Zur Relevanz des österreichischen Islamgesetzes für Deutschland

(iz). Seit der ersten vom damaligen Innenminister Schäuble initiierten Deutschen Islamkonferenz (DIK) hat sich viel getan. Mittlerweile sind Standorte der „Islamischen Theologie“ an verschiedenen Universitäten entstanden und in der aktuellen DIK laufen die Verhandlungen für einen Wohlfahrtsverband. Zwar beobachten Vertreter muslimischer Verbände die jüngsten Entwicklungen hinsichtlich des Islamgesetzes und der Forderung einer so genannten Einheitsübersetzung des Qur’an im Nachbarland Österreich mit Kopfschütteln, nur sollten wir dies nicht eher als warnendes Beispiel zur Kenntnis nehmen?

Die sich abzeichnende politische Anerkennung auf Landes- und Bundesebene scheint aber bisher eher die Köpfe des politischen Islam zu verdrehen. Mit den Wohlfahrtsverbänden erhofft man sich den Zugang zu den heiß begehrten Geldtöpfen und auf Landesebene findet zwischen den konkurrierenden Mitgliedern des Koordinationsrates der Muslime (KRM) ein Wettlauf statt. Wer passt seine Strukturen schneller den Anforderungen für eine Anerkennung an? Darum geht es den verschiedenen Verbänden in erster Linie.

Die Auswirkungen sehen wir in den letzten Monaten. In wichtigen Fragen koordiniert der KRM kaum etwas, stattdessen konterkarieren bestimmte Verbände eine einheitliche Linie. Besonders deutlich wurde dies in der Causa Khorchide. Das gemeinsame Gutachten des KRM zu dieser Frage hat kaum noch Relevanz, wenn man sieht, dass der Generalsekretär der DITIB einen Lehrauftrag am Münsteraner Lehrstuhl annimmt und der amtierende stellvertretende Zentralratsvorsitzende dort arbeitet.

Auch scheut man sich davor, solidarisch mit Muslimen zu sein, die für ihre kritische Auseinandersetzung zu gewissen Einflussversuchen auf innermuslimische Angelegenheiten angegriffen werden. Jüngstes ­Beispiel ist der Wissenschaftler Muhammad Sameer Murtaza, der sich mit absurden Vorwürfen von Prof. Khorchide konfrontiert sieht, die gezielt seine berufliche Existenz angreifen. Sowohl von Seiten des KRM, als auch von anderen muslimischen Organisationen fehlt dort bisher die ­Solidarität.

Die bloße Fixierung auf eine Anerkennung seitens des Staates hat zur Folge, dass man jederzeit darauf aufpassen muss, nicht mit Personen oder einem Denken assoziiert zu werden, die die Anerkennungsbemühungen zunichte machen können. Heute kann die Springer-Presse einen als den „perfekten deutschen Muslim“ adeln – aber morgen schon, kann durch Assoziation der Spieß umgedreht werden; und schon ist man der böse, konservative Muslim.

Wer seine Macht über Staat und Öffentlichkeit definiert, wird über kurz oder lang seine Inhalte und auch seine freie Lehre verlieren. Wer sich heute auf die klassische Lehre im Islam beruft, muss bereits mit dem Vorwurf rechnen, nicht mehr politisch korrekt zu sein. Was wir als Muslime in Deutschland brauchen, ist in erster Linie eine gegenseitige Anerkennung, jenseits des gesamten Anerkennungskurses mit dem Staat. Das besteht auch in einer klaren aktiven Absage an jegliche Extreme und ist gleichzeitiger Schutz des Mittelwegs.

P.S.: Um beleidigten Reaktionen vorzubeugen; das ist kein „Verbandsbashing“.

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Die IZ-Redaktion bleibt den „Weimarer Gesprächen“ verpflichtet

(iz). Die Muslime in Weimar – ein „Happening“, eine „Provokation“ oder auch eine denkbare Quintessenz ihrer Präsenz in Deutschland? Schon seit Jahren lädt die Islamische Zeitung immer wieder zu Seminaren […]

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Die IZ-Blogger: Tarek Bärliner über die ständig wiederkehrenden Talk-Shows

(iz). In immer kürzer auftretenden Abständen versorgen öffentlich-rechtliche Talkshowformate unser Spießbürgertum mit Schreckensszenarien rund um den Islam und die Muslime. „Planen menschenfressende Außerirdische von der Kanalisation Mekkas aus die Versklavung von Babykatzen?“ Eingeladen sind die Berufsexperten für alles, aber natürlich auch Muslime. Aber welche Muslime lädt man ein, wenn man über den Islam spricht? Richtig, diejenigen, die nicht repräsentativ für die Masse der Muslime sind.

