständig und in jedem Land ermitteln, wenn Eingaben und Vorwürfe das Vorliegen eines Genozids oder schwerer Kriegsverbrechen nahelegen. Im Falle Syriens hat der Sicherheitsrat, wegen des Vetos von China und Russland keine Schritte unternommen. Es macht dennoch Sinn, eindeutiges Beweismaterial gegen das Regime Asad oder sonstiger Akteure der Den Haager Staatsanwaltschaft zuzuführen, auch wenn die Staatsanwaltschaft immer wieder unter einigem politischen Druck steht und auch weder über Personal noch Mittel verfügt, allen Vorwürfen sofort nachzugehen.
Auf der Konferenz wurde teilweise kontrovers diskutiert, inwieweit der Bürgerkrieg erfolgsversprechend auch mit juristischen Mitteln begleitet werden kann. Dabei gab es durchaus Stimmen, die in dem Engagement internationaler Gerichte nur eine lästige Einmischung in das Kriegsgeschehen sehen. Einige Juristen wollen sich schon lieber mit einer Rechtsordnung für die „befreiten“ Gebiete in dem auseinander fallenden Land befassen. In der Schlusserklärung wurde dann auch nicht ausdrücklich die Anklage gegen Asad eingefordert, eine Gruppe von spezialisierten Rechtsanwälten soll aber derartige Klagen und Begründungen vorbereiten.
Fazit: Es ist sehr wichtig, dass internationale Gruppen von Juristen die Geschehnisse in Syrien genau beobachten. Mittelfristig könnte der Internationale Gerichtshof die Verbrechen in der Region nach dem Vorbild Bosniens durchaus aufarbeiten. Dabei dürfen sich gerade muslimische Juristen nicht politisch instrumentalisieren lassen. Leider wurden auf der Konferenz etwaige Kriegsverbrechen der Oppositionellen oder Übergriffe gegen Minderheiten nicht ausdrücklich verurteilt oder angesprochen. Für die Glaubwürdigkeit der Konferenz, gerade aus islamischer Sicht, wäre es meines Erachtens jedoch wichtig gewesen, diese Vorkommnisse nicht einfach nur als „Notwehr“ abzuhaken.
Am Ende scheint ein Waffenstillstand die Bedingung zu sein, um die Anarchie und Rechtlosigkeit in Syrien schnell zu überwinden. In der Zeitschrift „Internationale Politik“ hat es die Politikwissenschaftlerin Bassma Kodmani, wie ich finde, ganz gut auf den Punkt gebracht: „Im Prinzip ist ein Waffenstillstand am gefährlichsten für das Regime“.
(iz). Das Interessante am Publicity-Rummel ist, dass alle ihn ernst nehmen, auch wenn sich am Ende nichts ereignet. Ein Geschmack vom Verhältnis zwischen Hype und Realität konnten Deutschlands Muslime in den letzten Jahren in Sachen Halal-Lebensmittel machen. Obwohl angesagte Branding-Firmen wie der US-Riese Ogilvy gar, die auf Muslime spezialisierte Tochterfirma Ogilvy-Noor gründete, und eine globale Halal-Konferenz die nächste jagt, ist von dem Trend beim deutschen Verbraucher nichts zu spüren.
Das soll nicht heißen, dass so mancher Branchenriese der Industrie nicht mit „Halal-“Industrieprodukten horrende Gewinne einfahren würde, aber der Hype hat sich noch nicht einmal in den Produktregalen der tristen Lebensmitteldiscounter niedergeschlagen. Zu verängstigt reagierte bisher die Führung des deutschen Einzelhandels.
Genauso verhält es sich „am Boden“ mit dem sagenumwobenen „Islamic Banking“ beziehungsweise dem Zweig der Finanzindustrie, der auf den muslimischen Endverbraucher abzielen soll. Anders als in Großbritannien – einem Zentrum der globalen Finanzindustrie – lässt der Antrag einer türkischen Bank auf die Erteilung einer Vollbanklizenz durch die deutsche Aufsichtsbehörde BaFin seit einiger Zeit auf sich warten.
