PR-Event ILA: Der unbemannte Tod aus dem Himmel ist der große Renner

Berlin (GFP.com). Unbemannte Flugobjekte, so genannte Drohnen, sind Schwerpunkt der diesjährigen Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung (ILA) in Berlin. Die Veranstalter attestieren den Unmanned Aircraft Systems (UAS) eine „hohe Akzeptanz in der Zielgruppe internationaler militärischer Entscheider“ und bezeichnen sie als das „derzeit dynamischste Segment“ der Luftfahrt. Verwiesen wird außerdem auf das gewaltige Marktpotential der UAS. Mit der zentralen Positionierung von Drohnen geht eine weitere Militarisierung der Luftfahrt-Messe einher. Den Organisatoren zufolge liegt der Anteil der militärischen Aussteller aktuell bei 30 Prozent; die Bundeswehr, die bei der ILA „traditionell umfassend vertreten“ ist, wird die größte Präsenz unterhalten. Im Rahmen ihrer Vorführungen wollen die deutschen Streitkräfte gleich mehrere UAS an den Start bringen, darunter auch das „Kleinfluggerät Zielortung“ aus der Rüstungsschmiede Rheinmetall. Es kann mit einer so genannten Killer-Drohne für zielgerichtete Zerstörungsmaßnahmen und Tötungen gekoppelt werden.

Ein Milliardenmarkt
Wie die Veranstalter der für die zweite Septemberwoche in Berlin anberaumten Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung (ILA) mitteilen, werden Unmanned Aircraft Systems (UAS) erstmals einen eigenen Messebereich erhalten. Die so genannte UAS-Plaza befinde sich „in unmittelbarer Nähe zu militärischen Ausstellern“ und trage der Tatsache Rechnung, dass Drohnen eine „hohe Akzeptanz in der Zielgruppe internationaler militärischer Entscheider“ fänden. Grundsätzlich gelten UAS den ILA-Organisatoren als das „derzeit dynamischste Segment der Luftfahrt“, das auch im „zivilen Bereich“, etwa bei „Überwachungsaufgaben“ und „Grenzsicherung“, zunehmend an Bedeutung gewinne. Verwiesen wird in diesem Zusammenhang nicht zuletzt auf das offenbar gewaltige Marktpotenzial von UAS. Zustimmend zitieren die Veranstalter eine Schätzung US-amerikanischer Analysten, der zufolge allein die weltweiten Ausgaben für Kriegsdrohnen in den nächsten zehn Jahren von derzeit 6,6 Milliarden US-Dollar auf 11,4 Milliarden US-Dollar steigen werden.

Nachrüstbar
Auf der „UAS-Plaza“ der diesjährigen ILA werden etliche namhafte Rüstungsunternehmen ihre Produkte präsentieren. Vorgesehen ist unter anderem die Vorführung einer Predator-Drohne des US-Konzerns General Atomics, die im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet regelmäßig für extra-legale Tötungen eingesetzt wird. Die deutsch-europäische Waffenschmiede EADS/Cassidian zeigt den Veranstaltern zufolge die UAS „EuroHawk“, „Barracuda“ und „European UAS“. Die Aufklärungsdrohne „EuroHawk“ basiert auf einer Entwicklung der US-Rüstungsfirma Northrop Grumman und zählt zu den größten bis dato in Serie gefertigten UAS; sie wird seit Ende letzten Jahres von der Bundeswehr erprobt (german-foreign-policy.com berichtete ). Die ursprünglich zum Zweck der Spionage und „Zielauswahl“ projektierten Drohnen „Barracuda“ und „European UAS“ („Talarion“) können offenbar mit Waffen nachgerüstet werden. Wie EADS/Cassidian mitteilt, handelt es sich bei „Barracuda“ um einen „Prüfstand für Technologien und Verfahren im Hinblick auf ausgereifte Flugsysteme der Zukunft“. „European UAS“ biete aufgrund der Größe seines „Nutzlastraumes“ die Möglichkeit, „in einfacher Weise neue Fähigkeiten zu integrieren“.