Es ist das altbewährte Spiel. Angst ist ein lukratives Mittel und der Markt liebt die Bedrohung durch das Undefinierte. Deswegen müssen wir auch ständig aufs Neue über alles sprechen beziehungsweise sprechen lassen. Es ist keine Überraschung, dass noch nie ein Gelehrter in den Runden saß, das könnte ja konstruktiv werden. Wer anwesend ist, fügt sich. Oder rebelliert und verliert. Das Schema zu durchbrechen, ist unmöglich, weil spätestens eine Woche später die Anne wieder Will. Irgendetwas mit Islam geht halt immer. Man stelle sich vor, man tausche „Islam“ mit „Christentum“ oder „Judentum“, da wäre eine Diskussion im Gange. Oder zumindest Aktion hinter den Kulissen.

Es hilft aber nicht ansatzweise, deshalb etwas selbstmitleidig zu werden und sich in die Opferrolle zu begeben. Längst hätten wir uns um juristische Vertretungen und eine funktionierende Lobby kümmern können. Derartige Hetze kann und muss angeklagt werden.

Durch die Unterteilung in „guter Muslim“ und „böser Muslim“ werden die „Millionen Muslime“ gezwungen, sich Randlagern anzuschließen. Denn so gut wie immer werden Extremisten als Vertreter präsentiert. Sowohl extrem Liberale, als auch extrem Radikale. Dass diese aber für nur einen minimalen Bruchteil der Muslime in Deutschland sprechen können, wird nicht erwähnt. Genauso wenig, wie viel die Muslime sich um positive Signale bemühen. Geht es um die Terrorgruppe IS, muss ein Freizeitprediger herhalten. Keiner kommt auf die Idee zur Debatte beizutragen, dass die muslimischen Gelehrten ununterbrochen im großen Stil den IS verurteilen. Es wird lieber politisch mit Laien ausdiskutiert.

Der Muslim muss nicken oder grimmig werden, das sind die ihm zugeschriebenen Rollen. Das Konstrukt der Sendung lässt ihm auch keine andere Möglichkeit. Mehr Schaden, als Nutzen? Der Prophet, Allahs Frieden und Segen auf ihm, sagte sinngemäß, dass von den Rechtgeleiteten keiner irregehen wird, außer demjenigen, der viel debattiert. Eine ständige Weisheit der Gelehrten war es, dass die Diskussion mit einem Jahil, übersetzt so viel wie Sturen, nie gewonnen werden kann.

Ebenso wichtig war es schon immer, sich vom Schädlichen und Verstörenden fernzuhalten. In der Vergangenheit gelang es mir nie, eine derartige Sendung ohne enorme Emotionalität zu verfolgen. Ein Blick auf die Facebook-Timeline während und nach dem Programm offenbart, dass es beinahe allen so geht. Warum also einschalten, wenn es vorhersehbar ist? Nein, dieses Mal ist es vielleicht anders. So wie es die 15 Male davor hätten anders sein können, aber nicht gewesen sind? 

Islam ist im Alltag. Solange der Muslim in seiner Nachbarschaft als ehrlicher Händler, vertrauenswürdiger Gesprächspartner, hilfsbereiter Freund und liebevoller Mitmensch bekannt ist, kann ihm keine Berichterstattung der Welt schaden. Zugleich sollte man sich hinterfragen, wenn man Hoffnungen in Massenmedien setzt. Es gibt unlängst muslimische Alternativen, die mit der nötigen Unterstützung ein erstzunehmendes Gegenbild bieten können. Veränderung entsteht aus der Mitte der Gesellschaft, hier sind unserer Aufgaben und hier sind unsere Augen und Ohren.

Der Frankfurter Professor Bekim Agai über den Kongress „Horizonte der Islamischen Theologie“

(iz). Das Studienfach Islamische Theologie, das derzeit an fünf universitären Standorten in Deutschland aufgebaut und gleichzeitig gelehrt wird, gehört zu den Topthemen sowohl der innermuslimischen Debatte wie auch der Kooperation zwischen muslimischen Verbänden, Institutionen und Vertretern des Staates. Auf gerade zu Ende gegangenen Kongress „Horizonte der Islamischen Theologie“ trafen sich muslimische Akademiker mit ausländischen Kollegen zu einer mehrtägigen Fachtagung.

Über sie, aber auch über den allgemeinen Stand des Projektes, sprachen wir mit Prof. Bekim Agai. Agai ist Geschäftsführender Direktor des Frankfurter Instituts der Kultur und Religion des Islam.

Islamische Zeitung: In Ihrer Pressemitteilung wurde ein Statement zum Thema Islamischer Zeit angekündigt. Wie sieht dieses aus?