Bisher sieht es mau aus
Sehen wir vom PR-Rummel und der oft wiederholten Beteuerung ab, backt das so genannte „Islamische Finanzwesen“ hier seit Jahren eher kleine Brötchen. Von der Handvoll unabhängiger Finanzdienstleister und Agenturen, die zumeist als Zwischeninstanzen für so genannte „scharia-kompatible Anlageformen“ beziehungsweise konventionelle Modelle – wie Edelmetalldepots, die mit dem islamischen Recht vereinbar sind – werben, geht es daheim eher ruhig und beschaulich zu. Diese Vermittlungsfirmen, deren Hauptgeschäft aus Provisionen besteht, finden ihre Kundschaft oft auf Veranstaltungen von Muslimen, wo sie mit Infoständen und als Sponsoren vertreten sind.
Am mangelnden Interesse von Muslimen, die etwas auf die Hohe Kante legen wollen, oder die auf der Suche nach islam-kompatiblen Kaufverträgen sind, kann es nicht liegen. Seit Jahren erhalten wir im Rahmen unserer redaktionellen Arbeit regelmäßige Anfragen von Lesern und Freunden. Diese Fragen sind relativ häufig: Was soll ich mit Zinsen machen, die ich für meine Einlage bekommen? Wie kann ich den Kauf meines neuen Autos finanzieren, ohne dafür Zinsen zahlen zu müssen? Wer vermittelt mir Optionen für den Kauf eines Hauses jenseits der konventionellen Möglichkeiten? Bisher fällt es schwer, auf diese Frage eine plausible und befriedigende Antwort zu geben.
Muslimische Verbände begrüßen Entwicklung
Wenn es nach einigen muslimischen Verbänden in Deutschland geht, soll sich das bald ändern. Die Vorlage des britischen Premiers Cameron (siehe S. 17) auf dem diesjährigen World Islamic Economic Forum, London zum führenden Handelsplatz für „islamische Anlageformen“ machen zu wollen, begrüßten der Zentralrat der Muslime und auch der Islamrat den Verstoß. Beide forderten die Bundesregierung auf, die Bedingungen auch in Deutschland für das „Islamic Banking“ vorteilhaft zu gestalten. Ali Kizilkaya, Vorsitzender des Islamrates, erklärte seine Zustimmung: „Es ist erfreulich, dass alternative Wirtschaftsformen gesucht und anerkannt werden.“
Bereits im Mai 2012 forderte der Verantwortliche des Zentralrates der Muslime für die „Islamic Finance“, Michael Saleh Gassner, „mögliche Anbieter auf, die Muslime als Kundensegment wahrzunehmen und das attraktive Potenzial zu nutzen“. Und am 19. Januar 2013 beschäftigte sich die Islamische Gemeinschaft Milli Görüs (IGMG) auf einer „hochkarätig besetzten Veranstaltung“ (so die Frankfurter Rundschau) mit „dem Islamischen Bankwesen“. Der Zentralrat wurde bereits vor geraumer Zeit selbst Akteur in der Debatte um die „Islamic Finance“. So half er der Westdeutschen Landesbank (WestLB) bei der „Zertifizierung“ eines „risikoreduzierten Investments in die zehn größten islamkonformen Unternehmen Deutschlands“.
Kritik vom Experten
Konträre Meinungen zur „Islamic Finance“ kommen in den Stellungnahmen und Events muslimischer Organisationen und auf akademischen Veranstaltungen (für Anfang 2014 ist ein Symposium an der Universität Osnabrück vorgesehen) bisher nicht vor, obwohl diese eigentlich auf einer qualifizierten Ebene zu finden sind.
Ein muslimischer Jurist und Fachmann, der ungenannt bleiben wollte, sprach von seinen großen Zweifeln bezüglich der geplanten Anleihe von London. „Grundsätzlich würde ich diese Anleihe wie jede andere einschätzen. Komplizierend kommt hinzu, dass sie als ‘islamisch’ bezeichnet wird und die Frage, wie die muslimische Community darauf reagieren wird. Dies alles löst weitere Beobachtungen aus: a.) unser Umgang als Gemeinschaft mit Banking als solche, b.) unsere Einstellung zu Wirtschaftsethik, Armutsfragen und natürlich auch zum Kapitalismus“, beschreibt der international aktive Fachmann das britische Vorhaben, welches in Deutschland ein solch positives Feedback erhielt.
Das Projekt dürfte die Form von Sukuk annehmen. Wahrscheinlich werde die Einkommenssumme am LIBOR [tagesabgängiger Interbanken-Zinssatz] „gefixt“ und es dürfte auch eine Auffangklause geben, wenn bestimmte Rückflusssummen wegen des gefixten LIBOR-Tatbestands nicht erfüllt würden. „So wird im Prinzip ein fixierter Rückfluss erzeugt. Das ist dann identisch mit einem Zinssatz. Auch wenn ich die Einzelheiten nicht kenne, ist dies der Regelfall. Es würde mich wundern, wenn sie jetzt ein neues, revolutionäres Produkt einführen würden“, war seine ernüchternde Einschätzung.
