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Massive israelische Angriffe gegen den Iran. Vergeltung angekündigt

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Gestern Nacht griff die israelische Luftwaffe militärische Ziele und iranische Nuklearprogramm an. Teheran kündigte Vergeltung an. Tel Aviv kündigt weitere Attacken an.

Tel Aviv/Teheran (iz, dpa). Die israelische Führung startete gestern Nacht eine großangelegte Angriffswelle aus der Luft mit dem Namen „Operation Rising Lion“. Ziel seien nach Angaben aus Tel Aviv vor allem iranische Atomanlagen sowie militärische Einrichtungen.

Über 200 israelische Kampfjets griffen mehr als 100 Ziele im ganzen Iran an. Darunter sollen die zentrale Urananreicherungsanlage in Natanz, weitere Nuklearstandorte und militärische Kommandostrukturen gewesen sein.

Laut der iranischen Nachrichtenagentur Tasnim wurden führende Köpfe der Streitkräfte getötet, darunter der Kommandeur der mächtigen Revolutionsgarden, Hussein Salami, und Generalstabschef Mohammed Bagheri. Teheren kündigte einen entschlossenen Gegenschlag an. Wegen der „regionalen Spannungen“ in der gesamten Region sperrten der benachbarte Irak und Israels Nachbarland Jordanien ihren eigenen Luftraum.

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Angriffe: Explosionen in den frühen Morgenstunden

Im Morgengrauen wurden in der iranischen Hauptstadt Teheran und anderen Metropolen zahlreiche Detonationen gemeldet. Augenzeugen berichteten von mehreren Angriffswellen, die die Stadt erschüttern.

Dabei sollen mehrere hochrangige Militärs getötet worden sein – darunter der Kommandeur der Revolutionsgarden, Generalmajor Hossein Salami, und Generalstabschef Mohammed Bagheri. Mindestens zwei führende Nuklearwissenschaftler sollen ums Leben gekommen sein.

Tel Aviv kündigt an, dass die Attacken viele Tage andauern werde. Es handelt sich laut dem israelischen Militär um den intensivsten Angriff Israels auf den Iran der Geschichte. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) bestätigt Bombenangriffe auf die Urananreicherungsanlage Natanz, meldet aber keine erhöhte Strahlung.

Teheran antwortet mit Drohnen

Direkt nach den Angriffen startets der Iran einen massiven Drohnen- und Raketenangriff. Laut der israelischen Armee werden rund 100 unbemannte Flugkörper auf Israel abgefeuert.

Irans Staatsoberhaupt Ajatollah Ali Khamenei droht Israel als Reaktion auf den nächtlichen Großangriff mit Rache. Tel Aviv müsse mit „einer harten Bestrafung“ rechnen, wurde der Religionsführer in einer Mitteilung seines Büros zitiert.

Chamenei

Foto: khamenei.ir

Er kündigte eine harte Vergeltung an und erklärte, Israel werde einen hohen Preis zahlen müssen. Der religiöse und politische Führer des Landes betonte, die Angriffe hätten die „abscheuliche Natur“ des Gegners gezeigt, und forderte, dem Feind die Macht des iranischen Volkes zu demonstrieren.

Die einflussreichen Revolutionsgarden drohten Israel und den USA mit Konsequenzen und warfen den USA vor, von den israelischen Angriffsplänen gewusst und sie unterstützt zu haben. Die USA seien daher direkt für die Folgen verantwortlich.

Tel Aviv spricht von einem „Eröffnungsschlag“

Ministerpräsident Netanjahu bezeichnete die Angriffe als „sehr erfolgreichen Eröffnungsschlag“ gegen den Teheran. Ziel sei es gewesen, das Herzstück seines Atomwaffenprogramms zu treffen und eine existenzielle Bedrohung für Israel abzuwenden.

Er betonte, Israel kämpfe nicht gegen die dortigen Menschen, sondern die „iranische Diktatur“ und deren militärische Infrastruktur. Netanjahu erklärte, die Operation werde viele Tage weitergehen und habe die Atominfrastruktur sowie die Stärke des Iran erheblich geschwächt. Er rief die israelische Bevölkerung zu Disziplin und Geduld auf, da längere Aufenthalte in Schutzräumen möglich seien.

Verteidigungsminister Katz bestätigte einen „Präventivschlag“ und verhängte den Ausnahmezustand im Land. Die Streitkräfte erklärten, das iranische Atomprogramm stelle eine existenzielle Bedrohung dar und Teheran betreibe ein geheimes Programm zum Bau von Atomwaffen. Ziel der Angriffe seien Dutzende nukleare und militärische Standorte gewesen.

Knesset stimmte über Auflösung der Regierung Netanjahu ab

Heute war in der Knesset eine Abstimmung über die Auflösung des israelischen Parlaments geplant. Dieses Votum hat stattgefunden, jedoch wurde der Antrag auf Selbstauflösung abgelehnt. Die Mehrheit der Abgeordneten stimmte dagegen, wodurch Premierminister Netanjahu und seine Koalition vorerst im Amt bleiben.

Der Hintergrund war ein anhaltender Streit innerhalb der Regierungskoalition, insbesondere über die Wehrpflicht für ultraorthodoxe Juden. Kurz vor der Abstimmung konnte Netanjahu einen Kompromiss mit den ultraorthodoxen Koalitionspartnern erzielen, sodass diese ihre Unterstützung für den Auflösungsantrag zurückzogen.

Atomenergiebehörde: Teheran hat gegen Verpflichtung verstoßen

Das Lenkungsgremium der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien stellte am Donnerstag in einer Resolution formell fest, dass Teheran gegen seine Pflicht verstoßen habe, sein gesamtes Atomprogramm offenzulegen. Der Beschluss, die im IAEA-Gouverneursrat verabschiedet wurde, drohte mit der Einschaltung des UN-Sicherheitsrates.

IAEA-Inspektoren hatten in Einrichtungen abseits der bekannten Atomanlagen Spuren von Uran und andere Hinweise gefunden. Nach Angaben der IAEA hat der Iran dazu bislang nur unglaubwürdige Erklärungen geliefert.

IAEA-Chef Rafael Grossi hatte daher zuletzt festgehalten, dass seine Behörde keine Garantien abgeben kann, dass das iranische Atomprogramm ausschließlich friedlichen Zwecken dient. Aufgrund dieser Feststellung ergebe sich eine Zuständigkeit des Sicherheitsrates in New York, der über den Weltfrieden und die internationale Sicherheit wache, hieß es in der Resolution.

imperialismus

Foto: The White House | Lizenz: gemeinfrei

Besorgnis in der internationalen Diplomatie

UN-Generalsekretär António Guterres zeigte sich „äußerst besorgt“ und forderte beide Seiten zu starker Mäßigung auf. Er warnte eindringlich vor einer weiteren Eskalation und betonte, die Region könne einen noch heftigeren Konflikt nicht verkraften.

Die Vereinigten Staaten unterstrichen, nicht an den israelischen Attacken beteiligt gewesen zu sein. US-Außenminister Marco Rubio warnte Teheran, US-Militäranlagen ins Visier zu nehmen. Die USA führen derzeit Gespräche mit dem Iran über ein neues Atomabkommen und hatten Israel im Vorfeld aufgefordert, von Angriffen abzusehen.

US-Präsident Donald Trump will sich heute mit seinem Nationalen Sicherheitsrat besprechen – und hofft trotz des israelischen Großangriffs auf eine Rückkehr zu Verhandlungen. Am Donnerstagmittag hatte Trump noch gesagt, dass man einer Einigung mit Teheran sehr nah sei. Solange er glaube, dass es ein Abkommen geben werde, lehne er einen israelischen Angriff ab.

Katar und die VAE verurteilten die israelischen Angriffe scharf und sprachen von einer „eklatanten Verletzung“ der Souveränität und Sicherheit des Iran. Die Emirate äußerten tiefe Besorgnis über die Auswirkungen auf die regionale Sicherheit.

Saudi-Arabien nannte die Angriffe einen Bruch des Völkerrechts und warnte vor einer Gefährdung der Stabilität der Region. Riad sprach in einer Erklärung von „offener israelischer Aggression“. Diese stelle eine klare Verletzung des internationalen Rechts und globaler Normen dar.

Der Oman, Vermittler im Atomstreit, nannte die Bombardierungen eine „gefährliche Eskalation“ und forderte die internationale Gemeinschaft zu einer klaren Position gegen das Vorgehen Israels auf.

Berlin: Außenministerium reagiert mit Kritik an Teheran

Am Mittag veröffentlichte das Auswärtige Amt in Berlin auf der Plattform X eine Stellungnahme zu den Angriffen auf iranische Einrichtungen. „Israel hat das Recht, seine Existenz und die Sicherheit seiner Bürger zu verteidigen.“

Gleichzeitig wurden iranische Reaktionen wie folgt abgelehnt: „Wir verurteilen den unterschiedslosen iranischen Angriff auf israelisches Staatsgebiet aufs Schärfste. Das Nuklearprogramm Irans verstößt gegen den Atomwaffensperrvertrag und bedroht die gesamte Region – insbesondere Israel.“

Mit allgemeinen Worten wurde eine „besorgniserregende“ Entwicklung beklagt. Beide Seiten seien aufgerufen, auf weitere Eskalation zu verzichten. Deutschland setze im diplomatischen Verbund auf Diplomatie.

Einige deutsche Medien sprechen von „Präventivschlag“

Mehrere große deutsche Medien haben die jüngsten israelischen Angriffe auf den Iran explizit als „Präventivschlag“ bezeichnet, oft mit Verweis auf Angaben der israelischen Regierung oder des Verteidigungsministers. Medienkritiker bezeichneten diese Berichterstattung im Kontext des Gazakriegs als „Verlautbarungsjournalismus“.

Zu den Medien, die von einem „Präventivschlag“ sprechen, gehörten u.a. die „Tagesschau“, „Focus“, die „taz“ und die „Frankfurter Rundschau“. In neutraleren Berichten wurde hingegen von „Angriffen“ gesprochen.

Das moderne Völkerrecht kennt den Begriff des „Präventivschlags“ nicht als legitime Rechtsfigur. Nach der UN-Charta ist der Einsatz militärischer Gewalt grundsätzlich verboten, mit einer einzigen Ausnahme: dem Recht auf Selbstverteidigung bei einem erfolgten oder unmittelbar bevorstehenden bewaffneten Angriff.

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