Experten warnen vor wachsender Islamfeindlichkeit

Osnabrück (KNA). Sozialwissenschaftler warnen vor einer neuen Form von Rassismus in Deutschland. Statt allgemeiner Fremdenfeindlichkeit verlagerten sich Ressentiments mehr und mehr auf den Islam, sagte Sozialwissenschaftler Wilhelm Heitmeyer der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Montag). „Es heißt nicht mehr ‘die Türken’, sondern ‘die Muslime’“, erläuterte der Leiter des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung der Universität Bielefeld.

Solche Pauschalurteile führten zu einer immer größeren Ablehnung der Muslime innerhalb der Bevölkerung, so Heitmeyer weiter. Islamophobie sei darüber hinaus auch im Lager der Wohlhabenden und Reichen verbreitet. Ferner habe sie im politischen Milieu der Linken und der Mitte zugenommen. „Bildung schützt nicht vor Islamfeindlichkeit“, fasste Heitmeyer zusammen. Der Forscher sprach von einer neuen „rohen Bürgerlichkeit“.

Ähnlich äußerte sich Alexander Häusler von der Arbeitsstelle Neonazismus der Fachhochschule Düsseldorf. „Undifferenzierte Kritik am Islam oder den Muslimen gilt als konsensfähig, weil sie nicht als klassisch rassistisch eingeordnet wird“, so der Sozialwissenschaftler. Anders als ausländerfeindliche und antisemitische Äußerungen werde sie daher nicht sanktioniert.

Der Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) forderte, islamfeindlichen Rassismus als eigenständigen Tatbestand zu werten. Bislang fassten Regierung und Sicherheitsbehörden Straf- und Gewalttaten gegen Muslime unter dem Oberbegriff der Fremdenfeindlichkeit zusammen. „Dadurch wird die Dimension der Islamfeindlichkeit verschleiert“, kritisierte der ZMD-Vorsitzende Aiman Mazyek. Um besser nachvollziehen zu können, wie sich rassistische Gesinnungen in Deutschland entwickeln, forderte Mazyek einen jährlichen Rassismusbericht.

„IZ-Begegnung“ mit der Journalistin Charlotte Wiedemann über die heutige Auslands- und Islamberichterstattung und die Realität moderner Medien

(iz). Was sind Massenmedien heute? Handelt es sich dabei um Instrumente der Informationsvermitt­lung, um ideologische Machtvehikel oder am Ende nur um Mittel zur Gewinnmaximierung der Besitzer? Die Antwort dürfte wohl nicht eindeutig ausfallen. Natürlich beschäftigt dies Medienwissenschaftler, aber insbesondere bei neuralgischen Themen wie Islam oder dem Nahen Osten hat sie ganz konkrete Auswirkungen auf das Bild von der kollektiven Wirklichkeit.

In ihrem neuen Buch „Vom Versuch, nicht weiß zu schreiben. Oder: Wie Journalismus unser Weltbild prägt“ beschäftigt sich die erfahrene Aus­landsjournalistin und Autorin Charlotte Wiedemann anhand ihrer professionellen Erfahrungen mit dieser Frage.

Charlotte Wiedemann, Jahrgang 1954, ist seit 30 Jahren ­politische Journalistin. Sie lebte einige Jahre als freie Autorin in Südostasien (Malaysia) und bereiste danach zahlreiche islamische Länder Asiens und Afrikas. Von diesen Recherchen berichtet ihr Buch „Ihr wisst nichts über uns! Meine Reisen durch einen unbekannten Islam“ (Herder Verlag 2008 und 2012). Die Journalistin ­publiziert gegenwärtig unter anderem in „DIE ZEIT“, „Le Monde Diplomatie“ und auf qantara.de.

Sie unterrichtet journalistischen Nachwuchs, hatte Lehraufträge an zwei Uni­versitäten und gründete eine kleine ­interkulturelle Agentur (sawasya.de). ­Zuletzt schrieb sie über Muslime in New York und in Bosnien. Webseite: www.charlottewiedemann.de

Islamische Zeitung: Liebe Frau Wiedemann, Sie haben als Journalistin mit umfangreicher Auslandserfahrung ein Buch zum Thema Journalismus und Medien geschrieben. Der Schriftsteller Wiglaf Droste formulierte 1998 in der taz: „Der Journalist ist der natürliche Feind der Sprache.“ Ist das Ihrer Meinung nach überzogen oder können Sie etwas mit diesem Zitat anfangen?

Charlotte Wiedemann: Ich möchte Sie an diesem Punkt korrigieren: Ich habe kein Buch über Medien geschrieben, sondern über meine Arbeit. Das ist ein Unterschied in der Herangehensweise.

Aber mir liegt sehr viel an Sprache und ich denke, dass ich mich in meiner Arbeit um eine gute und klare Sprache bemühe. Ich würde dieses Zitat gerne anders wenden: Oft ist die typische Journalistensprache ein Feind des Denkens. Sie ist häufig voller Pseudo-­Plausibilitäten und auch ideologischer Begriffe, obwohl sie als bloßes Transportmittel von Sachverhalten daherkommt. Das macht es gerade für die Konsumenten solcher Beiträge schwer, Dinge zu durchschauen.