Die Zweifel wachsen
„Grundsätzlich ist mein Problem mit dem ‘Islamic Banking’, dass das, was ‘scharia-konform’ genannt wird, überwiegend von Gelehrten besiegelt wird, die auch von diesen Banken bezahlt werden. Jeder Anwalt kann eine Meinung äußern. Nur ein Richter kann entscheiden, ob diese Ansicht etwas taugt oder nicht. Leider haben wir, soweit es Fatwas betrifft, kein Gericht in der Welt, dass autorativ entscheiden könnte, ob eine bestimmte islamische Meinung scharia-konform ist oder nicht“, ist der grundlegende Zweifel unseres Gesprächspartners.
Die öffentliche Positivität muslimischer Organisationen gegenüber dem Vorschlag Camerons sei für ihn ein „Werbegag“. „Die Verbände haben nicht das notwendige Know-how beziehungsweise nicht die nötige, diversifizierte Meinung. Sie folgen einer Schule zu Ungunsten einer anderen und werden wahrscheinlich einseitig beraten“, lautet seine Kritik. Er bedauere, dass die hörbaren muslimischen Stimmen „nicht bankkritischer“ seien.
Außerdem werde übersehen, dass das Ziel gar nicht „Ali“ und „Fatima“ in Deutschland seien, sondern die großen Bestände „an Liquidität am Golf und in Asien“. Indien alleine verfüge über 400 Millionen Muslime. Da reiche „nur ein kleiner Anteil“.
Ganz konkret sind weitere Zweifel an „Islamischen Banken“ angebracht. Jeder Rechtsanwalt oder Ökonom wird auch in einigen modernen Finanzprodukten „islamischer Banken“ schnell den einen oder anderen Taschenspielertrick erkennen. Dazu gehört die Umwertung der Murabaha-Verträge (s.u.), die einen großen Platz in der „Islamic Finance“ einnehmen.
(iz). Der Lehrbrief, in dem ein Meister des inneren oder äußeren Wissens seinen Schülern – aber auch einem weiteren Kreis von Leuten – Ratschläge und Hilfestellungen gibt, hat eine lange […]
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(iz). In der letzten Zeit erhitzte kaum ein Thema die Diskussion unter Muslimen so sehr wie Aspekte der „islamischen Theologie“ – insbesondere medial verstärkte Thesen und Meinungen Einzelner. In Stellungnahmen, […]
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„Es gibt sehr viele Muslime, welche die Debatte wirklich sehr differenziert verfolgen, gerade unter jungen Muslimen, und die bei Professor Khorchide interessante Aussagen finden, die sie unterstützen würden. Aber genauso […]
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(iz). Vorweg: Mit dem Besuch des Zentrums für Islamische Theologie Münster würdigt der Bundespräsident, dass an deutschen Hochschulen neben der christlichen Theologie nun auch der islamische bekenntnisorientierte Glaube gelehrt wird. Dies rechnen wir Herrn Gauck hoch an, weil damit ein wichtiges integrationspolitisches Zeichen gesetzt wird. Schließlich hat ja sein Amtsvorgänger auch die islamische Theologie an der Uni Osnabrück besucht.
Dennoch darf nicht hinweggetäuscht werden, dass es derzeit erhebliche Kritik und Unstimmigkeiten über die Vorgänge im Zentrum für Islamische Theologie mit seinem Leiter Mouhanad Khorchide und dessen Publikationen gibt.
Khorchide erhielt die Zustimmung durch die islamischen Religionsgemeinschaften, die Grundlagen der Religion in Münster zu vermitteln und angehende Lehrer auszubilden. Nun zeigt sich durch seine Verlautbarungen in Interviews oder Büchern allerdings, dass er von dieser Linie abkommt. Die Gefahr besteht, dass Khorchide die mit islamischen Gemeinschaften auf der Basis des Grundgesetzes – also bekenntnisorientiert und frei von staatlichem Einfluss – ausgemachten Spielregeln ignoriert.
