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Indien am Scheideweg der antimuslimischen Gewalt

Ausgabe 367

Indien
Längst herrscht in Indien eine fatale Verflechtung zwischen gewalttätigem Mob, untätigen Polizei- und Sicherheitsbehörden sowie einer Politik, die die Gewalt ideologisch vorbereitet. (Foto: arindambanerjee/Shutterstock)

Es gibt genug Hinweise, wonach in Indien unter der Dominanz von Premier Modi und seiner BJP Gewalt gegen Minderheiten Staatsräson wurde.

(The Muslim News). Mehrere aktuelle Ereignisse in Indien, die an sich erschreckend sind, zeigen zusammen in der Gesamtsumme, dass sich das Land seit dem Amtsantritt von Premier Narendra Modi im Jahr 2014 auf eine alltägliche Akzeptanz von antimuslimischem Hass zubewegt.

Das sind keine zufälligen Tragödien, sondern Warnsignale aus einer Gesellschaft, in der Hassreden zur Routine geworden sind, Gewalt durch den Mob erwartet wird und Verantwortlichkeit immer mehr verschwindet. NGOs wie Human Rights Watch haben das alarmierende Ausmaß der Verfolgung aufgedeckt.

Ein junger Muslim, der in der Diwali-Nacht in Delhi zu Tode geprügelt wurde. Ein Kind, das sich entschuldigen musste, nachdem ein Mob wegen einer Bemerkung über Essen in sein Haus eingedrungen war. Ein ehemaliger Abgeordneter der Regierungspartei, der offen Regierungsjobs für hinduistische Männer verspricht, die „muslimische Mädchen mitbringen“.

Diese Vorfälle ereignen sich in verschiedenen Bundesstaaten, betreffen eine Vielzahl von Akteuren und haben unterschiedliche Auslöser. Dennoch verbindet sie ein unbestreitbarer roter Faden:

Sie werden allein deshalb angegriffen, weil sie Muslime sind, während diejenigen, die diese Übergriffe schüren bzw. begehen, sich oft durch politischen Schutz, die Apathie der Polizei oder einen öffentlichen Diskurs, der von unerbittlicher Entmenschlichung geprägt ist, abgeschirmt fühlen.

Foto: Ananya Bhardwaj, ThePrint

In Indien haben kleinere Provokationen wiederholt tödliche Folgen gehabt, sollten Muslime beteiligt sein, wodurch das tägliche Leben zu einem Minenfeld aus Misstrauen und Gefahr geworden ist. Der Mob wird immer dreister, sobald Hass mit Schweigen belohnt wird. Wenn diejenigen, die für Gerechtigkeit sorgen sollen, wegschauen, wird Terror zur Routine und Angst zu einem ständigen Begleiter.

Der frenetische Jubel der Menge unterstreicht, wie beunruhigend normalisiert solche abscheuliche Rhetorik geworden ist. Das sind keine Randphänomene, sondern bspw. gewählte Amtsträger, die öffentliche Autorität ausüben und eine Sprache des Hasses sprechen, die unzählige andere ungestraft wiederholen.

Die Werte der indischen Verfassung und mehrere Artikel versprechen allen Bürgern gleichen Schutz. Die Realität steht jedoch zunehmend im Widerspruch zu diesen Zusagen. Die Rhetorik der hinduistischen Nationalisten, die einst nur eine Randerscheinung war, hat sich in die Mainstreampolitik eingeschlichen, wird durch soziale Netzwerke verstärkt und findet bei Kundgebungen und an Straßenecken lauten Widerhall.

Indien Modi Hindu-Nationalismus

Foto: Talakdar David, Shutterstock

Islamfeindliche Angriffe auf Muslime folgen mittlerweile einem düsteren, vorhersehbaren Muster. Eine kleine Auseinandersetzung oder ein harmloser Beitrag in den sozialen Medien kann eine Konfrontation auslösen, die schnell eskaliert, wenn sich oft mit organisierten extremistischen Gruppen verbundene Mobs mit alarmierender Geschwindigkeit mobilisieren.

Diese Übergriffe werden gefilmt und online geteilt, wodurch Gewalt zu einem Spektakel wird, das ganze Gemeinschaften einschüchtern soll. Unterdessen reagiert die Polizei träge, zweideutig oder offen voreingenommen, und das allgemeine politische Klima belohnt, entschuldigt bzw. ignoriert die Täter oft.

Dies ist kein zufälliges Chaos. Es handelt sich um einen sorgfältig gepflegten Kreislauf, der durch Schweigen an der Spitze, Komplizenschaft in der Mitte und aktive Beteiligung an der Basis aufrechterhalten wird.

In diesem riesigen Staat mangelt es nicht an Gesetzen gegen Hassreden, Körperverletzung, Entführung oder Aufruf zur Gewalt. Was fehlt, ist der politische Wille, diese Rechte gleichermaßen durchzusetzen. Der selektive Einsatz des Apparats, der ein verletztes muslimisches Kind anklagt, während Extremisten ihre Drohungen live streamen, untergräbt nicht nur die Rechte von Minderheiten, sondern auch die Legitimität seines Justizsystems.

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