Islamische Zeitung: Sie führen als Beispiel den Begriff der „internationalen Gemeinschaft“ an, der heute inflationär gebraucht wird…

Charlotte Wiedemann: Das ist ein Begriff, der von vielen Journalisten ­verblüffend unkritisch und unhinterfragt benutzt wird. Wenn man einmal darauf achtet, wer oder was mit dieser „internationalen Gemeinschaft“ überhaupt ­gemeint ist, dann sieht man zwar je nach Fall eine wechselnde Zusammensetzung, aber in der Regel sind es die wirtschaftlich und politisch dominierenden ­Mächte des Westens. Der globale Süden kommt in diesem Begriff nicht vor. Wenn er doch erscheint, dann als Gegenstand, über den sich die „internationale Gemeinschaft“ Sorgen macht. Diese Länder gehören per se nicht zur „internationalen Gemeinschaft“, obwohl sie UNO-Mitglieder sind. Ich wundere mich immer wieder, wie ansonsten kritische Journalisten diesen Begriff bedenkenlos übernehmen.

Islamische Zeitung: Ihr neues Buch heißt, „Vom Versuch, nicht weiß zu schreiben“. Was macht dieses „weiß“ aus?

Charlotte Wiedemann: „Weiß“ ist europäisch, oft eurozentrisch. Es ist in der Regel auch sehr säkular und mit ­wenig Verständnis für andere Kulturen und oft auch für religiöse Zusammenhänge. Mein Buch ist das Buch einer Praktikerin. Ich habe in 26 außereuropäischen Ländern recherchiert und erzähle entlang meiner Erfahrungen, wie leicht Journalisten Fehlurteilen erliegen, wenn sie über andere Kulturen berichten und urteilen.

Islamische Zeitung: Es gab vor Längerem eine kleine Studie über die ­Beziehung von Ressortchefs beziehungsweise Chefredakteuren zur Religion insgesamt und Islam im Besonderen. Die Autoren kamen zum Schluss, dass ihre Mehrheit ein distanziertes Verhältnis zur Religion allgemein hat, aber noch stärker zum Thema „Islam“. Können Sie das im Rahmen ihrer eigenen beruflichen Erfahrung nachvollziehen?

Charlotte Wiedemann: Das kann ich aus meiner Erfahrung sehr gut nachvollziehen. Es ist klar, dass solche Aussagen niemals zu 100 Prozent zutreffen, aber ich vermute, sie stimmen für die Mehrheit. Eine gewisse Verachtung für fremde Religiosität – und speziell für den Islam – ist heute die modischste und schickste Weise, die eigene Weltsicht ­absolut zu setzen. Das ist nicht nur im Milieu der Journalisten verbreitet, sondern weit darüber hinaus.

Islamische Zeitung: Findet das ­Ihrer Meinung nach bewusst statt? Die BBC hat vor einigen Jahren angefangen, über unbewusste Vorurteile nachzudenken. So stellten die Personalchefs bevorzugt Mitarbeiter aus ihrer eigenen sozialen oder ökonomischen Schicht ein. Handelt es sich hier um bewusst wahrgenommene Vorurteile oder um Bequemlichkeit?

Charlotte Wiedemann: Ich denke, dass es sich oft um beides handelt. Sie haben Recht: Es gibt einen gewissen Klassen­journalismus, weil sich Jour­nalisten bei uns überwiegend aus dem ­oberen Mittelstand oder der Oberschicht ­rekrutieren und wir nur sehr wenige ­Leute aus der Arbeiterschicht haben, die es in eine journalistische Ausbildung schaffen.

Ich habe viel darüber nachgedacht, ­woher Islamfeindlichkeit in den Medien kommt. Mittlerweile glaube ich, dass es vor allem um ein bestimmtes Menschenbild geht, das in den Köpfen in Bezug auf Muslime fest verankert ist: Ein sehr flaches, simplifizierendes Menschenbild, das schon keinen Platz lässt für Humor und erst recht nicht für all die Brüche und Widersprüchlichkeiten, die wir im Allgemeinen bei unseren ­Zeitgenossen voraussetzen. Dies betrifft sowohl deutsche Muslime als auch das Ausland.

All dies scheint mir eine Mischung aus Bewusstem und Unbewusstem zu sein. Ich stelle allerdings häufig fest, dass man gerade unter Gebildeten in Deutschland fast schon stolz darauf ist, vieles vom ­Islam einfach nicht zu verstehen. Als ob es der Gipfel westlicher Freiheit wäre, auf diesem Nicht-Verstehen zu beharren – und es nicht ändern zu wollen.

Islamische Zeitung: Geht es bei der Islamberichterstattung um ideologische Positionen oder um das Wissen, mit einer bestimmten redaktionellen Linie mehr Auflage zu machen und so mehr Gewinne einzufahren?

Charlotte Wiedemann: Bei sensiblen Themen, wie es der Islam bei uns derzeit ist, haben Medien einen Doppelcha­rakter. Sie sind Resonanzboden für Stimmungen, die in einem größeren Teil der Gesellschaft vorhanden sind und spiegeln diese wider, um Auflage zu machen. Sie sind aber zugleich auch ein Verstärker und sorgen gewissermaßen dafür, dass nichts anderes entsteht, zumindest nicht im Bewusstsein der breiten Masse.