Die vier im Koordinationsrat (KRM) zusammengeschlossenen muslimischen Religionsgemeinschaften, darunter auch der Zentralrat der Muslime in Deutschland sind darüber ebenso besorgt. Wir bekommen täglich Briefe von unseren Gemeindemitgliedern, und auch Studenten aus Münster, die sich beschweren. Dort werden Inhalte beschlossen und Professoren bestellt – über die Köpfe der Religionsgemeinschaften hinweg. Münster agiert nicht entsprechend den verfassungsrechtlichen Vorgaben, wonach Lehrinhalt und Lehrpersonal in Abstimmung mit den Religionsgemeinschaften festgelegt werden sollten. Denn dies kann nur geschehen, wenn der Beirat, an dem die Religionsgemeinschaften beteiligt sind, funktionsfähig ist. Dies war er aber bis dato nicht. Wir haben uns bisher mit Kritik zu rückgehalten, aber man kann angesichts der Fehlentwicklungen nicht mehr einfach schweigen.
Zudem will der Leiter des Zentrums ja offenkundig diese Mitsprache auch noch ganz kappen, dies hat er jedenfalls mehrfach in Interviews gesagt und zudem spricht er den islamischen Religionsgemeinschaften theologischen Sachverstand ab. Das ist keine Grundlage für vertrauensvolle Arbeit. Sein Mandat ist explizit auf diese Zustimmung aufgebaut, weil bekenntnisorientierter Glaube vermittelt werden soll und keine Orientalistik. Zudem sieht die Verfassung vor, dass die Lehrerlaubnis durch die Religionsgemeinschaft begründet wird. Khorchides Vorstoß bedeutet im Umkehrschluss, dass er sich selbst diese Befähigung geben und alleiniger Master islamischer Rechtsprechung werden will. Es ist unhaltbar, dass solch ein Konsortium, das sich explizit gegen die Vorgaben des Wissenschaftsrates setzt, weiter Bundesgelder bekommt. Solche Vorstöße sind in der Öffentlichkeit vielleicht schick, weil sie gegen muslimische Verbände gerichtet sind. Sie gefährden aber nachhaltig den Standort Münster.
Der KRM wird zudem in Kürze ein Gutachten herausgeben, das ausgewiesene Theologen erstellen, in dem wir sachlich Punkt für Punkt seine sogenannte Theologie der Barmherzigkeit vor dem Hintergrund des reichen Fundus islamischer Geistesgeschichte genauer unter die Lupe nehmen. Der Islam ist in Deutschland vergleichsweise eine sehr junge Wissenschaft. Da brauchen wir Professorinnen (und auch Professoren), die zunächst einmal die reichhaltige Geistesgeschichte aufarbeiten. Und das heißt: Monografien und analytische Bibliografien sprachlich und kulturell in den deutschen Sprachraum zu bringen, also Grundlagenforschung inklusive terminologische Aufarbeitung. Vor dem Experiment kommt die Bestandsaufnahme, sonst bleibt das Experiment eine Luftblase. Im Bereich Monografien und Bibliografien haben bislang nur Orientalisten gearbeitet, die aber anders an die Texte herangehen als bekenntnisorientierte Wissenschaftler. Es geht mir überhaupt nicht um Linientreue oder so. Aber eine Jahrhundert alte Geistesgeschichte mit exzellenten wissenschaftlichen Arbeiten plus Glaubensvermittlung lässt sich nicht platt in liberale oder konservative Kategorien einordnen. Das aber suggeriert, vielleicht ungewollt, Khorchide. Er „spinnt“ damit das ohnehin weit verbreitete Spiel des Böse-Muslim- gute Muslim: Hier der liberale, gemäßigte Reformer, oder dort die verbohrten, konservative bis extremen Verbände. Das kommt in Teilen der Gesellschaft vielleicht gut an, hat aber mit den Gegebenheiten der Realität nichts gemein.
Und eins muss jedem klar sein: Eine assimilierte Islamlehre raubt Deutschland und den jungen Muslimen die Chance die noch in den Kinderschuhen befindliche Islamische Theologie zu etablieren. Was nützt es, wenn man Theologie an der Mitte der Muslime vorbei betreibt, um die vermeintlichen Hoffnung die nichtmuslimische Mehrheitsgesellschaft zufrieden zu stellen? Damit verspielen wir nur das Vertrauen der muslimischen Mehrheit. Und machen wir uns nichts vor: Die Theologie lebt von Glaubwürdigkeit und dem Vertrauen der Gläubigen – umso mehr als das es im Islam keinen Kirchendogmatismus gibt. Dieses Vertrauen ist auch notwendig, weil die dort an den Lehrstühlen ausgebildeten Lehrerinnen und Imame ja später in den Gemeinden und Schulen auch arbeiten sollen.