Prof. Bekim Agai: Zum einen lehnen wir als Vertreter der Standorte für islamisch-theologische Studien die Pervertierung von Religion zur Rechtfertigung von Gewalt und Machtpolitik ab. Als Vertreter der Theologie sehen wir uns in der intellektuellen Pflicht, uns solchen Deutungen unter den Bezug auf den Islam entgegenzustellen und in Deutschland zu zeigen, was der Islam dieser Gesellschaft zu bieten hat.

Wo, wenn nicht in Frieden und unter dem Primat von Freiheit ließe sich das Potential des Islams in der Debatte um produktive Beiträge auf die Herausforderungen des globalen Zusammenlebens besser denken? Ein Kernsatz der Stellungnahme lautet „Die Deutungshoheit über den Islam darf nicht Extremisten und Gewalttätern überlassen werden und muss in Deutschland aus der Mitte der Gesellschaft heraus – unter anderem an den Universitäten – erfolgen.“

Dieser Stellungnahme (auf Deutsch, Englisch, Arabisch und Türkisch) haben sich national und international schon zahlreiche Menschen angeschlossen. Wir hoffen, auf diesem Wege noch mehr Menschen darauf aufmerksam machen zu können.

Islamische Zeitung: In der ersten Septemberwoche haben zum internationalen Kongress „Horizonte der Islamischen Theologie“ in Frankfurt eingeladen. Richtet sich das Meeting ausschließlich an das Fachpublikum oder steht es offen für alle Interessierte?

Prof. Bekim Agai: Der Fachkongress richtet sich natürlich in erster Linie an ein Publikum, das am Fach interessiert ist. Doch dieses gibt es auch außerhalb der Universität. Wie Sie wissen, gibt es im Islam kein Wissensmonopol einer Gruppe. Wir freuen uns besonders, wenn vor allem bei den Themen mit Bezug zur praktischen Arbeit, wie der Religionspädagogik und der Praktischen Theologie, auch die wissenschaftliche Beschäftigung von den Erfahrungen und Fragen der Menschen in Schule, am Krankenbett oder im Strafvollzug bereichert werden kann.

Islamische Zeitung: Welche Intention wird mit dem Kongress verfolgt – theoretische Debatten im „Elfenbeinturm“ oder Antwort auf konkrete Problemlagen und Herausforderungen?

Prof. Bekim Agai: Wissenschaft hat immer den Ruf des Elfenbeinturms und braucht auch den Raum der Reflexion, ohne auf jeden Zuruf der Politik und Gesellschaft reagieren zu müssen. Gleichzeitig leben wir im Jetzt, wir agieren in Deutschland, und unsere Studierenden wollen Qualifikationen erwerben, die ihnen hier nutzen. Insofern beschäftigt sich der Kongress auch mit praktischen Problemlagen. Gleichzeitig ist die Grenze fließend.

So sind Fragen der Geschichtsschreibung und dem Umgang mit Konflikten, zum Beispiel in der Frühgeschichte, zum einen ein wissenschaftliches Thema, zum anderen berühren die Fragen, wie wir damit umgehen und welche Lehren wir daraus ziehen, uns heute direkt.

Islamische Zeitung: Nach welchen Kriterien wurden die Teilnehmer geladen und die Themen bestimmt?

Prof. Bekim Agai: Im Fachkongress gilt es natürlich, das Fach auf einem universitären Niveau zu präsentieren. Insofern wurden die klassischen Fächer wie Tafsir, Hadith, Fiqh, Kalam, Ahlaq, Mystik etc. abgebildet und VertreterInnen der wissenschaftlichen Beschäftigung mit diesen aus verschiedenen Ländern eingeladen.

Zum anderen gibt es Bereiche, die in Deutschland besondere Relevanz haben, wie das Arabische als Islamsprache, Geschichte des Islams und die Kontexte des Islams in Europa, ebenso wie das praktische Feld. Hier wurden entsprechende Experten eingeladen, die teilweise auch aus der Praxis kommen oder Aktivisten sind.

Islamische Zeitung: Zumindest im deutschen Kontext hielten sich die „TheologInnen“ bisher mit kontroversen öffentlichen Debatten untereinander zurück. Erwarten Sie kontroverse Diskussionen in Frankfurt?

Prof. Bekim Agai: Ich glaube, dass wir in Deutschland noch lernen müssen, kontroverse Diskussionen über Inhalte so zu führen, dass sie inhaltlich und nicht persönlich sind. Dies ist von einem Fachkongress zu erwarten, wo z.B. im Bereich der Ethik die Ansätze von Muslimen von einem Universalismus, der sich aus dem Islam speist, bis zu einem spezifischen islamischen Weg, der sich nicht verallgemeinern lassen möchte, reichen.