Es gibt ja in Deutschland durchaus differenzierte Veröffentlichungen zu islami­schen Themen: von sachkundigen Journalisten, von publizierenden Islamwissenschaftlern und von jungen Muslimen, die hier und da ein Podium finden. Aber die Stimmung wird immer von den anderen erzeugt.

Ein Beispiel: Die Leser-Kommentare bei „ZEIT“-online zu bestimmten Artikeln verlangen oft mehr Islam-­Bashing. Und die Redakteure, sei es bei der „ZEIT“ oder anderswo, sind von diesem Denken nicht durch eine chinesische Mauer getrennt. Wer differenziert schreibt, der weiß, dass nur eine Minderheit der Leser dies goutiert. Das sind also schwer voneinander zu trennende Aspekte: der wirtschaftliche Zwang zur Auflage und das ideologische Teilen – oder sogar Vorantreiben – von ­Vorurteilen und negativen Wahrnehmungen.

Islamische Zeitung: Sie haben ­lange Zeit als Auslandsjournalistin gearbeitet und – wie ein niederländischer ­Kollege [Joris Luyendijk] vor einigen ­Jahren ebenfalls – lassen in ihrem Buch anklingen, dass die Heimatredaktion oft einen vermeintlich größeren Überblick zu haben glaubt als ihre Korrespondenten vor Ort…

Charlotte Wiedemann: Nehmen wir beispielsweise den aktuellen Konflikt in Mali. Dort gibt es keinen deutschen Korrespondenten. Der nächste sitzt in Nairobi, Kenia. Das ist nicht nur sehr weit entfernt, sondern auch ein anderer Sprachraum. Mali liegt im französischsprachigen Teil Afrikas, Kenia im anglophonen. Der Korrespondent bedient sich also vorrangig erst mal aus ­denselben Nachrichten-Quellen, aus denen seine Zentral schöpft. Im Zweifelsfalle hat er aber weniger Zeit: wegen anderer Aufgaben, seine Internetverbindung ist viel langsamer usw. Das führt dazu, dass ­seine Zentrale ihn vor einem Live-Gespräch im Fernsehen oft erst einmal auf den neuesten Stand bringt. Und dann reichert er die vorhandene Nachrichtenlage nur mit einem gewissen Lokalkolorit an, ohne in der Substanz etwas zur Aufklärung beitragen zu können.

Ich selbst habe vergleichsweise privilegiert gearbeitet, weil ich als freie Journalistin lange Reportagen geschrieben habe und nicht festangestellt für ­aktuelle Medien im Ausland gearbeitet habe. Ich kenne aus der Beobachtung anderer ­Kollegen diese Mechanismen, und sie treffen für die Mehrheit der Auslands-Korrespondenten zu. So wie ich lange Reisen zu unternehmen, deren Kosten vom Auftraggeber erstattet werden, das scheint bald der Vergangenheit anzugehören. Es wird immer weniger Journalisten ­ermöglicht.

Islamische Zeitung: Sie haben an einer anderen Stelle von der Dominanz der Presseagenturen in der Auslandsberichterstattung gesprochen. Was bedeutet sie für unsere Sicht auf entlegene Vorgänge? Haben wir heute weniger Einblick als in Zeiten, in denen es noch richtige ­Korrespondenten­netze gab?

Charlotte Wiedemann: Man kann sich heute auf fantastische Weise mit Hilfe des Internets informieren. Aber das ist nur einer Minderheit möglich: spezialisierte, polyglotte Leute, die an ihrem ­Arbeitsplatz oder als Bürgerjournalisten durch die Welt surfen. Die große Mehrheit der Medienkonsumenten bekommt hingegen zunehmend ein informationelles Fastfood serviert. Dieses Fastfood wird über den ganzen Globus von einigen, wenigen großen Nachrichtenagenturen vertrieben und für unterschiedliche Kundenkreise immer nur neu verpackt. Wenn man abends die globalen Nachrichten überfliegt, in Deutsch, Englisch, Französisch, dann sieht fast überall die gleichen zehn großen ­Geschichten, und sie werden überall auf ähnliche Weise erzählt.

Daneben gibt es eine riesige Fülle von Blogs, Webseiten und Newslettern, die man nutzen kann, um sich – wie etwa im Fall Mali – aus anderen Quellen zu informieren. Man darf sich aber keine ­Illusionen machen: Die meisten Leute – nicht nur in Deutschland – benutzen das Internet, um sich über das Nächstliegende zu informieren, von Öffnungszeiten über lokale bis zu nationalen Nachrichten. Die wenigsten nutzen es, um ihren Horizont zu erweitern.

Islamische Zeitung: Sie schrieben an anderer Stelle vom so genannten „Framing“. Was meinen Sie damit?

