
Zuerst bat sich US-Präsident Trump zwei Wochen Bedenkzeit aus, letzte Nacht griffen US-Streitkräfte drei iranische Ziele an. Beobachter sind uneins, ob es sich um eine einmalige Operation oder den Eintritt in einen großen Krieg handelt.
(iz, dpa). Die US-Angriffe von letzter Nacht auf drei strategische Ziele im Iran markieren eine drastische Eskalation im Konflikt im Israel-Iran-Krieg. Die angestrebte Zerstörung der Atomanlagen wird von US-Präsident Trump als historischer Erfolg gefeiert, während Teheran bislang zurückhaltend reagierte.
Die iranische Seite bestätigte die Angriffe auf die Nuklearanlagen. Laut einem Sprecher des Krisenstabs der Provinz Ghom wurde insbesondere der Bereich um Fordo durch einen Luftangriff beschädigt. Die Lage in den betroffenen Gebieten sei inzwischen wieder ruhig, eine offizielle umfassende Stellungnahme aus Teheran lag zunächst nicht vor.
Insgesamt herrscht in den USA keine breite Zustimmung zu einem Krieg gegen den Iran. Vielmehr dominieren Bedenken hinsichtlich der Rechtmäßigkeit, der Strategie und der möglichen Folgen für die USA und den Nahen Osten.
Bundeskanzler Friedrich Merz bekräftigte die Aufforderung an Iran, sofort Verhandlungen mit den USA und Israel aufzunehmen und zu einer diplomatischen Lösung des Konflikts zu kommen. Das teilte Sprecher Kornelius mit.
Angriffe nach Trumps Befehl
Bombardiert wurden drei wichtige Anlagen: die unterirdische Urananreicherungsanlage in Fordo sowie die Standorte Natans und Isfahan.
Zum Einsatz kamen insgesamt 14 Bunkerbrecherbomben vom Typ GBU-57, sogenannte „Massive Ordnance Penetrator“ mit einem Gewicht von je 13 Tonnen. Sechs Tarnkappenbomber vom Typ B-2 warfen allein auf Fordo zwölf dieser Bomben ab. Andere Quellen sprachen von 6 oder 12 dieser Geschosse. Zusätzlich wurden rund 30 Marschflugkörper von US-U-Booten auf Ziele in Isfahan und Natans abgefeuert.
Die USA wollen laut offiziellen Verlautbarungen mit der Operation die nuklearen Kapazitäten des Iran nachhaltig zerstören und damit eine aus ihrer Sicht akute Bedrohung für Israel und die Region beseitigen.
Wie die Internationale Atomenergiebehörde IAEA heute Morgen mitteilte, wurden in der Umgebung der drei Angriffsziele keine erhöhten Strahlungswerte gemesse. „Die IAEO wird weitere Bewertungen zur Lage im Iran vornehmen, sobald weitere Informationen vorliegen.“
Der US-Präsident verkündet „spektakulären Erfolg“
Trump bezeichnete die Operation als einen „spektakulären Erfolg“ und sagte, die drei Atomanlagen seien „vollständig zerstört“ worden. Er lobte die US-Streitkräfte und drohte dem Iran mit weiteren, größeren Angriffen, sollte Teheran nicht einlenken und den Krieg beenden.
In einer Ansprache aus dem Weißen Haus betonte er, der Iran müsse sich für den Frieden entscheiden, andernfalls würden künftige Angriffe „viel größer und einfacher“ ausfallen. Er dankte zudem Israel für die Unterstützung und stellte klar, dass die USA jederzeit in der Lage seien, weitere Ziele im Iran anzugreifen.
Zuvor war eine zweiwöchige Bedenkzeit angekündigt
Donald Trump hat sich stets als „Friedenspräsident“ inszeniert, der Kriege im Nahen Osten beenden und neue Interventionen vermeiden wollte. Seine Anhänger, insbesondere aus der MAGA-Bewegung, erwarteten von ihm eine klare „America First“-Politik und lehnten weitere Auslandseinsätze ab. Gleichzeitig gab es erheblichen Druck von außen.
Angesichts der Eskalation zwischen Israel und Iran setzte Trump eine Frist von zwei Wochen, um über ein mögliches militärisches Eingreifen der USA zu entscheiden. Sie sollte nach Verlautbarungen mehreren Zwecken dienen: Raum für Verhandlungen und diplomatische Bemühungen schaffen. Die Lage entspannen. Dem US-Präsidenten ermöglichen, politisch flexibel zu bleiben.
Innerhalb der MAGA-Bewegung gab es heftigen Widerstand gegen den nun durchgeführten Militärschlag. Steve Bannon, Trumps früherer Chefstratege, warnte eindringlich vor einer Wiederholung des Irak-Kriegs und forderte, die USA dürften sich nicht erneut in einen teuren und verlustreichen Konflikt stürzen. Tucker Carlson, einflussreicher rechter Kommentator, warf Trump vor, sich zum Komplizen eines Kriegsakts zu machen. Marjorie Taylor Greene, prominente Kongressabgeordnete, forderte, US-Soldaten sollten sich auf den Schutz der eigenen Grenzen konzentrieren und nicht in Übersee für fremde Interessen kämpfen.
Trump betonte, dass es sich um einen „einmaligen“ Eingriff handle, und rief anschließend erneut zu Verhandlungen auf, um einen Flächenbrand zu vermeiden. Damit versuchte er, den Spagat zwischen militärischer Härte und dem Image des Friedensstifters zu schaffen.
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Erste Reaktionen aus Teheran
Der Iran reagierte scharf auf den Angriff und bezeichnete ihn als Verletzung des Völkerrechts und der UN-Charta. Außenminister Abbas Araghtschi drohte mit Konsequenzen und betonte das Recht auf legitime Selbstverteidigung. Zudem beantragte das Land eine Sondersitzung des UN-Sicherheitsrates.
Bisher ist nicht geklärt, ob die US-Führung die Regierung in Teheran vorab über die Angriffe informierte und ihr damit Zeit zur Evakuierung gab. Für die meisten Beobachter kamen die US-Attacken überraschend. Allerdings gibt es widersprüchliche Meldungen. Laut CBS News sollen US-Vertreter die iranische Regierung vorab unterrichtet haben. Diese Meldung wurde vom persischen Dienst der BBC weitergegeben.
In einer ersten Reaktion startete Teheran heute Raketenangriffe auf Israel. Nach Angaben von Medienberichten trafen iranische Raketen Ziele in Nord- und Zentralisrael, darunter Haifa und Tel Aviv. Dabei wurden mindestens 16 Menschen verletzt. Die Revolutionsgarden erklärten, der Konflikt habe das Potenzial, zu einem ausgewachsenen Krieg im Nahen Osten zu eskalieren.
Der Nahostjournalist Karim El-Gawhary schreibt im Nachrichtendienst X, die iranische Führung für die Folgen der Angriffe „herunterspielen“. Das könne ein Zeichen sein, „dass sie nicht eskalieren wollen“. Nach Aussagen von iranischen Behördenvertretern bestünde keine Gefahr für die Bevölkerung, berichtete die staatliche Agentur IRNA.
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Riad ist „tief besorgt“ über regionale Eskalation
Saudi-Arabien hat sich nach den US-Angriffen auf Nuklearanlagen im Iran tief besorgt über die aktuellen Entwicklungen gezeigt. Die internationale Gemeinschaft müsse sich bemühen, um die aktuelle Lage zu entschärfen, hieß es in einer Erklärung des Außenministeriums.
„Wir fordern die internationale Gemeinschaft auf, unter diesen äußerst sensiblen Umständen ihre Bemühungen zu verdoppeln, um eine politische Lösung zu erreichen, die ein Ende der Krise ermöglicht und eine neue Phase der Sicherheit und Stabilität in der Region einleitet“, so das Ministerium in Riad.
Das Königreich unterhält enge Beziehungen zur US-Regierung unter Präsident Donald Trump, der das Land erst vergangenen Monat besucht hatte. Im Jahr 2023 hatten Saudi-Arabien und sein regionaler Rivale Iran nach siebenjähriger Eiszeit die Wiederaufnahme diplomatischer Kontakte vereinbart.