Zudem befürchte ich, dass der gegenwärtige Vertrauensschaden in Münster die radikalen Ränder stärkt. Dies kann man jetzt schon an der Art und Weise der Proteste der Neo- Salafisten gegenüber Münster beobachten. Eine Person zum Ungläubigen zu erklären, was wir religiös rundweg ablehnen, ist Populismus und gleichsam hochgefährlich. Exkommunikation gibt es im Islam nicht und ich weise die in diesem Zusammenhang gebrachten „Anschuldigungen“ gegen Herrn Khorchide entschieden zurück. Er bleibt selbstverständlich unser muslimischer Bruder.
Aber in der Theologie, also einer Wissenschaft, muss man sich kritisch mit seiner wissenschaftlichen Arbeitsweise und seinen Thesen hinsichtlich deren Präzision, Intersubjektivität und Begründbarkeit auseinandersetzen dürfen. Dies ist das Rationalitätspostulat der Wissenschaft. Niemand ist unfehlbar, weder Khorchide noch die Theologen der muslimischen Religionsgemeinschaften – wir alle können durch sachlich vorgetragene Kritik nur voneinander lernen. Durch die Kritik aus der Community sehe ich daher auch einen Lernprozess bei allen. Dies stimmt hoffnungsvoll, denn es ist niemandem geholfen, wenn man Kritik als persönliche Kränkung versteht und sich dann in eine Opferrolle begibt. Der Besuch Herrn Gaucks kann daher viele Diskussionen diesem Bereich aufstoßen und dazu beitragen, dass das Ganze zu einem guten Ergebnis führt.
Die Einstellung des gemeinsamen Projekts zur Gefängnisseelsorge hat Berliner Muslime vor den Kopf gestoßen. Die in der Arbeitsgemeinschaft Muslimische Gefängnisseelsorge e.V. organisierten Institutionen reagieren mit der Absage des Berliner Islamforums. […]
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Die internationale Gemeinschaft steht an der syrischen Grenze Gewehr bei Fuss. Nicht nur politisch und militärisch sondern hauptsächlich humanitär. Das Abwarten ist nicht ohne Grund, aber für die Betroffenen in Syrien nicht erklärbar. Es braucht dringend eine Anpassung der humanitären Strategie an eine neue Realität bewaffneter Konflikte. Internationale Organisationen stehen in der Kritik, sich vor den Risiken zu drücken.
(iz). Für Zehntausende Menschen, die durch den verheerenden Taifun auf den Philippinen obdachlos wurden, wurde sehr rasch Hilfe geleistet. Helikopter des US-Flugzeugträgers „USS George Washington“ und Armeeflugzeuge warfen Versorgungsgüter über die Regionen ab. Innert kürzester Zeit wurden Nahrungsmittel verteilt, ebenso wie Hygienekits, Kochutensilien und Material für temporäre Unterkünfte. Alle westeuropäischen Zeitungen präsentierten endlose Listen der Kontonummern für Spenden von dutzenden Organisationen.
Der gleichzeitige Appell der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften (IFRC) um Hilfe für syrische Flüchtlinge verhallte weitgehend ungehört im Wirbel um den Taifun „Haiyan“ in Südostasien. Im, am 18. November veröffentlichten – und bereits dritten – revidierten Nothilfe-Appell des IFRC in rund zwei Jahren bittet die in Genf ansässige Organisation um zusätzliche 36 Millionen Euro für Flüchtlinge in der Türkei und 35 Millionen Euro für Flüchtlinge im Libanon, im Irak und in Jordanien für die nächsten sechs Monate. Das Schlimme am „Taifun“ in Syrien ist, dass dieser schon seit drei Jahren wütet und kein einziges Nahrungsmittelpaket abgeworfen wurde.
Frust bei der Bevölkerung
Laut Angaben des Uno-Flüchtlingshilfswerks UNHCR vom 6. November sind 9,3 Millionen Menschen vor der Gewalt in Syrien geflohen, 3,2 Millionen davon ins Ausland (siehe weiter unten). Die große Herausforderung besteht darin die rund 6,5 Millionen Binnenflüchtlinge, so genannte IDP's (internally displaced people), in Syrien selbst mit humanitärer Hilfe zu versorgen. Vor allem jetzt, wo der Winter einsetzt, eine schier unmögliche Aufgabe da das UNHCR und die Weltgesundheitsorganisation WHO in Syrien nur mit Genehmigung der Regierung von Präsident Bashar al-Assad tätig sein dürfen, in der Praxis also gar nicht. Nach dem Ausbruch von Polio in Syrien werden in den umliegenden Ländern zwar massenweise Impfungen durchgeführt, in Syrien selber aber nicht oder kaum.
