, ,

40 Jahre muslimehelfen – Rückblick auf nachhaltige Projekte

muslimehelfen
Burundi: Beginn des neuen Schuljahres 2024/25. (Foto: muslimehelfen)

muslimehelfen blickt in diesem Jahr auf 40 Jahre Projektarbeit zurück. In dieser Zeit konnten zahlreiche Hilfsprojekte entstehen, wachsen und sich nachhaltig etablieren – Projekte, die auf langfristige Wirkung und nachhaltige Verbesserung abzielen.

Zum Jubiläum möchten wir einige der langjährigsten und prägendsten Projekte vorstellen, die zeigen, wie gezielte Hilfe echte Perspektiven schaffen und das Leben vieler bedürftiger Menschen auf lange Sicht verbessern kann. Von Mariam Laiouar & Kashfa Butt

Das Tawfiq Hospital in Kenia – eine Erfolgsgeschichte

Das Tawfiq Hospital in Malindi wurde 1992 von unserer Partnerorganisation in Kenia gegründet. Was einst als kleines medizinisches Zentrum mit nur fünf Mitarbeitenden begann, hat sich dank kontinuierlicher finanzieller Unterstützung zu einem voll ausgestatteten Krankenhaus mit über 230 Mitarbeitenden, mehr als 85 Betten und einem 24-Stunden-Betrieb entwickelt.

Die Zusammenarbeit mit muslimehelfen begann im Jahr 2007 mit der Finanzierung der ersten „Woche der Barmherzigkeit“. Während dieser Aktionswoche wurden im Tawfiq Hospital dringend notwendige Operationen für bedürftige Patientinnen und Patienten kostenfrei durchgeführt. Viele von ihnen warteten bereits seit Jahren auf einen chirurgischen Eingriff, konnten sich diesen aber finanziell nicht leisten.

Durch die Unterstützung von muslimehelfen in Höhe von 7.855 € konnten damals 70 Menschen erfolgreich operiert werden. In den folgenden Jahren wurden weitere medizinische Camps im Krankenhaus organisiert und ebenfalls von muslimehelfen gefördert. Darüber hinaus ermöglichte die Zusammenarbeit Projekte zur Anschaffung medizinischer Geräte sowie den Ausbau verschiedener Fachbereiche.

Malindi, Kenia: das Tawfiq Hospital. (Foto: muslimehelfen)

Zu den Meilensteinen dieser Partnerschaft zählen unter anderem die Anschaffung eines Stromgenerators (2007), eines Autorefrakto-Keratometers zur Diagnose von Fehlsichtigkeit und Hornhautverkrümmung (2011), ein modernes Röntgengerät (2013), Inkubatoren für Neugeborene (2014), ein Rettungswagen (2015), sowie Anästhesiegeräte und Patientenmonitore (2019;2024).

Auch die Erweiterung des Krankenhauses wurde durch muslimehelfen unterstützt. 2018 wurde ein neues Ambulanzgebäude errichtet, 2020 die Dialyseabteilung ausgebaut und 2021 eine eigene Krebsstation mit Palliativbereich eröffnet, um Patientinnen und Patienten in der letzten Lebensphase bestmöglich versorgen zu können.

Die jüngste Maßnahme wurde im Jahr 2025 umgesetzt: Für insgesamt 92.351 € wurde die Augenklinik umfassend renoviert und mit hochmodernen Geräten ausgestattet. Damit kann nun jährlich circa 1.000 Augenpatienten effizient geholfen werden.

Dank der kontinuierlichen Förderung durch muslimehelfen konnte das Tawfiq Hospital in den vergangenen Jahren Tausende Patientinnen und Patienten behandeln, die sich eine medizinische Versorgung sonst nicht hätten leisten können.

Während private Kliniken oft unerschwinglich sind und öffentliche Krankenhäuser an Ausstattung und Personal mangeln, bietet das Tawfiq Hospital hochwertige medizinische Versorgung zu fairen Preisen oder übernimmt die Behandlungskosten für Bedürftige sogar vollständig.