Charlotte Wiedemann: Stellen wir uns vor, wir hätten ein großes Bild und legten dann einen kleinen Rahmen auf eine Stelle des Bilds. Auf diesen kleinen Ausschnitt konzentriert sich dann unsere ganze Aufmerksamkeit; wir sollen ihn verstehen, ohne den gesamten Rest zu kennen. So ähnlich funktioniert ein Großteil der Auslandsberichterstattung. Wir bekommen einen ganz kleinen Ausschnitt gezeigt; Kontext, Erklärung, Hintergründe und Atmosphäre fehlen. Sehr oft hat das, was wir in diesem kleinen Ausschnitt vorgelegt bekommen, mit ­Gewalt zu tun. Denn die auf allen Kanälen ähnlichen Nachrichten handeln ihrerseits mehrheitlich von gewaltsamen Zusammenstößen.

Und obwohl ich selbst daran gewöhnt bin, Nachrichten auf professionelle Weise zu durchforsten, empfinde ich das Ausmaß an Gewalt, mit dem wir ständig bombardiert werden, zunehmend als krankmachend.

Islamische Zeitung: Um es positiv zu wenden, wie würde für Sie eine wünschenswerte Berichterstattung aussehen? Wie sieht Ihr Gegenmodell aus?

Charlotte Wiedemann: Ich will einen Vergleich wählen. Wenn es um’s Essen geht, dann wissen viele Menschen mittlerweile, dass die am schnellsten und am billigsten hergestellten Fließband-Lebensmittel nicht unbedingt gut für sie sind. Genauso müsste sich im Konsum von Informationen ein neues Bewusstsein verbreiten: Auch hier brauchen wir eher Slow Food – also weniger, aber bessere Informationen. Das wäre eine Art von medialem Verbraucherbewusstsein. Für die deutschen Medien wünsche ich mir, dass wir mehr Journalisten mit gemischt-kulturellem Hintergrund einsetzen, wie es in Großbritannien oder den USA schon länger der Fall ist. Ein Deutsch-Inder als Korrespondent in Indien: Das wäre ein Beitrag zu einer Berichterstattung, die weniger eurozentrisch ist und zugleich nicht zu abgehoben vom deutschen Durchschnittsbewusstsein.

Islamische Zeitung: Sie waren in vielen Ländern der muslimischen Welt. Viele Abschnitte aus Ihrem Buch handeln von diesen Erfahrungen. Gab es Begegnungen und Aspekte, die für Sie von bleibender Bedeutung sind?

Charlotte Wiedemann: Nachdem ich aus Malaysia zurückkam, wo ich einige Jahre gelebt habe, kam mir vieles in Deutschland sehr islamophob vor. Das war Ende des Jahres 2003, und dieses Schockiert-Sein war für mich der Ausgangspunkt, wissen zu wollen, was Islam wirklich bedeutet, in allen seinen Facetten. Später faszinierte mich, dass ich in jedem islamisch geprägten Land einerseits etwas Vertrautes fand, aber auf der anderen Seite auch jede Menge Unvertrautes. Es gibt für mich immer Anknüpfungspunkte, gleichzeitig aber handelt es sich jedes Mal um etwas vollkommen Neues. Als Journalistin ist die islamische Welt für mich wie eine ­riesige Schachtel Pralinen: beim Auswickeln immer wieder Überraschungen. Außerdem bin ich als Alleinreisende in muslimischen Ländern immer recht gut gereist. Das widerspricht der landläufigen Meinung, wonach es gefährlich sei oder eine Frau ständig belästigt werde. Ich fühle mich fast immer sicher, die Einschränkung vorausgesetzt, dass ich nicht in Kriegsgebiete reise. Die stärkere soziale Kontrolle des öffentlichen Raumes kommt mir als Ausländerin zu Gute: Leute, die mich überhaupt nicht kennen, fühlen sich für meine Sicherheit und meinen Schutz verantwortlich. Zum Beispiel habe ich schon vergnügt in unzähligen Geschäften und Werkstätten gesessen, weil einer Frau, die nicht auf der Straße stehen will, nie der Stuhl verweigert wird. Wenn man solche Grundregeln kennt, kann man sie als allein reisende Frau sehr gut zum eigenen Vorteil nutzen, auch mit einem Augenzwinkern. Dies sind einige der Gründe, weshalb ich gerne in muslimische Länder fahre.

Islamische Zeitung: Vielen Dank für das Gespräch.

Charlotte Wiedemanns Buch „Vom Versuch, nicht weiß zu schreiben. Oder: Wie Journalismus unser Weltbild prägt“ ist jüngst beim Papyrossa Verlag (ISBN 978-3-89438-494-4) erschienen und für 12,90 Euro im Handel erhältlich. In der nächsten IZ-Ausgabe (Nr. 210) folgt eine Besprechung des Titels.

Kommentar: Wer dem Anderen am ­nützlichsten ist

(iz). Die muslimischen Gemeinden in Deutschland sind angesichts der immer wiederkehrenden Ressentiments teilweise desillusioniert, was Anerken­nung ihrer Leistung und die Haltung des Angenommenseins als Teil des Landes seitens der Mehrheitsgesellschaft […]

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Kommentar: Khalil Breuer fällt zum Videoskandal nichts ein

(iz). Manchmal ist es schwer, ein IZ-Journalist zu sein. Heute müsste ich eigentlich den „Videoskandal“ kommentieren und der Beitrag sollte auch noch bis heute Abend fertig sein. Jetzt ist es beinahe 20 Uhr und mir fällt einfach nichts dazu ein.

