Die neue „Ehrenfelder Gesprächsreihe Gesellschaft“, initiiert vom MoscheeForum an der Zentralmoschee Köln, startete am 31. Oktober 2025 mit einer hochkarätig besetzten Auftaktveranstaltung.
(iz). Ziel der Reihe ist es, zentrale Themen rund um das muslimische Leben in der Bundesrepublik aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten und den Dialog von Forschung, Community und Praxis zu stärken.
Die Auftaktveranstaltung stand unter dem Motto „Fake, Fakten, Fassade – Wer spricht für die Muslime in Deutschland?“. Sie adressierte die Diskrepanz zwischen Innenwahrnehmung und öffentlichem Bild islamischer Religionspraxis sowie die Rolle ihrer Akteurinnen und Akteure in der deutschen Gesellschaft.

Foto: MoscheeForum der Zentralmoschee Köln
Gesprächsreihe: für ein neues Miteinander
Zum Einstieg forderte Murat Şahin-Arslan, Direktor des MoscheeForums, ein neues Miteinander: Es solle gehört und nicht zugeschrieben, differenziert statt zugespitzt und auf Begegnung statt Konfrontation gesetzt werden.
Ziel sei es, Räume zu schaffen, in denen gemeinsam gesprochen werde. Im Mittelpunkt der ersten Veranstaltung stand die Frage, wie muslimische Religionspraxis in Moscheen vermittelt wird – etwa in Freitagspredigten – und warum ihr Bild in Medien oft von Vorurteilen geprägt ist.
Fragestellung anhand von Freitagspredigten diskutiert
Die Basis des Abends bildete ein Forschungsprojekt zu Freitagspredigten, vorgestellt von Dr. Jörn Thielmann, Leiter des Zentrums für Islam und Recht in Europa (EZIRE) an der Universität Erlangen-Nürnberg. Ergänzt wurde die Diskussion durch Abdul Ahmad Rashid, der die Perspektive der medialen Wahrnehmung einbrachte, und Dr. Zekeriya Altuğ vom DITIB-Bundesverband.
Im Fokus stand die öffentliche Debatte über Freitagspredigten: Während diese in den Medien oft als politisch oder radikal dargestellt werden, zeigte das Forschungsprojekt, dass tatsächlich vor allem Themen wie Ethik, Familie, Verantwortung, Gottesbeziehung und respektvolles Zusammenleben im Mittelpunkt der Ansprache stehen.

Foto: IZ Medien, Archiv
Dr. Thielmann betonte die Bedeutung langfristiger Archivarbeit für das Verständnis muslimischer Religionspraxis in Deutschland. Dr. Zekeriya Altuğ ergänzte, dass die Predigten der letzten Jahrzehnte kürzer, strukturierter und sprachlich vielfältiger geworden seien, um besser auf die heterogene Gemeinde eingehen zu können und gesellschaftlichen Entwicklungen Rechnung zu tragen.
Den Abschluss bildete eine lebendige Fragerunde, bei der sowohl Gäste als auch Referenten den Dialog suchten und sich offen austauschten – ein deutliches Signal, dass die Gesprächsreihe als konstruktives Forum für die Kölner Stadtgesellschaft gedacht ist.
Vorstellung der Referenten
Abdul Ahmad Rashid, geboren 1964 in Köln als Sohn eines Afghanen und einer Deutschen, ist Journalist, Islamwissenschaftler und Redakteur. Er studierte Islamwissenschaft, Germanistik und Vergleichende Religionswissenschaft in Köln, Bonn, Damaskus und Kairo.
Nach Stationen bei WDR und Deutschlandfunk arbeitet er seit 2007 als Redakteur beim ZDF „Forum am Freitag“ und befasst sich insbesondere mit der medialen Darstellung des Islam. Rashid spricht fließend Arabisch und Dari.
Er setzt sich seit vielen Jahren für ein differenziertes Islambild in deutschen Medien ein und ist u.a. Gründungsmitglied des „Muslimischen Forum Deutschland“ sowie des „Zukunftsforum Islam“ der Bundeszentrale für politische Bildung.
Dr. Zekeriya Altuğ, geboren 1973 in der Türkei, leitet die Abteilung Gesellschaft und Zusammenarbeit bei der Türkisch-Islamischen Union (DITIB) auf Bundesebene.
Neben seiner Verbandstätigkeit engagiert er sich seit vielen Jahren im interreligiösen Dialog – u.a. in seiner Zeit als Sprecher des Koordinationsrats der Muslime und im DITIB-Landesverband NRW.
Sein besonderes Anliegen ist die Entwicklung der muslimischen Gemeinschaften von Gastarbeiterorganisationen zu etablierten Religionsgemeinschaften in Deutschland. Er verantwortet die gesellschaftspolitische Zusammenarbeit und Antidiskriminierungsarbeit innerhalb der DITIB und bringt regelmäßig die Binnenperspektive der Gemeindepraxis in öffentliche Debatten ein.