Kamikaze-Drohne
Die Ausführungen der Rüstungsindustrie verweisen auf die erklärte Absicht der politisch-militärischen Führung in Deutschland, die Anschaffung von Kampfdrohnen voranzutreiben. Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) hat sich erst unlängst gegenüber der deutschen Presse entsprechend geäußert: „Flugzeuge dürfen Waffen tragen. Warum also sollen unbemannte Flugsysteme das nicht dürfen?“ Passend hierzu wird die Bundeswehr bei der ILA nicht nur ihre Spionagedrohnen „Aladin“, „Luna“ und „Mikado“ präsentieren, sondern auch das in Afghanistan eingesetzte „Kleinfluggerät Zielortung“ (KZO) aus der Waffenschmiede Rheinmetall. KZO kann mit dem mit einem Sprengkopf ausgestatteten UAS „Harop“ gekoppelt werden. Nach erfolgreicher „Aufklärung“ eines beliebigen Ziels übernimmt diese so genannte Kamikaze-Drohne dann dessen Vernichtung (german-foreign-policy.com berichtete ).

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Die militärische Nutzung des Weltraums
Die Präsentationen auf der „UAS-Plaza“ werden von mehreren Konferenzen zum Thema „Drohnen“ begleitet. Diese dienen den ILA-Organisatoren zufolge dem „Austausch zwischen hochrangigen Militärs, Regierungsstellen und Repräsentanten der relevanten Industriegruppierungen über jetzige und zukünftige Einsatz- und Unterstützungskonzepte in diesem wichtigen Bereich der Verteidigung“. Vorgesehen ist unter anderem ein „militärisches Pilotentraining“ für UAS samt den dazugehörigen „Erfahrungsberichte(n) (…) aus dem täglichen militärischen Einsatz“. Bei einem vom Bundesverband der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI) veranstalteten Symposium werden parallel dazu die „Aussichten für die zivile und militärische Nutzung“ von UAS diskutiert. Vertreten sind hier das Luftwaffenführungskommando, das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), die von der EU zur Abwehr von Armutsflüchtlingen geschaffene Grenzschutzagentur FRONTEX und das bei EADS/Cassidian für die Entwicklung der Drohne „Talarion/European UAS“ zuständige Programmmanagement. Gemeinsam mit der Bundeswehr wird der BDLI außerdem über die „militärische Nutzung des Weltraums“ informieren. Wie die Veranstalter mitteilen, seien Kriegsoperationen „ohne Weltraumsysteme heute nicht mehr vorstellbar“: „Weltraumsysteme für Kommunikation, Navigation und Erdbeobachtung leisten einen entscheidenden Beitrag für Deutschlands außen- und sicherheitspolitische Urteils- und Handlungsfähigkeit und für die Gewährleistung einer gesamtstaatlichen Sicherheitsvorsorge.“

PR-Veranstaltung fürs Militär
Die Präsentationen und Konferenzen der diesjährigen ILA verweisen auf eine zunehmende Militarisierung der Messe. Dieser Entwicklung trägt auch die Tatsache Rechnung, dass der „militärische Anteil“ den Veranstaltern zufolge mittlerweile bei 30 Prozent liegt. Die Bundeswehr, die bei der ILA „traditionell umfassend vertreten“ sei, könne für sich den Titel des „größte(n) Aussteller(s)“ beanspruchen, heißt es. Wie die Organisatoren weiter ausführen, nutzten die deutschen Streitkräfte zudem „die hohe mediale Aufmerksamkeit und die Publikumstage der ILA für ihre Nachwuchs- und Öffentlichkeitsarbeit“. Das gleiche gilt für die deutsche Rüstungsindustrie: Die Waffenschmieden Diehl, Liebherr, MT Aerospace und Rheinmetall sponsern das auf der Ausstellung zu findende „CareerCenter“, das sich an Hochschulabsolventen, Schüler und Studierende richtet. Die „weltweit größte Aerospace-Jobbörse“ zeige „jungen und interessierten Menschen, wie der Einstieg in einen der faszinierenden Berufe der Luft- und Raumfahrt aussehen kann“, erklärt der Schirmherr des „CareerCenters“, Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP).