Rotterdam: Die EMU-Jahreskonferenz widmete sich der Wissensvermittlung. Von Sulaiman Wilms & Jason Ferriman

Ausgabe 208

Nicht nur die medial breit getretenen Problemfälle bei bildungsfernen Jugend­li­chen in Europa verweisen auf die Notwendigkeit funktionierender Bildungseinrichtungen seitens der Muslime in Europa. Auch für kommende Herausfor­de­run­gen werden eigenständige muslimi­sche Lehrein­richtungen gebraucht.

(EMU). Die Europäische Muslimische Union (European Muslim Union/EMU) hat ihre Tradi­tion der Jahrestreffen weiter geführt, dieses Mal im niederländischen Rotterdam. Vom 14. bis zum 16. September waren EMU-Mitglieder, Kooperationspartner, geladene Gäste und lokale muslimische Gemeinschaften zur Teilnahme an dem Event eingeladen, der an der Islamischen Universität von Rotterdam (IUR) organi­siert wurde.

Diese jährlichen Ereignisse bieten – neben einer Vertiefung des innermuslimischen Diskurses, des gemeinsam Austausches und substanziellen und relevan­ten Debattenbeiträgen – die seltene, und daher willkommene Gelegenheiten für echte Begegnungen von Muslimen aus ganz Europa. Gebürtige europäische Mus­lime, Migranten, deren Kinder ­sowie neue Muslime, die allesamt an einer Identität als europäische Muslime teilhaben, nutzen diese Jahrestreffen der europäischen Stiftung zur Diskussion ­wichtiger Fragen, zum Knüpfen neuer Beziehungen und zur Formulierung praktischer Schritte. Die Delegierten kamen aus ­einer Vielzahl von europäischen Ländern. Dazu gehörten Deutschland, Spanien, England, Schweden, Italien, Schweiz, Slo­wenien, Westthrazien, Sandschak, Ma­zedonien, Albanien, Türkei und die Niederlande selbst.

Thema des Treffens war die Frage nach Erziehung und Wissen, seine Aneignung, Entwicklung und Verbreitung für und durch die europäischen Muslime. Dazu gehörten die Rolle von Schulen, Univer­sitäten und muslimischen Gemeinschaf­ten sowie ihre Rolle in der Zukunft von Erziehung in Europa. Die vier program­matischen Schlüsselreferate – von Prof. Dr. Nevzat Yalcintas (EMU-Ehrenpräsident), Prof. Dr. Ahmet Akgündüz (Direktor der Islamischen Universität in Rotterdam), Prof. Dr. Özcan Hidir (IUR-Dozent) und Abdulhakim Andersson (The Muslim Faculty of Advanced Studies in Norwich, England) – beleuchteten entscheidende Aspekte höherer Bildung und Wissensvermittlung.

Alle Redner verwiesen auf die Notwendigkeit für Einrichtungen der höheren Bildung für die Europäischen Musli­me und auf die nötige Klarstellung der intellektuellen Terminologie in der euro­päischen Debatte über den Islam. Des Weiteren, so Prof. Dr. Hidir zu den verschiedenen Aspekten einer muslimischen Erziehung, sollten auch die ­existierenden Probleme für muslimische Gemeinden gehören – ethnische Trennung, Unterschiede zwischen einer europäische und migrantischen Geisteshaltung und ein allgemeines Fehlen an Erziehung, insbe­sondere für junge Muslime. Prof. Dr. Yalcintas betonte, dass die europäischen Muslime finanzielle Strukturen zur Unterstützung vielversprechender Studenten aufbauen müssten, die für Studienhil­fen und Stipendien sorgen sollten. Im Rahmen der Konferenz fand das turnusgemäße Vorstandstreffen statt. Die Diskussion in Rotterdam galt insbesondere der Bildung eines EMU-Jugendprogramms. Erste Schritte in dieser Richtung wurden dahingehend unternommen, indem der Vorstand junge Mitglie­der aus Slowenien, Großbritannien, Schweden, Spanien und Deutschland aufnahm.

Die Europäische Muslimische Union ist eine Stiftung, die in Übereinstimmung mit dem europäischen Recht ins Leben gerufen wurde. Sie sieht ihre Aufgabe im Dienst an den europäischen Muslime. Die EMU bemüht sich um die Stärkung des Fundaments für islamische Stiftungen in Europa und um eine bessere Vernetzung der Muslime – und ihrer Gemeinschaften –, die in Europa leben. Zur EMU-Arbeit gehören die Gründung von Thinktanks, um Lösungen für akute Probleme der Muslime in Europa anzubieten und um Regionalkonferenzen, öffent­liche Anhörungen und Foren in den Ländern Europas zu organisieren. Die Euro­pean Muslim Union betrachtet sich als treibende Kraft der Erneuerung.