Heute ist das Tawfiq Hospital ein unverzichtbarer Bestandteil der Gesundheitsversorgung in der Region. Seit Beginn der Partnerschaft hat muslimehelfen das Krankenhaus mit insgesamt 1.037.425 € unterstützt – und wird es auch in Zukunft weiter begleiten, um die medizinische Versorgung in Kenia weiter auszubauen und eure Spenden dorthin zu bringen, wo sie gebraucht werden.

Bildung als Schlüssel zur Zukunft – Das Blindenzentrum in Sokodé

Wer in Togo blind geboren wird oder früh erblindet, hat kaum Chancen auf Bildung und damit auf ein selbstbestimmtes Leben. Denn ohne Schulbildung bleibt oft nur ein Leben in Abhängigkeit und Armut.

Um dem entgegenzuwirken, gründete muslimehelfen im Jahr 2010 ein Blindenzentrum in Sokodé, der zweitgrößten Stadt des Landes. Ziel war es, sehbehinderten Kindern aus ärmsten Verhältnissen den Zugang zu Bildung zu ermöglichen und ihnen so eine Perspektive für die Zukunft zu schaffen.

Die Arbeit begann in einfachen, angemieteten Räumen mit zwölf Kindern. Sie wurden in Blindenschrift unterrichtet, erhielten täglich warme Mahlzeiten, medizinische Versorgung und einen sicheren Schlafplatz.

Der Bedarf wuchs rasch und schon bald wurde es zu eng. 2013 entstand daher auf einem drei Hektar großen Gelände in Kadambara, unweit von Sokodé, ein neues Blindenzentrum mit Platz für mehr Kinder und besseren Bedingungen. Heute verfügt es über acht Klassenräume, acht Schlafräume, eine Kantine, sanitäre Anlagen sowie zwei Wohnräume für Lehrkräfte und Betreuungspersonal.

Dabei übernimmt muslimehelfen sämtliche Betriebskosten – von Gehältern über Lebensmittel und Lehrmaterialien bis hin zu Medikamenten und Strom. Alle sechs Monate fallen dafür durchschnittlich rund 26.000 Euro an.

Aktuell werden im Zentrum 24 sehbehinderte Kinder unterrichtet und betreut. Der Unterricht folgt dem offiziellen Lehrplan des Schulministeriums und wird in Blindenschrift vermittelt. Nach der Grundschule können die Kinder eine weiterführende Schule in Kadambara besuchen.

Dort besuchen sie gemeinsam mit sehenden Schülern den Unterricht. Dank eines von muslimehelfen bereitgestellten Computers und Braille-Druckers kann das Unterrichtsmaterial für die blinden Schülerinnen und Schüler mithilfe spezieller Software zunächst in Blindenschrift übersetzt und anschließend gedruckt werden. 14 Schülerinnen und Schüler des Zentrums besuchen die Schule derzeit. Im Blindenzentrum erhalten sie jedoch weiterhin Unterkunft und Verpflegung – auch ihre Schulgebühren werden übernommen.

Insgesamt sind aktuell 38 Kinder und Jugendliche im Zentrum untergebracht. Einige von ihnen verfolgen ambitionierte Ziele – zehn ehemalige Schüler studieren mittlerweile an der Universität in Lomé. Dort erhalten sie Zugang zu barrierefreier Bildung und werden von muslimehelfen weiterhin mit einem monatlichen Beitrag unterstützt.

Im Dezember 2023 feierte das neue Blindenzentrum sein zehnjähriges Bestehen mit einer großen Jubiläumsveranstaltung, an der rund 700 Gäste teilnahmen: Schülerinnen und Schüler mit ihren Familien, Vertreter der Behörden, Imame, lokale Politiker sowie zahlreiche Unterstützer.

Mit Straßenzügen, Radiobeiträgen, Konferenzen und Sportveranstaltungen wurde das Zentrum in der Region bekannt gemacht – mit Erfolg: Bereits im Januar 2024 meldeten sich sechs neue Kinder an.

Besonders bewegend ist die Geschichte von Waïbou. Als blinder Junge wurde er 2010 ins Zentrum aufgenommen. Nach erfolgreichem Grundschulabschluss und Abitur studierte er Zeitgeschichte an der Universität Lomé und kehrte schließlich als Lehrer an die weiterführende Schule in Kadambara zurück, wo er nun selbst Kinder aus dem Blindenzentrum unterrichtet. Ein Beweis dafür, was möglich ist durch gezielte Förderung und Fürsorge.