Es tut mir leid, aber – auch wenn der Ring nun seit Tagen frei ist für den dramatischsten, größten Kulturendkampf aller Zeiten – zwischen wutschnaubenden Bärtigen und den Herren der deutschen Abendlandsbewegung. Es also wie verrückt köchelt und die emsigen, besser bezahlten Kollegen (und Kolleginnen – Frauen dürfen auch arbeiten und sich selbst verwirklichen!) der Mainstreammedien praktisch am laufenden Band pfiffige Kommentare produzieren, bei mir tut sich im oberen Stübchen einfach nichts.

Natürlich stehe ich unter enormen Druck. Denn, wenn die größte Zeitung des deutschen Islam – die IZ mit Sitz in Berlin – heute nichts schreibt dann sind alle – ich wiederhole, alle negativen Assoziationen –unwidersprochen geblieben. So trommele ich es mir zumindest ein, aber der Geist ist ja willig. Aber es gibt, wie gesagt, oben keine Regung. Kein Zwang hilft da. Nichts geht.

Stattdessen habe ich heute Mittag, als das Wetter noch gut war, meinem Hund beim „über das Stöckchen springen“ zugeschaut. Dann habe ich ihm auch einige Minuten das Stöckchen so weit geworfen wie ich eben konnte. Wenigstens dem Hund war es nicht langweilig.

So verging der Tag, an dem ich eigentlich etwas über den Videoskandal schreiben musste. Jetzt prasselt der Regen gegen das Dach. Wie aus Protest. Aber, wir waren nicht alle still. Natürlich: Unsere zuverlässigen Kölner Islamvertreter waren so gut organisiert wie empört, haben, für uns alle – so lese ich – prompt nicht nur Qualitätssendezeit in der ARD bekommen, sondern sie haben alles klar gestellt und so sind sie jetzt sehr, sehr stolz, dass sie prompt reagiert haben. Danke Islamvertreter!

Morgen schreibe ich auch wieder was Sinnvolles. Versprochen. Euer Khalil Breuer

Rechtspopulist Geert Wilders schürt vor Wahl Angst vor der EU. Ein Bericht von Nina Schmedding

Den Haag (KNA). Eingerahmt von Adolf Hitler und dem norwegischen Massenmörder Anders Breivik: So wird der niederländische Rechtspopulist Geert Wilders auf dem Plattencover der kritischen niederländischen Band „Normaal“ abgebildet. Das Album erscheint am Freitag – kurz vor der Wahl einer neuen niederländischen Regierung am 12. September.

Geert Wilders mit der markanten blonden Haartolle und seine islamkritischen Thesen polarisieren und sind seit Jahren Gegenstand von heftigen Debatten in der niederländischen Gesellschaft. Für den aktuellen Wahlkampf hat sich Wilders jetzt einen neuen Zugang zu seinem Lieblingsthema – die Gefahr einer Islamisierung der Niederlande – gesucht: Er schürt bei den Wählern die Angst vor der Europäischen Union. Diese verfolge eine „unniederländische Politik“, die letztlich zum Machtverlust der Niederlande und zu seiner Islamisierung führe.

„Die Niederlande haben kaum noch etwas bei ihrer eigenen Immigrationspolitik mitzureden. Brüssel bestimmt über unsere Grenzen“, heißt es in Wilders Wahlwerbespot. Jeden Tag kämen ganze „Flugzeugladungen chancenloser Ausländer“ in den Niederlanden an. In diesem Zuge nehme auch die Islamisierung der Niederlande immer weiter zu. „Dank der EU, die uns zwingt, die Grenzen offenzuhalten.“ Einzig mögliche Konsequenz für Wilders: Der Austritt aus der EU.

Dass sein Wahlkampf-Video mit rassistischen Bemerkungen gespickt ist, wird in den Niederlanden kaum thematisiert. Vielleicht ist die Abhärtung zu groß: Immerhin leben die Niederländer seit Jahren mit Wilders und seinen islam- und ausländerfeindlichen Bemerkungen, wurden unter anderem im Jahr 2008 mit Wilders Anti-Koran-Film „Fitna“ konfrontiert.

Vielleicht hat es aber auch mit der niederländischen Debattenkultur zu tun. Die Freiheit der Meinungsäußerung – darauf sind viele Niederländer stolz. „Die Mehrheit der Niederländer ist davon überzeugt, dass Religionsfreiheit etwas anderes ist als Respekt vor dem Glauben anderer Bürger. Gott ist keine Rechtsperson im Sinne des Gesetzes und kann deshalb auch nicht beleidigt werden“, erklärt Soziologe Albert Benschop von der Universität Amsterdam die Einstellung vieler Niederländer. Für sie gehe es in jeder Diskussion deshalb auch immer prinzipiell um die Wahrung der Meinungsfreiheit.

Seine Meinung sagt auch Geert Wilders klar und deutlich. Nach dem Mord an dem Filmemacher Theo van Gogh im Jahr 2004, der für seine Islamkritik bekannt war, wurde auch Wilders unter Polizeischutz gestellt, weil er wegen seiner anti-islamischen Reden immer wieder Morddrohungen erhält.

