, ,

Studie: Forscher üben Selbstzensur beim Thema Nahost seit Oktober 2023

Ausgabe 364

Selbstzensur
Foto: Anas-Mohammed/Shutterstock

Selbstzensur: Seit dem Hamas-Angriff auf Israel am 7. Oktober 2023 sehen einer Erhebung zufolge viele Wissenschaftler in Deutschland ihre Redefreiheit bedroht. Besonders junge Forscher halten sich bei Israel-bezogenen Themen zurück.

(KNA). Wissenschaftler an deutschen Universitäten verüben einer Studie zufolge zunehmend Selbstzensur in Bezug auf den Nahost-Konflikt. Das geht aus einer aktuellen Erhebung der Freien Universität Berlin hervor, über die der „Tagesspiegel“ zuerst berichtet hatte.

Demnach sehen knapp 85 % der Befragten die Wissenschaftsfreiheit seit dem 7. Oktober 2023 – dem Angriff der Hamas auf Israel – bedroht. Mehr als drei Viertel der Umfrageteilnehmer geben zudem an, vor allem bei Israel-bezogenen Themen zurückhaltend zu sein. „Selbstzensur erweist sich als verbreitetes Phänomen“, heißt es in der Studie.

Gründe dafür seien vor allem Angst vor Missverständnissen, Anfeindungen und beruflichen Konsequenzen. Die Selbstzensur bei Themen rund um den Nahostkonflikt trete in öffentlichen Formaten, in Medienbeiträgen und selbst im Kollegium auf.

Rund elf % der Befragten, die sich den Angaben nach „oft“ selbst zensieren, waren von einem Antisemitismusvorwurf betroffen. Ebenso viele berichteten demnach von gegen sie gerichtete Hassrede und Drohungen im Internet. Der Erhebung zufolge sind es vor allem junge Wissenschaftler wie Doktoranden, die aus Angst vor beruflichen Konsequenzen oder dem Verlust von Fördermitteln zur Selbstzensur neigen.

Befragt wurden demnach Wissenschaftler vor allem der Arabistik und Islamwissenschaft, Kulturwissenschaften, Area Studies und Politikwissenschaften an deutschen Universitäten, außeruniversitären Forschungseinrichtungen sowie Think- und Do-Tanks im Frühjahr dieses Jahres.

Die Studienautoren rund um Jannis Julien Grimm verweisen auf „mehrere Einschränkungen“ der Erhebung, etwa darauf, dass die Ergebnisse auf Selbstberichten der Teilnehmer beruhten und verzerrt sein könnten „durch soziale Erwünschtheit, strategisches Antwortverhalten und Erinnerungseffekte“.

Dennoch kommen die Forscher zu dem Schluss, dass die Befunde auf „bedeutsame Entwicklungen und Verschiebungen“ in der deutschen Wissenschaftslandschaft hinweisen. Die berichteten Wahrnehmungen von Einschränkungen und Selbstzensur seien besorgniserregend.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert