(iz). Frauen galten als Sklaven, Mädchen wurden bei lebendigem Leib begraben; die Eltern, die ihre Töchter nicht töteten, waren tief traurig, wenn sie ein Mädchen zur Welt brachten. Die Starken und Reichen unterdrückten und entwürdigten die Schwachen und Armen. Die Menschen kreierten mit eigenen Händen Götzen, die sie als Gottheit anbeteten und wenn sie der Hunger überkam, aßen sie diese auf. Vor der Zeit des Propheten Muhammed, Friede und Segen seien mit ihm, führten die Menschen seiner Umwelt ein Leben, in dem die Unmoral und Abart immer weiter zunahm.
Doch dann kam er als Barmherzigkeit für alle Weltenbewohner. In dem Moment, als der Prophet Muhammed, Friede und Segen seien mit ihm, zur Welt kam, erlosch das tausendjährige Feuer und die Sternbilder im Palast des persischen Herrschers Khosrau zerbrachen. Im 107. Vers der Sure Al-Anbija verkündet Allah: „Und Wir haben dich nur als Barmherzigkeit für alle Welten gesandt.”
Auch wenn die Bedeutung des Verses eindeutig zu sein scheint, gibt es einige Aspekte, denen man Beachtung schenken sollte. In dem besagten Vers ist die Rede von „Welten”.
So wurde der Prophet nicht nur zu einem bestimmten Volk, sondern allen Welten, die einem in dem Sinn kommen, gesandt. So auch der Tierwelt, der Welt der Dschinn, der Engel, der Welt des Barzakh (das Leben im Grab), der Flora und der Welt des Verborgenen (Ghaib)
Es gibt noch etliche Welten, die wir kennen oder um die wir nicht wissen und all diesen wurde er als Barmherzigkeit gesandt. Ein anderer Aspekt ist der Satzteil „Wir haben (…) gesandt”. Es gibt also einen Sender. Und barmherzig sein, bedeutet auch, Mitleid mit jemandem oder etwas zu empfinden. Wenn wir die Bedeutung des Verses hier allein auf die Welt der Menschen beziehen, hat Allah den Propheten Muhammed gesandt, weil Er barmherzig mit den Menschen ist und sie von den schlechten Angewohnheiten der Irrenden befreien und auf den rechten Weg leiten wollte. Denn dank der Lebensweise, die der Prophet lehrte, erreichten die Menschen innere Zufriedenheit.
Bereits vor seiner Erschaffung war der Prophet Muhammed ein Segen für den Propheten Adam. Umar ibn Khattab, Allahs Wohlgefallen auf ihm, überlieferte folgende Erzählung des Gesandten Gottes: „Als Adam, Friede sei mit ihm, einen Fehler beging, flehte er Allah an: ‘Oh mein Schöpfer, ich bitte Dich, dass Du mir aus Liebe zu Muhammed vergibst.’ Allah fragte: ‘Oh Adam, woher kennst du Muhammed, obwohl Ich ihn noch nicht erschaffen habe?’ Adam antwortete: ‘Oh mein Schöpfer, als Du mich mit Deiner unendlichen Kraft erschufst, hob ich mein Haupt und las auf den Säulen des Throns «La ilaha illallah, Muhammedun rasulullah (Es gibt keinen Gott außer Allah und Muhammad ist Sein Gesandter)». So wusste ich, wer neben Deinen Namen stehen darf, der muss jemand sein, den Du unter allen am höchsten liebst.’ Allah erwiderte: ‘Oh Adam, du hast Rechtes gesprochen. Ganz gewiss, er ist Mir unter Meinen Geschöpfen am liebsten. Da du Mich aus Liebe zu ihm um Vergebung gebeten hast, vergebe Ich dir. Wisse, dass wenn er nicht wäre, hätte Ich auch dich nicht erschaffen!’“
Für uns ist der Prophet ein Weg zur Gnade und zum Segen Allahs. Aus der Dunkelheit des Unwissens nahm er die Menschen und führte sie in das Licht der Barmherzigkeit. Durch ihn wurde der Tod zu einem Tor, das sich dem Paradies des Jenseits öffnet. Denn er lehrte uns, dass wir mit denen, die wir lieben, im Jenseits sein werden. Durch ihn wurden Krankheiten und Unglück zu einem Mittel, das uns von spiritueller Trübheit erleichtert. Durch ihn konnten wir dem Strudel des Irrtums entkommen und uns den Rufen des Glaubens hingeben. Um es mit den Worten von Said Nursi auszudrücken: „Dank des Lichts, das er verbreitet, können wir uns auf den Weg der Vervollkommnung des Menschen begeben.” Jeder, der sich ihm hingibt und sich bemüht, ist dazu fähig, sich bis zur Vollkommenheit zu entwickeln. Im Grunde ist der Prophet Muhammed (Friede und Segen seien mit ihm) die Verkörperung der Barmherzigkeit Gottes. Indem wir uns ihm hingeben, erreichen wir die hohe Glückseligkeit und haben ein Anrecht, Allahs Liebe zu empfangen. Schließlich gebietet Allah: „Sprich: ‘Wenn ihr Allah liebt, dann folgt mir. So liebt euch Allah und vergibt euch eure Sünden. Allah ist Allvergebend und Barmherzig.’” (Al ‘Imran, 31)
Auch für die Tierwelt ist der Prophet ein Segen, denn er misst den Tieren Wert bei und berichtet, dass sie gegenüber den Menschen Rechte haben. Er führte Methoden und Regeln ein, wie Kamele (und andere Lasttiere) beladen werden dürfen. Eines Tages sagte er: „Jenen, der ohne einen besonderen Grund einen Sperling tötet, wird Allah am Tag des Jüngsten Gerichts zur Rechenschaft ziehen.“ (Abu Dawud) Er missbilligte das Quälen der Tiere, und vor allem von Vögeln, und ermahnte die Menschen, sich auf deren Rechte zu besinnen.
Jeder Prophet hat sein eigenes Bittgebet. Doch der Prophet Muhammed, Friede und Segen seien mit ihm, bewahrte sein Bittgebet für den Tag des Jüngsten Gerichts auf, um für seine Gemeinschaft, die alle Welten mit einschließt, Fürsprache einzulegen. Ist das allein nicht schon ein Zeichen der großen Barmherzigkeit? Uns allen wurde die Ehre zuteil, zur Gemeinschaft eines Propheten zu gehören, der sein ganzes Leben damit verbrachte, uns einen Platz unter seinen Fittichen zu bieten. So wie er zu seinen Lebzeiten im Diesseits mit „Ummati Ummati” (auf Deutsch „meine Gemeinschaft”) zu Allah flehte, wird er auch im Jenseits zu Allah „Ummati Ummati“ flehen und für uns Fürsprache einlegen.