Im aktuellen Wahlprogramm seiner Partei für die Freiheit (PVV) erklärt er unter anderem: „Die Niederlande sind kein islamisches Land und das sollen sie auch nicht werden.“ Deshalb müssten sie nicht nur aus der EU austreten, sondern auch die Beitragszahlungen an die Vereinten Nationen einstellen: Schließlich seien dort auch Länder vertreten, die islamische Gesetze als Ausgangspunkt für Menschenrechte nähmen.

Außerdem solle das rituelle Schlachten in den Niederlanden verboten werden. Eine Forderung, die Wilders nicht nur von muslimischer, sondern auch von jüdischer Seite Ärger einbrachte: So schrieb ihm der israelische Oberrabbiner Jona Metzger einen wütenden Brief, in dem er Wilders aufforderte, diesen Punk aus seinem Wahlprogramm zu entfernen: Sonst wären die Niederlande für Juden kein lebenswertes Land mehr. Eine Kritik, die sich Wilders vermutlich mehr zu Herzen nehmen wird als die Empörung von muslimischer Seite: Denn so sehr sich der ehemalige Katholik Wilders gegen den Islam engagiert, so sehr bekundet er immer wieder öffentlich seine Sympathien für Israel.

Ob Wilders, der am Donnerstag 49 Jahre alt wird, seinen Wahlerfolg von 2010, als die PVV drittstärkste Kraft in der Zweiten Kammer wurde, wiederholen kann, ist offen. In den letzten Umfragen schnitt er nicht allzu gut ab. Bei einer Fernsehdebatte vergangene Woche wählten ihn die Zuschauer aber immerhin auf Platz drei – noch vor den zur Zeit gehypten Sozialisten Emile Roemer, der auf Platz fünf landete.

Presseerklärung der Schura Niedersachsen

(Schura Niedersachsen). Nach dem Brandanschlag auf eine pakistanische Al-Ummah-Moschee in Hannover vom 28. Mai ist nun eine Moschee in Delmenhorst am 2. Juni mitternachts Ziel eine Feuerattacke geworden. Beide Brände konnten rechtzeitig entdeckt und gelöscht worden. Die Polizei bzw. Beamte des Staatsschutzes ermitteln in beiden Fällen wegen vorsätzlicher Brandlegung. Auch soweit es kein Bekennerschreiben gibt, schließen die Ermittlungsbehörden nicht aus, dass die Täter aus einem politischen oder rechtsextremistischen Motiv handelten. Beide Moscheen sind Mitglied im Landesverband der Muslime – Schura Niedersachsen – der einen friedfertigen und an harmonischem Miteinander orientierten religiösen Weg vertritt. Diese Taten verurteilt Schura Niedersachsen auf das Schärfste.

Seit über zehn Jahren werden muslimische Gemeinden in Deutschland regelmäßig zum Ziel von antimuslimischer Beschmierungen, versuchter Brandstiftungen und anderer Übergriffe oder Schändungen ihre Einrichtungen; mehr als 200 solcher Straftaten hat der Koordinationsrates der Muslime in Deutschland registriert. Bisher erfassen die Sicherheitsbehörden diese nicht gesondert. Dieser Trend setzt sich bis heute fort. Islamfeindlichkeit kann genauso wenig wie Antisemitismus einfach unter „Fremdenfeindlichkeit“ oder „Hassdelikte“ subsumiert werden, sondern muss – gerade wegen seines fortbestehenden Charakters – als ebenso eigenständiger Tatbestand gewertet werden.

Wir sehen hier eine Herausforderung für den niedersächsischen Innenminister Schünemann. Gerade er hat in Niedersachsen mit den vor aller Augen über Jahre durchgeführten, aber gleichwohl verfassungswidrigen „verdachtsunabhängigen Moscheekontrollen“ für eine antimuslimische Stimmung in unserem Bundesland gesorgt. Schura Niedersachsen vertritt niedersächsische Bürger. Die Islamischen Religionsgemeinschaften sitzen seit Jahren gemeinsam mit den Niedersächsischen Sicherheitsbehörden an einem Tisch. Wir erwarten von unserem Innen­minister, dass er sich mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln für die Aufklärung und Ahndung solcher Brandanschläge einsetzt und persönlich vor Ort dies den betroffenen Gemeindemitgliedern zusichert.

Bis dahin kann Schura Niedersachsen seinen bald 90 Gemeinden nur raten: Haltet die Außentüren abgeschlossen, lasst – auch wenn es warm ist – die Erdgeschossfenster zu, seid wachsam, investiert in Sicherheitstechnik; und beteiligt euch zusammen mit Parteien, Gewerkschaften, Kirchen und anderen in Initiativen und Kampagnen gegen Rechtsradikalismus und Fremdenfeindlichkeit! Hass und Gewalt darf niemals wieder in der Mitte der Gesellschaft geduldet werden – und auch nicht an ihren Rändern.

