Von Schaikh Muhammad Al Kassbi, Imam der Großen Moschee von Granada

Allah, der Erhabene, hat diese Existenz und die Geschöpfe in vier Gruppen geschaffen: Eine Gruppe bilden jene, die nichts anderes tun, als Allah anzubeten; sie begehen keine Akte des Ungehorsams: die Engel. Eine andere Gruppe gehorcht niemals. Dies sind die Schaijatien.

Eine weitere Gruppe bilden jene, die bei manchen Gelegenheiten gehorchen und bei anderen nicht: die Dschinn und die Menschen.

Die vierte Gruppe besteht aus jenen Geschöp­fen, die weder gehorsam, noch ungehorsam sein können: die Tiere. Als Allah den Menschen adelte, indem Er ihm die Verantwortung der Amana [Arabisch für ein Gut, das sorgsam aufzubewahren und in gutem Zustand zurück zu geben ist, zum Beispiel unser Leben, das uns der Schöpfer gab und das Er uns wieder nehmen wird] gab, stellte Er den Menschen mit dem auf die Probe, was seinen Glauben oder Unglauben prüfen sollte.

Allah ließ verschiedene Offenbarungen auf die Menschen herabkommen und sandte ihnen verschiedene Gesandte. Allah befahl den Menschen den Gehorsam und untersagte ­ihnen den Ungehorsam. Allah stellte die ­Menschen auf die Probe, im Sichtbaren wie im Unsichtbaren, und Er schickte ihnen verschiedene Feinde und trug ihnen auf, diese in Geduld und Festigkeit zu bekämpfen, bis sie den Sieg des Eintritts in den Garten erlangen. Die Feinde des Menschen sind zahlreich; der gefährlichste von ihnen ist Schaitan. Allah sagt in Seinem Buch: „Wahrlich, Schaitan ist euer Feind, so haltet ihn für einen Feind.“ (Al-Fatir, 6) Viele bestätigen diese Worte, das heißt, sie geben zu, dass Schaitan dem Menschen ein Feind ist, aber sie gehorchen nicht dem Befehl, den diese Sura enthält: „So haltet ihn für einen Feind.“

Schaitan ließ unseren Vater Adam den Garten verlassen; Schaitan erreichte es auch, dass seine Kinder, die Kinder Adams – ein Teil der Menschheit – sich auf offensichtlichen Abwegen befindet. Er flüstert solange ein, bis wir uns der Armut und dem Tod gegenübersehen; er lässt zwischen uns Hass und Feindschaft entstehen; er lässt uns die Akte des Ungehorsams schön erscheinen und hindert uns an der Anbetung Allahs und an der Erinnerung an Ihn.

Ein anderer Feind der Menschen ist seine eigene Nafs (Selbst-Form/Ego), denn sie ist es, die ihm die Übertretung befiehlt. Allah sagt: „Das Menschenwesen gebietet oft Böses; davon sind jene ausgenommen, derer mein Herr Sich erbarmt“ (Jusuf, 53)

Das Menschenwesen muss unablässig die Reinigung seiner Nafs erstreben; und ein Teil dieser Reinigung ist der Schutz deiner Nafs, denn die Nafs ist wie ein Kind, das man ständig erziehen muss. Man muss auch die Rechte der Nafs achten, die sie über uns hat, damit man diese Reinigung überhaupt erreichen kann.

Das erste ist, es der Nafs nicht zu gestatten, ständig das zu bekommen, was sie verlangt. Das zweite besteht darin, zu wissen, dass die Nafs dich daran hindert, den anderen die Rechte zu geben, die wir ihnen schulden. Drittens muss man mit seiner eigenen Nafs vorsichtig sein.

Weitere Feinde des Menschen sind seine schlechten Freunde, sein schlechter Umgang, die Gefährten der Übertretung. Zu ihnen gehören all jene, die den Menschen mit Dingen beschäftigen, die ihn daran hindern sich an Allah zu erinnern; diese Menschen sind uns weder in der Dunja (in dieser Welt) von Nutzen, noch in der Akhira (dem Jenseits /der nächsten Welt nach unserem körperlichen Tode). Alles was sie tun, ist, ihre Zeit mit Dingen zuzubringen, die völlig bedeutungslos sind. Diese Art der Freundschaft wird den Menschen am Tag der Wiederauferweckung ein Feind sein. Ein jeder achte auf seinen Umgang; die einen werden die anderen ­anklagen. Allah sagt: „Die Freunde werden an jenem Tage einer des anderen Feind sein, außer den Gottesfürchtigen.“ (Az-Zukhruf, 64)

Manche Männer des Wissens haben gesagt: „Brüder (das heißt, Gefährten) gibt es dreier­lei: Der eine ist wie eine Speise, von der du nie genug bekommen kannst; er hilft dir in deinen Angelegenheiten des Dien und in den Angelegenheiten dieser Welt.

Ein zweiter ist wie Medizin, die du in bestimmten Augenblicken brauchst, dessen Gemeinschaft du aber nicht überstrapazieren solltest, denn er wird dir nur in den Dingen der Dunja helfen. Ein dritter Gefährte ist wie eine Krankheit: Er hilft dir weder in der Dunja, noch in der Akhira; das einzige, was er macht, ist, dir einen Teil deines Lebens, deiner Zeit zu stehlen und ihn völlig zu vergeuden.“

Andere Feinde des Menschen sind sein Reichtum und seine Familie, wenn sie der Grund für eine Spaltung werden und der Grund für die völlige Hingabe an sie und das Verges­sen des Wichtigsten werden sollten. Wer so ist, der wird eine vollständige Niederlage ernten; er wird sich auf dem Wege der Abweichung und der Verirrung befinden. Allah sagt: „Oh, die ihr glaubt, lasst euch durch euer Vermögen und eure Kinder nicht vom Gedenken an Allah abhalten. Und wer das tut – das sind die Verlierenden.“ (Al-Munafiqun, 9)