
(dpa). Dezent kichern, grazil rumalbern: Wer zur Miss gekürt werden will, braucht Stil. 19 junge Frauen buhlen im indonesischen Subang um die Krone der Miss Muslim World. Sie tauschen Schminktipps und Modetricks aus wie bei jedem Schönheitswettbewerb – und trotzdem ist hier vieles anders. Statt gefönter Löwenmähne tragen die Frauen Kopftücher, statt ausgeschnittenen T-Shirts lose Hemden mit langen Ärmeln. Sie wollen Miss Muslim World werden und müssen dafür neben feschem Stil Grips und Frömmigkeit unter Beweis stellen.
„Die Gewinnerin hier ist eher eine humanitäre Botschafterin, als eine Schönheitskönigin“, sagt die indonesische Studentin Balqis Faradiba (21). „Mode ist nett, aber wichtig ist, was man im Herzen hat.“ Miss Muslim World wollen Frauen aus Indonesien, Nigeria, Bangladesch, Iran, Brunei und Malaysia werden. Sie wurden aus 100 Video-Bewerbungen ausgesucht. Darunter sind Studentinnen, eine Umweltaktivistin, eine Dozentin, eine Architektin, eine Ärztin.
„Ich will die Schönheit des Islams herausbringen und zeigen, dass muslimische Frauen eine Menge drauf haben“, sagt Studentin Obabiyi Aishah Ajibola (21) aus Nigeria. Masoumeh Ebrahimi (27) aus dem Iran, mit Studienabschlüssen in Industriemanagement und Design, will das Kopftuch salonfähig machen. „Es gehört zu meiner Identität“, sagt sie. Aisha Aderonke Adeshina (21) aus Nigeria zeigt ihren Schick mit einem weißen Kopftuch mit knallroten Blumen.
Frömmigkeit wird an der Koranfestigkeit getestet. In der Finalrunde ist der Schönheitsschlaf um 03.00 Uhr zu Ende. Der Muezzin ruft zum Morgengebet. Es folgen Vorträge über das islamische Finanzwesen, islamische Erziehung und Koraninterpretation. Die Frauen sitzen mit dicken Büchern auf dem Schoß auf dem Boden und hören aufmerksam zu. „Ein fantastisches Programm“, schwärmt Aisha. Sie besucht mit den anderen anschließend ein Waisenhaus.
„Bei dem anderen Wettbewerb geht es um äußere, bei uns um die innere Schönheit“, sagt Aisha. „Aber wie der Koran sagt: jedem das seine.“ „Ich nehme teil, weil das meiner Karriere hilft“, sagt Studentin Naznin Sultana Liza (22) aus Bangladesch. „Hier lerne ich Disziplin, mich zu organisieren und mit Leuten zu kommunizieren.“
Den Wettbewerb richtet die „World Muslimah“-Stiftung aus, zum dritten Mal, mit Unterstützung der indonesischen Modeindustrie. „Wir wollen eine islamische Alternative zu den üblichen Miss World und Miss Universe-Wettbewerben sein“, sagt Gründerin Eka Shanty. Die einstige Fernsehmoderatorin hängte ihren Job an den Nagel, weil sie kein Kopftuch tragen durfte. Die Siegerin bekommt 25 Millionen Rupien (rund 1600 Euro), darf eine Pilgerreise nach Mekka machen und im Namen der Organisatoren Hilfsprojekte unterstützen. „In weiten Teilen der muslimischen Welt sind Frauen Opfer von Konflikten und unterdrückt“, sagt Shanty. „Wir helfen ihnen mit unserer Stiftung.“ Die Miss Muslim World wird am 18. September gekürt.