Ruanda: Auszubildende im Bereich Elektroinstallation des Jahrgangs 2024/25 bei einer praktischen Übung. (Foto: muslimehelfen)

Neue Perspektiven für junge Menschen in Ruanda – Das Berufsbildungszentrum in Kigabiro

Wer ohne Schulabschluss oder berufliche Qualifikation aufwächst, hat kaum eine Chance, der Armut zu entkommen. Viele junge Menschen in Ruanda stehen genau vor diesem Problem. Für gut bezahlte Arbeitsplätze sind sie nicht qualifiziert, und so bleiben häufig nur schlecht bezahlte, körperlich harte Tätigkeiten. Um diesen Kreislauf zu durchbrechen, wurde 2014 mit der Unterstützung von muslimehelfen ein Berufsbildungszentrum in der Stadt Kigabiro eröffnet.

Ziel des Projekts ist es, jungen Menschen aus benachteiligten Verhältnissen eine praxisnahe Ausbildung zu ermöglichen – und damit den ersten Schritt in ein selbstbestimmtes und würdevolles Leben. Aktuell können die Auszubildenden zwischen drei Berufsfeldern wählen: Elektroinstallation, Kochen oder Schneiderei. Eine frühere Ausbildung zum Wasserinstallateur wurde mangels Nachfrage eingestellt.

Jeder Ausbildungsgang dauert ein Jahr. muslimehelfen übernimmt für alle Teilnehmer die Studiengebühren, sodass sie kostenlos ausgebildet werden können. Diese Gebühren finanzieren unter anderem die Gehälter des Lehrpersonals und den laufenden Betrieb des Zentrums. Zusätzlich werden von muslimehelfen Gelder für die Anschaffung von Lehrmaterialien und Geräten zur Verfügung gestellt.

Das Berufsbildungszentrum erfreut sich großer Nachfrage. Im Lehrjahr 2024/25 wurden insgesamt 150 junge Frauen und Männer erfolgreich ausgebildet: 40 im Bereich Elektroinstallation, 52 im Kochhandwerk und 58 in der Schneiderei. Unabhängig vom gewählten Schwerpunkt erhielten alle Auszubildenden zusätzlich eine Einführung in grundlegende Computerkenntnisse – eine wichtige Ergänzung in der heutigen Arbeitswelt.

Ein besonderes Highlight: Am Ende ihrer Ausbildung erhalten die Absolventinnen und Absolventen passende Werkzeuge für den Start ins Berufsleben. Schneiderinnen und Schneider bekommen eine Nähmaschine, Köchinnen und Köche eine Gasplatte, Pfanne, Gasflasche und ein Waffeleisen, während Elektriker mit einer umfangreichen Werkzeugkiste ausgestattet werden. So können die jungen Menschen ihre Fähigkeiten sofort anwenden – sei es im eigenen kleinen Betrieb oder als Angestellte in Unternehmen der Region.

Angesichts der großen Nachfrage ist bereits eine Erweiterung des Berufsbildungszentrums in Planung. Damit sollen künftig noch mehr junge Menschen von einer Ausbildung profitieren können und zusätzliche Berufsfelder angeboten werden. Denn die Ausbildung im Zentrum ist weit mehr als reine Wissensvermittlung – sie ist ein Weg in ein selbstbestimmtes, würdiges Leben.

Wer spendet, hilft nicht nur kurzfristig, sondern setzt auf nachhaltige Veränderung: Fähigkeiten und Perspektiven wirken weiter in den Familien, in den Gemeinschaften und über Generationen hinweg. Die Unterstützung dieses Projekts gleicht einer Sadaqa Dscharija – einer fortlaufenden guten Tat, deren Wirkung und Lohn auch lange nach der Spende weiter bestehen.

Bildung als Hilfe zur Selbsthilfe – Die muslimehelfen Fundamental School in Bujumbura

Bildung ist ein Grundrecht für alle Kinder. Vor allem Schulbildung trägt zur gesellschaftlichen Integration der Kinder und ihrer psychosozialen Entwicklung bei. Schulen bieten Kindern eine sichere und stabile Umgebung in turbulenten Zeiten.

Jedoch haben Waisenkinder es beim Bildungsweg oft schwerer. Durch den Verlust eines Elternteils fehlen den Familien oft die Mittel für Schulgebühren. Die Kinder bleiben zudem aufgrund von familiären Verpflichtungen der Schule fern. Dabei kann Bildung das Leben dieser Kinder signifikant verbessern.

Die muslimehelfen Fundamental School in der Stadt Bujumbura, in Burundi, wurde im Jahr 2010 von unserer Partnerorganisation in Betrieb genommen, um für Waisenkinder ein Umfeld zu schaffen, das optimal auf ihre Bedürfnisse abgestimmt ist.

Mittlerweile werden 170 Schü­lerinnen und Schüler der Klassen 1–6 sowie 75 Schülerinnen und Schüler der Klassen 7–9 an der Schule unterrichtet. Mit Ausnahme weniger Kinder sind alle Schüler Waisen und stammen aus bedürftigen Verhältnissen.

Die Kinder erhalten in den Pausen eine warme Mahlzeit mit einem Getränk, um eine ausgewogene Ernährung zu gewährlei­sten. Die Schüler und Schülerinnen der Klassen 1–6 werden zudem psychologisch betreut und haben Zugang zur Gesundheitsversorgung.

Des Weiteren werden Kosten für Schulmaterialien, Schuluniformen, Gehälter von Lehrern und weitere Betriebskosten der Schule übernommen. Die Schule hat das Ziel, den Waisenkindern eine bestmögliche schulische Bildung zu ermöglichen und sie in ihrer intellektuellen, sozialen, moralischen und psychologischen Entwicklung zu stärken. Zudem profitieren die Waisenkinder zusätzlich von der fortlaufenden Lebensmittelhilfe, die muslimehelfen finanziert.

In diesem Schuljahr wurden durch das burundische Bildungsministerium „tests en rèseau“, zu Deutsch Evaluationstests, auch an der muslimehelfen Fundamental School in Bujumbura durchgeführt. Die Ergebnisse fielen erfreulich aus – die Schulkinder haben durchweg gut abgeschnitten. Die Stellungnahmen der Kinder, die uns erreichen, zeigen, wie optimal sie unterstützt werden.

Der 12-jährige Yussuf aus Bujumbura erzählt: „Assalaamu Alaikum Warahmatullah Wabarakatuh, ich schreibe diese Nachricht, um euch für den Bau der Schule zu danken. Wir profitieren von der muslimehelfen Schule. Wir erhalten Schuluniformen, Schulmaterialien, Getreidebrei um 10:45 Uhr und Essen zur Mittagszeit – jeden Tag! Wir haben auch eine Krankenschwester, die sich um unsere Gesundheit kümmert. Wir lernen ohne Probleme für eine bessere Zukunft. Möge Allah euch segnen!“

Vielseitige Projektarbeit

Dies sind nur einige Projektbeispiele, die zeigen, wie aus gezielter Hilfe echte Perspektiven entstehen. In den Anfangsjahren von muslimehelfen lag der Fokus vor allem auf der Nothilfe. Was einst als reine Nothilfe begann, hat sich mit der Zeit zu einer vielseitigen Projektarbeit entwickelt – mit neuen Schwerpunkten wie Bildung, Gesundheit, Frauenförderung, Existenzgründung, Landwirtschaft, Kleidung oder Winterhilfe.

Allein im vergangenen Jahr haben wir etwa 3,5 Millionen Euro für unsere Hilfsprojekte ausgegeben und damit Menschen in verschiedenen Ländern der Welt erreichen und unterstützen können. Nothilfe wird weiterhin ein fester Bestandteil unserer Arbeit bleiben.

Jedoch verfolgen wir zunehmend das Ziel, gemeinsam mit unseren Projektpartnern zahlreiche Projekte zu entwickeln, die über den Moment hinauswirken – für mehr Selbstständigkeit und Zukunftschancen. Mit eurer Hilfe und mit Allahs Erlaubnis können wir auch in Zukunft Menschen unterstützen, Perspektiven eröffnen und Hoffnung geben.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert