
Tag der offenen Moschee: Auch 2025 öffnen Moscheegemeinschaften am Tag der Deutschen Einheit ihre Pforten.
(iz). Seit 1997 zählt der Tag der offenen Moschee (TOM) zu den traditionsreichsten Veranstaltungen von Moscheegemeinschaften in Deutschland und nimmt einen besonderen Stellenwert bei der Öffentlichkeitsarbeit ein. Er ermöglicht Begegnungen, die im Alltag selten so geboten sind, und schafft einen barrierefreien Raum für Austausch.
Er bietet eine besondere Gelegenheit, Moscheen und den Islam aus nächster Nähe zu erleben, den Dialog mit allen Nachbarn zu suchen, mehr voneinander zu erfahren, gegenseitige Bilder zu korrigieren und Vorurteile abzubauen. So wird religiöse und kulturelle Vielfalt sichtbarer und wertgeschätzt.
Seit 2007 koordiniert der Koordinationsrat der Muslime (KRM) diesen Aktionstag des Kennenlernens. Jedes Jahr besuchen knapp 100.000 Interessierte bundesweit über 1.000 Moscheen. Diese Begegnungen vermitteln Hoffnung und Zuversicht und stärken das gesellschaftliche Miteinander.
„Deutschland sieht sich derzeit mit einer zunehmenden gesellschaftlichen Polarisierung, wachsender Fremdenfeindlichkeit und einem besorgniserregenden Anstieg von Hassrede konfrontiert“, schrieb der Zentralrat der Muslime zur Einladung auf seiner Website.
Foto: Selcuk Cicek
Vor diesem Hintergrund erhalte dieser Tag eine größere Bedeutung: Er schaffe Orte der Begegnung, die Feindseligkeiten abbauen und den Dialog fördern sollen. „Die Moscheen öffnen ihre Türen, um nicht nur Räume, sondern auch Herzen zugänglich zu machen“, hieß es.
Ziel sei es, den Islam jenseits von Schlagzeilen und Vorurteilen erlebbar werden zu lassen „und den Nachbarn, Kolleginnen und Mitschülern die Möglichkeit zu geben, Fragen zu stellen und Gemeinsamkeiten zu entdecken“. Der Verband hat seine Mitgliedsmoscheen aufgerufen, ihre Events zu dokumentieren und Fotos sowie kurze Berichte einzusenden.
Diese sollen Teil einer Berichterstattung werden, die die Vielfalt und das Engagement muslimischen Lebens in Deutschland sichtbar macht. Der Tag der offenen Moschee sei längst mehr als eine symbolische Geste. Er hat sich zu einem festen Bestandteil des gesellschaftlichen Dialogs entwickelt und trägt zur Normalisierung der Existenz in der Öffentlichkeit bei.
In den letzten fünf Jahren wurde dieser Tag jeweils unter wechselnden Mottos begangen, die aktuelle Herausforderungen und innerislamische Perspektiven aufgriffen. 2021 stand die Veranstaltung im Zeichen des Jubiläums „25 Jahre TOM – Moscheen gestern und heute“ und reflektierte die Entwicklung der Moscheegemeinden sowie ihren Wandel und ihre Verwurzelung in der deutschen Gesellschaft seit 1997.
2022 rückte unter dem Motto „Knappe Ressourcen – große Verantwortung“ ökologische und soziale Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt. Es ging darum, wie muslimische Gemeinschaften mit Naturressourcen umgehen und Eigenverantwortung für Umwelt und Soziales übernehmen.
2023 lautete das Motto „Das Gebet – besinnt, belebt, verbindet“ und stellte seine spirituelle Dimension sowie verbindende Kraft für das Gemeindeleben und den gesellschaftlichen Dialog heraus.
2024 griff der Tag die globale Lage unter dem Leitgedanken „Life Matters – Jedes Leben zählt!“ auf. Im Vordergrund stand die Wertschätzung allen Lebens, wobei neben Menschen, Tiere und Pflanzen eingeschlossen wurden. Angesichts aktueller Kriege und Krisen betonten die Gemeinden die Schutzwürdigkeit der Existenz und setzten sich mit sozialen Sorgen sowie dem Wert von Dialog und Empathie auseinander.
Foto: Islamische Gemeinde Penzberg
Das diesjährige Motto „Religion und Ethik – der Glaube als Kompass der Menschlichkeit“ soll die positive Ethik der Religion in den Mittelpunkt rücken. Barmherzigkeit, Gerechtigkeit, Solidarität und der Einsatz gegen Diskriminierung und Hass werden als gemeinsame Grundlagen „einer offenen Gesellschaft“ betont.
Das Thema knüpft damit an aktuelle Debatten an: In Zeiten von Unsicherheit und Spaltung sei die Orientierung an universellen Werten besonders wichtig. Religion, so die Botschaft, könne dabei eine Quelle von Menschlichkeit und Zusammenhalt sein.
Längst gibt es diese Einladung an die Umwelt nicht mehr nur in Deutschland. Es hat auch über unsere Grenzen hinaus Schule gemacht.
Nach 2007 veranstalten Dachorganisationen in der Schweiz einen entsprechenden Tag. Seit 2011 findet in Frankreich der „Mosquée porte ouverte“ statt und seit 2015 organisiert der Muslim Council of Britain ein vergleichbares Event unter dem Titel „Visit my Mosque“. In Teilen der USA öffnen seit 2000 jährlich die Moscheen.
Dabei handelt es sich beim TOM nicht nur um einen bloßen Tag der offenen Tür. Viele Moscheegemeinden sind an anderen Tagen für Interessierte und BesucherInnengruppen zugänglich.
Der neuen Generation ist das nicht mehr genug: Sie wollen eine grundlegende und substanzielle Öffnung von Moscheegemeinden – für die Jugend, Frauen und nichtmuslimische Besucher. In ihren Augen sollten die Gemeinschaften und Gebäude jeden Tag offen stehen. Immer mehr Moscheen kommen diesem Wunsch nach und nutzen den TOM als Vorbild, um häufigere Formate zu entwickeln.
Website: tagderoffenenmoschee.de/