Debatte: Wie ist es um die muslimischen Jugendlichen in Deutschland bestellt? Kritiker widersprechen vorgestellten Ergebnissen. Von Sulaiman Wilms

„Wohlgemerkt lassen sich die Ergebnisse der Studie nicht auf alle Muslime in Deutschland hochrechnen – das betonen auch die Forscher nachdrücklich. Sie schreiben sogar: Man dürfe es nicht.“ (DER SPIEGEL, 1. März 2012)

Berlin (iz). Nachdem andere, wichtigere Themen die öffentliche Aufmerksamkeit in Beschlag nahmen, hat das Thema „Islam“ erneut Einzug gehalten. Dieses Mal richtet sich der Fokus auf muslimische Jugendliche. Während die Öffentlichkeit erst heute Mittag Zugang zu der Studie erhielt, konnten die „BILD“ bereits früher darauf zurückgreifen. Sie leitete unter dem Titel „Innenminister warnt radikale Muslime“ flugs einen neuen Aufmerksamkeitszyklus ein. Die anderen Medien zogen nach.

Es steht zu befürchten, dass auch diese Studie (wie die, die vor 1 1/2 Jahren von Familienministerin Schröder vorgestellt wurde) – ungeachtet der Intention ihrer AutorInnen – instrumentalisiert wird. Das dürfte auch daran liegen, dass die 764 Seiten lange Studie in den meisten Qualitätsredaktionen wohl kaum ganz gelesen werden wird.

Prof. Dr. Wolfgang Frindte von der Universität Jena schrieb eine Kurzzusammenfassung, die sich von der Panik-Überschrift der „BILD“ abhebt. Prof. Frindte war, neben anderen Wissenschaftlern, an der Studie beteiligt, die zwischen Februar 2009 und Juni 2011 im Auftrag des Innenministerium (BMI) durchgeführt wurde und die nicht als repräsentativ deklariert wurde. Für ihre Ergebnisse führten die Forscher mehr als 700 Telefoninterviews, analysierten Internetforen, die von jungen Muslimen genutzt würden und werteten die Berichterstattung deutscher, türkischer und arabischer Sender aus.

Frindtes Zusammenfassung ergibt ein ambivalentes Bild und kann kaum als „Schock-Studie“ bezeichnet werden. „In den Interviews mit muslimischen Familien (…) zeigte sich einerseits, dass sich die Interviewteilnehmer aller drei Generationen – unabhängig vom Grad ihrer Religiosität und der Integration in die deutsche Gesellschaft – deutlich vom islamistischen Terrorismus distanzieren. Andererseits nehmen die Interviewten den 'Westen' wegen seines Umgangs mit der islamischen Welt (…) überwiegend negativ wahr.“

//2//Die Befragten erlebten eine „Pauschalverurteilung der Muslime als Terroristen und eine zu vorschnelle Verknüpfung des Islams mit dem Terrorismus“. Dies werde besonders durch die Art der Berichterstattung in den Medien forciert. „Deutlich wurde in den Interviews der Wunsch, neben einer Integration in die deutsche Gesellschaft eine muslimische Identität leben und gestalten zu dürfen“, beschrieb Prof. Frindte seine Ergebnisse.

Es gibt, so die Schlussfolgerung des Jenaer Forschers, keine homogene muslimische Masse. „Dass es die eine Art von Muslimen in Deutschland nicht gibt, wurde auch in dieser zweiteilligen telefonischen Befragung deutlich. Die Mehrzahl der befragten deutschen und nichtdeutschen Muslime ist bestrebt, sich zu integrieren, d.h. sie wünschen sich, ihre traditionelle Herkunftskultur zu bewahren und gleichzeitig die deutsche Mehrheitskultur zu übernehmen.“

Ein Aspekt der BMI-Studie kann selbst Kritiker nicht überraschen: Bei Muslimen mit deutscher Staatsbürgerschaft ist die Befürwortung von Integration mit 78 Prozent deutlich höher als in der Vergleichsgruppe (hier nur 52 Prozent), die keine deutschen Staatsbürger sind. Viele deutsche Muslime müssen immer wieder die Erfahrung machen, dass in ethnisch homogenen muslimischen Gemeinschaften der Austausch und die Zustimmung zur Umwelt geringer ist als in Gemeinschaften, die ihren Fokus auf Deutschland haben.

„Sowohl in der Gruppe der deutschen Muslime als auch in der der nichtdeutschen Muslime lässt sich eine Subgruppe identifizieren, die als 'streng Religiöse mit starken Abneigungen gegenüber dem Westen, tendenzieller Gewaltakzeptanz und ohne Integrationstendenz' bezeichnet werden kann.“ Dabei gebe es in dieser „Subgruppe“ Unterschiede zwischen den deutschen Muslimen (15 Prozent) und den nichtdeutschen Muslimen (24 Prozent).

//3//„Dass sich eine große Zahl von Muslimen aufgrund des negativen Bildes 'der Deutschen' vom Islam und der als einseitig negativ empfundenen Medienberichterstattung über den Islam ausgegrenzt sieht und als Gruppe diskriminiert fühlt, konnte auch in diesem Projektteil bestätigt werden.“ Diese Menschen, die sich in die deutsche Gesellschaft integrieren wollten, stünden vor der Herausforderung, trotz dieser wahrgenommenen ablehnenden Haltung der Deutschen ein positives soziales Selbstverständnis zum Beispiel als „Deutschtürken“ oder „deutsche Muslime“ zu entwickeln und aufrechtzuerhalten. Soweit einige Elemente aus Prof. Dr. Wolfgang Frindtes Zusammenfassung.

Die Replik, die bisher das größte Gewicht für sich beanspruchen darf, kommt aus dem nordrhein-westfälischen Sozial- und Integrationsministerium. Dort wurde die BMI-Studie als „zweifelhafte Studie“ bezeichnet. Minister Guntram Schneider reagierte kritisch auf die Ergebnisse: „Wir haben in NRW – und hier lebt immerhin ein Drittel der in Deutschland lebenden Muslime – ganz andere Ergebnisse erhalten. Aus unserer Studie 'Muslimisches Leben in NRW' aus dem Jahr 2011 geht hervor: Die große Mehrheit der Muslime ist bereit, sich zu integrieren.“

//4//Es sei fatal, dass Bundesinnenminister, „nun mit einer Studie ins Land ginge“, die zu gegensätzlichen Ergebnissen käme. Demnach würde unterstellt, dass „ein erheblicher Teil der jungen Muslime“ Feinde der Demokratie seien. „Das Gegenteil ist der Fall“, verlautbarte Schneider in Dortmund. Zahlen aus NRW, für die 2.477 Muslime befragt worden seien, hätten das Folgende ergeben: „Gerade die jungen Muslime fühlen sich als Teil der deutschen Gesellschaft. Knapp 80 Prozent unterhalten häufige Kontakte zu Deutschen. Und je höher ihr Bildungsabschluss, desto mehr Kontakte zu Deutschen finden statt.“

Innenminister Friedrich mache alles andere als „eine angemessene Teilhabe an der Gesellschaft“ zu ermöglichen. Er trage vielmehr dazu bei, junge Muslime zu stigmatisieren.

Im Übrigen widersprächen die Erkenntnisse dieser Studie den Daten der Vorläuferstudie „Muslimisches Leben in Deutschland“, die das BMI im Auftrag der Deutschen Islamkonferenz zuvor publiziert hatte. Auf deren Grundlage wurde die NRW-Studie erstellt. „Daher wird das nordrhein-westfälische Integrationsministerium die aktuelle Bundesstudie und ihre Methodik genau prüfen“, sagte Minister Schneider heute.

CSU-Politiker spielen mit einer Studie und mit der Stimmung. Ein Kommentar von Malik Özkan

Berlin (iz). Großartig. Da bekommt die „BILD“ exklusiv eine Studie des Bundesinnenministeriums zugespielt und darf vorab die Deutschen einstimmen. 700 Seiten Studie (die genauso wie die Vorlage zur Griechenlandhilfe wohl kaum einer lesen wird) werden da flugs unter dem Stichpunkt „Integrationsverweigerung“ von jungen Muslimen zusammengefasst. Sogar die Macher der Studie fühlen sich hier benutzt, hatten sie doch gerade davor gewarnt, die nicht repräsentative Umfragen zu verallgemeinern.

Das Spiel ist altbekannt: Nachdem die Stimmung gegen Muslime geschaffen wurde, beeilt sich dann die Politik einige Tage später, im Kleingedruckten zu differenzieren. So ganz offen will man sich nicht gegen den Islam stellen, hat man doch von München bis Hamburg in Sachen Export von Rüstungsgütern, Überwachungstechnik und Luxusautos keine echten Berührungsängste mit der islamischen Welt.

In der Provinz zu Hause kalauern aber die Panikmacher – von der fröhlichen Wissenschaft inspiriert – vor sich hin: „Diese Integrationsverweigerung muss nicht, aber kann den Nährboden für religiösen Fanatismus und Terrorismus darstellen“, philosophierte der CSU-MdB Uhl ins Blaue.

Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) warnte (ganz zufällig) in der Bild-Zeitung vor einem „Import autoritärer, antidemokratischer und religiös-fanatischer Ansichten“. Heißt das nicht im Klartext: „Die islamische, nicht Brotzeit und Maß einnehmende Jugend bleibt fremd, nicht-deutsch und muss daher beargwöhnt werden?“

Wie ignorant muss man übrigens sein, um die Tendenzen der Verrohung, ganz ohne Religion, nicht in der Allgemeinheit eines Teils unseres Jugend – unabhängig vom Geburtsort und von „links bis rechts“ – zu beobachten?

Apropos Stimmung. Auch Deutsche, die nichts mit dem Islam am Hut haben, dürften – so oder so – langsam innehalten. Der Intelligenztest Made in Germany geht mit der folgenden Frage einher: Es ist also nicht der Kapitalismus, der Demokratie und Verfassung gefährdet, sondern der „Islamismus“ einiger Hundertschaften junger Muslime? Wer glaubt das eigentlich noch?

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Ismet Misirlioglu von der BIG-Partei über seine Erfahrungen beim zurückliegenden Wahlkampf in Berlin

(iz). Muslime und Parteipolitik scheinen in der Republik bisher – von Ausnah­mefällen abgesehen – eher Gegensätze zu sein. Sie sind in den etablierten Parteien (deren „Machtbasis“ schwindet) weder nennenswerte Akteure, […]

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Auch die Linke muss sich Fragen stellen

(iz)). In Folge der Ereignisse von Norwegen, sowie des europaweiten Erstarkens antimuslimischer Bewegungen, wandte sich der Blick der kritischen Öffentlichkeit der Rechten zu. Die unbestimmte Zone zwischen Union einerseits und […]

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