Die Tatsache, dass es auch etwas mehr als 980 Tage nach Ausbruch der Feindseligkeiten nicht möglich ist Lebensmittel, Decken, Matratzen, Hygiene- und Babyartikel und Medikamente in grösseren Mengen nach Syrien zu entsenden sorgt nicht nur für Frust bei den Hilfsorganisationen, sondern vor allem bei der syrischen Bevölkerung selber. Dass der Taifun „Haiyan“ in Nordeuropa in zwei Tagen mehr Spenden auslöst als die Höhe des Betrags, wofür die Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften fast auf den Knien bitten müssen, muss den Opfern der gewalttätigen Auseinandersetzungen in Syrien wohl wie Hohn in den Ohren klingen.
Kein Zugang, wen kümmert’s?
Obwohl man theoretisch mit jedem Flüchtlingskind per Handy Kontakt aufnehmen kann, steht die internationale Gemeinschaft ratlos an der syrischen Grenze Gewehr bei Fuss. Nicht nur politisch und militärisch sondern hauptsächlich humanitär. Das UNO-Büro für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) in der Türkei arbeitet zwar auf Hochtouren an Lösungen, dennoch sind den UN-Organisationen wie das UNHCR oder der Unicef die Hände gebunden. Das Gleiche gilt für andere internationalen Akteure wie die Nobel-Preisträgerin „Ärzte ohne Grenzen“, aber auch „Islamic Relief“.
Keine einzige Organisation ist wirklich im Bürgerkriegsland Syrien tätig – außer das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK), das hauptsächlich Verhandlungen über den Zugang humanitärer Hilfe führt. Der Generaldirektor des IKRK, Yves Daccord, führt dies vor allem auf den Zweifel an der Glaubwürdigkeit, ja das fehlende Vertrauen in die internationale Gemeinschaft zurück. Am Humanitären Kongress Ende Oktober in Berlin, organisiert unter anderen von „Ärzten ohne Grenzen“, „Médecins du Monde“ und dem Deutschen Roten Kreuz war das Thema „No Access! Who Cares? How to reach people in need“ (Kein Zugang, wen kümmert’s? Wie Menschen in Not erreichen?).
IKRK-Chef Yves Daccord, der dort die Eröffnungsrede hielt, verlangte von den Hilfsorganisationen mehr Präsenz in den Konfliktzonen. Daccord kritisierte auch das so genannte „Outsourcing of Risks“, die Auslagerung von Risiken, die von der „westlichen humanitären Industrie“ in den vergangen Jahren zur Praxis gemacht wurde. Die Organisationen hätten den Mut verloren, mit Leuten zu verhandeln, an deren Händen Blut klebt. Die Unparteilichkeit verlange aber genau dies.
Zudem hätten die humanitären Organisationen sich trotz Erfahrungen vom Balkan, aus Afghanistan, aus dem Irak, aus Somalia oder Sudan immer noch nicht von der selten gewordene Situation eines Kriegs zwischen Staaten gelöst. Genau die um sich greifenden asymmetrischen Kriege zwischen staatlichen Kräften und nicht-staatlichen Akteuren wie Freischärlern, Guerillas oder Jihad-Kämpfern hätten dazu geführt, dass Hilfsorganisationen ins Abseits gedrängt würden, weil sie Aktivitäten an lokalen Organisationen weiter delegierten.
Das Gleiche macht auch Islamic Relief Deutschland, wie Nuri Köseli, Sprecher der Organisation, kürzlich gegenüber der „Neuen Zürcher Zeitung“ bestätigte. Dennoch will Islamic Relief bis Jahresende für 9,5 Millionen Dollar Lebensmittel, Decken, Matratzen, Hygiene- und Babyartikel sowie Medikamente nach Syrien transportiert haben. Im Gegensatz zu den UNO-Organisationen lässt Islamic Relief die Hilfsgüter nicht über den Syrischen Arabischen Roten Halbmond (SARC) – die einzige nationale Hilfsgesellschaft – in Syrien verteilen. Islamic Relief übergibt diese in der Türkei an syrische Freiwillige. Diese transportieren die Waren nach Idlib, Aleppo oder Hama.
Genau betrachtet ist diese Vorgehensweise illegal, da Hilfeleistungen in Syrien von der Regierung genehmigt werden müssen. Dennoch haben sich europäische und türkische Behörden längst auf diese Situation eingestellt. „Not kennt kein Gebot“, betonte – hinter vorgehaltener Hand – eine EU-Diplomatin gegenüber der IZ.
Lieferungen privater Sammelinitiativen, ein „Tropfen auf den heißen Stein“
Abseits der „westlich-humanitären Industrie“ sind es die Lieferungen privater Sammelinitiativen – in der Regel von muslimischen Organisationen mit besten Absichten – auf dem Landweg, die durch die Türkei nach Syrien gebracht werden. Dass es Organisationen wie „Aktive-Jugend.de“ immer wieder schaffen Krankenwagen und Medikamente nach Syrien zu bringen, mag lobenswert erscheinen, diese „Tropfen auf den heißen Stein“ sind aber kompliziert und brauchen eine professionelle Planung; wenn es um Medikamente geht erst recht.
Die privaten Helfer bekommen es mit Betäubungsmittelgesetzen verschiedenster Länder zu tun und sie transportieren möglicher Weise Medikamente, die in diesen Ländern verboten sind und gar als illegale Drogen gelten. Viele probieren es auf „eigene Faust“, aber an der türkischen Grenze ist dann endgültig halt. Dann braucht es eine in der Türkei offiziell anerkannte Hilfsorganisation als Empfänger, die das Material zu einer anderen privaten Hilfsorganisation nach Syrien bringt.
Ein Fax dieser Organisation mit der Bestätigung der erwarteten Lieferung (inklusive übereinstimmende Inhaltsliste) muss beim Eintreffen an der türkischen Grenze bereits beim türkischen Zoll vorliegen. Das heißt: Eine muslimische Organisation in Nordwesteuropa muss sowohl über eine türkische als auch eine syrische Partnerorganisation verfügen. In der Regel wird die gesamte Lieferung an der Grenze abgelehnt, denn die türkische Regierung weiß, dass 80 Prozent der Hilfsgüter in Syrien einfach verkauft werden. Viele „Islamic-Relief“-Nachahmer wiederholen Aktionen, wie sie schon früher in Bosnien oder Kosovo gemacht haben und vergessen, dass sie sich in der Türkei in ein hochentwickeltes Land mit einer modernen Industrie begeben. Dann fahren sie 4.000 Kilometer durch Europa mit Hilfsgütern, die sie auch vor Ort hätten kaufen und nach Syrien bringen können.
Unvorstellbare Zahlen
Laut Angaben des UNO-Flüchtlingshilfswerkes UNHCR vom 6. November sind 9,3 Millionen Menschen vor der Gewalt in Syrien geflohen, 3,2 Millionen davon ins Ausland. Das UNHCR schätzt, dass bereits 660.000 Menschen aus Syrien in die Türkei geflüchtet sind und hinter vorgehaltener Hand wird schon von 750.000 gemunkelt. Etwas mehr als 300.000 registrierte Flüchtlinge leben dort außerhalb der Lager, und noch hunderttausende warten auf einer Registrierung.
Der Türkische Rote Halbmond, der Türkiye Kızılay Derneği (TRC), beherbergte Ende November 201‘292 Flüchtlingen in 23 Lagern in den Provinzen Hatay, Gaziantep, Kilis, Adana, Osmaniye, Adiyaman, Kahramanmaraş, Şanliurfa, Mardin und Malatya. Die Kosten für die türkische Regierung haben nach bestätigten Angaben die Zahl von zwei Milliarden US-Dollar bereits überschritten.
Um die enorme logistische Leistung in Zahlen zu begreifen: Seit dem Frühling 2011 hat die Türkiye Kızılay Derneği unter anderem 42.050.073 warme Mahlzeiten abgegeben. Unvorstellbar ebenfalls die Zahlen an Toiletten-oder Dusch-Containers, Hygiene-Sets oder Matratzen.
Jordanien beherbergt laut UNHCR 600.000 Flüchtlinge wovon 25 Prozent in den Lagern Za’atari, Cyber City, King Abdallah Park und Hallabat Maregib Al-Fihud leben. Rund 200.000 Menschen sind in den Irak geflohen. Im Libanon gab es UNHCR-Angaben zufolge im Oktober 800.000 Flüchtlinge. Die libanesische Regierung spricht sogar von 1,5 Millionen.
An dem Wochenende, als der Taifun die Philippinen heimsuchte, erreichte eine Flüchtlingswelle von rund 10.000 Personen die libanesisch-syrischen Grenzstadt Arsan im Beka‘a-Tal im Libanon nach Aufflammen neuer Kämpfe auf der Syrischen Seite.
Von Angesicht zu Angesicht mit Kämpfern
Nach dem Taifun „Haiyan“ auf den Philippinen kann dort die Aufbauarbeit beginnen, in Syrien kann das noch Jahre dauern. Die fünf UNO-Vetomächte und mehrere Nahost-Staaten sind sich zwar einig, dass in Damaskus eine Übergangsregierung die Macht übernehmen soll, an der geplanten internationalen Konferenz zu Syrien „Genf 2“ scheint eine Einigung aber nicht realistisch. Ein kleiner Ansatz wäre aber die Schaffung humanitärer Korridore damit die Hilfsorganisationen ihre Arbeit machen können.
Diese Organisationen müssen aber gleichzeitig lernen, ohne solcher Korridore auszukommen, denn mehr Präsenz in den Konfliktzonen ist zwar Risiko-behaftet, die Kommunikation von Angesicht zu Angesicht mit am Konflikt beteiligten Gruppen erhöht den Druck auf sowohl alle staatliche Kräfte als auch auf nicht-staatliche Akteure, sich an die Grundprinzipien der Humanität zu halten.
Köln (KNA). Der Leiter des Zentrums für Islamische Theologie, Mouhanad Khorchide, hat die Kritik muslimischer Verbände an seiner Arbeit zurückgewiesen. In der Sendung „Tag für Tag“ im Deutschlandfunk wandte er sich gegen den Vorwurf, nur wie ein Orientalist zu arbeiten. Er betrachte den Islam „aus einer Innenperspektive“ heraus. „Und deshalb sehe ich meine Arbeit genuin als eine islamisch-theologische Arbeit.“
Das ZIT bildet Lehrer für den neuen islamischen Religionsunterricht an nordrhein-westfälischen Schulen aus. Der Koordinationsrat der Muslime (KRM) wirft Khorchide vor, nicht wie ein Vertreter einer bekenntnisorientierten Religion zu argumentieren. Das Gremium hat ein Gutachten über die Theologie und Bücher Khorchides angekündigt. Seine jüngste Veröffentlichung lautet: „Scharia – der missverstandene Gott.“
Khorchide wirft im Deutschlandfunk seinerseits den Verbandsvertretern vor, sich seine Lehrveranstaltungen nicht näher anzugucken. „Bis jetzt habe ich niemanden gesehen.“ Wenn er in jedem Buch mit mehr als 400 Koranversen argumentiere, sei das „keineswegs die Vorgehensweise eines Orientalisten oder eines Islamwissenschaftlers“.
Zugleich räumte Khorchide Fehler im Umgang mit den Verbänden ein. Er hätte sich mit deren Vertretern häufiger an einen Tisch setzten sollen. Dann „hätte man einiges an Missverständnissen aus der Welt geschaffen“. Künftig wolle er sich „etwas mehr Zeit für die offene Kommunikation“ nehmen.
Der Sender zitiert weiter den KRM-Sprecher Bekir Alboga, wonach die Verbände eine neue Kandidatin für den Beirat benannt hätten, der über die Lehrinhalte und das -personal am ZIT bestimmt. Dabei handele es sich um die Berliner Islamlehrerin Rukiye Kurtbeker, die im Auftrag der Islamischen Förderation Berlin arbeite. Diese gehört zur Gemeinschaft Milli Görüs, die vom Bundes- und Landesverfassungsschutz beobachtet wird. Alboga sagte dem Sender, dass das Bundesinnenministerium bereits grünes Licht für Kurtbeker gegeben habe.
Vier Beiratsvertreter benennt die Universität, vier weitere der KRM selbst. Vorschläge für einen dieser vier Beiratsposten waren bislang wegen Zweifeln an der Verfassungstreue der Kandidaten abgelehnt worden. Deshalb hat sich das Gremium noch nicht konstituiert. Weil der Bund das Zentrum finanziell unterstützt, überprüft er die Kandidaten für den Beirat.
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