Auch Themen der politischen Theologie oder zum islamischen Feminismus versprechen hier hoffentlich wissenschaftliche Kontroversen. Arabische und türkische Teilnehmende und auch VertreterInnen der klassischen Islamwissenschaft bemerkten schon im Vorfeld, dass es uns gelingt, Menschen auf einem Podium zu versammeln, die man sonst nicht gemeinsam sehen kann. Am Tag der Eröffnung saßen auf dem Podium mit Timothy Winter, Farid Esack, Abdolkarim Soroush und Mehmet Aydin ganz unterschiedliche Vertreter des zeitgenössischen islamischen Denkens, die miteinander ins Gespräch gekommen sind.

Islamische Zeitung: Meinen Sie, dass die Inhalte und Methodenlehren der Islamischen Theologie (IT) bisher ausreichend genug der muslimischen Community in Deutschland kommuniziert wurden? Reflektiert die IT ausreichend genug über ihre eigenen Beschränkungen und Herausforderungen wie die Einflussnahme Dritter?

Prof. Bekim Agai: Hier kann ich nur für Frankfurt sprechen und da muss ich bescheiden sein. Natürlich hat das Fach im Aufbau noch eine zu geringe Reichweite in die Community, aber das braucht Zeit. Unsere Tür steht allen offen, wir stehen im Austausch mit allen Gruppen, aber bis das in den örtlichen Gemeinden ankommt, das dauert. Hier sind die zukünftigen AbsolventInnen unsere wichtigsten Botschafterinnen und Botschafter.

Für die eigenen Beschränkungen, Herausforderungen und Einflussnahmen Dritter haben wir in Frankfurt ein starkes Bewusstsein, was sich u.a. in mehreren Panels zur Frage von Islam in Prozessen der Institutionalisierung und Macht ausdrückt. Nicht zuletzt mein eigener Lehrstuhl ist stark hiermit inhaltlich beschäftigt, da diese Frage Muslime in der Geschichte beschäftigt hat und in der Gegenwart immer noch beschäftigt.

Islamische Zeitung: Zur Begründung der Wissenschaft wurden im öffentlichen Diskurs überwiegend utilitaristische Begründungen, die sich aus gesamtgesellschaftlichen Diskursen ableiten, angegeben. Braucht eine Wissenschaft nicht einen tieferen Grund und eine größere Relevanz bei praktischen Herausforderungen?

Prof. Bekim Agai: Die islamische Wissenschaftstradition ist so groß und für einen intellektuell tiefen Islam so wichtig, dass sie tatsächlich auch um ihrer selbst willen betrieben werden muss. Gegen rein utilitaristische Bestrebungen haben wir uns jüngst auch in der ersten Ausgabe der „Frankfurter Zeitschrift für islamisch-theologische Studien“ positioniert. Der Islam gehört an deutsche Universitäten, weil er diese durch seinen Wissensschatz bereichern kann, und nicht nur, weil wir Imame und Gefängnisseelsorger brauchen.

Gleichzeitig bin ich der Überzeugung, dass ihre Tradition reflektierende Muslime auch eigene Antworten auf Herausforderungen in dieser Gesellschaft finden und sich hierbei der reichen Tradition bedienen können. Nur so können im nächsten Schritt praktische Herausforderungen durch genuin islamisch reflektierte Antworten gemeistert werden. Die praktischen Erwartungen allem voran zu stellen hieße, den zweiten Schritt vor dem ersten zu machen.

Islamische Zeitung: Lieber Prof. Agai, wir danken Ihnen für das Gespräch.

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Kurzserie: Scharia, zwischen Legende und Mythos (2)

(iz). Es gibt viele Fragen, die gestellt werden müssten. Neben der Identität gibt es einen weiteren Mythos, der uns in die Irre führt. Dabei handelt es sich um die Vorstellung, […]

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Um die Debattenkultur war es in Deutschland auch schon mal besser bestellt

(iz). Angehörige meiner Generation, die sich für mehr als nur „Bravo“ und Fußball interessierten, wissen mit Sicherheit noch, was mit dem „Historikerstreit“ gemeint ist. Mitte der 1980er ­Jahre stritten deutsche […]

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Münsteraner Studenten ist an einer Fortführung der Arbeit des Zentrums für Islamische Theologie gelegen

Münster (iz). In einer Stellungnahme hat die Fachschaft des Zentrums für Islamische Theologie (ZIT) Münster die Debatte um die „theologischen Positionen“ des ZIT-Leiters, Prof. Dr. Mouhanad Khorchide, sowie des gerade veröffentlichten Gutachtens des Koordinationrates der Muslime (KRM) um eine studentische Perspektive erweitert. Vor allem wolle man „einer wachsenden Unsicherheit unter Studierenden des ZIT“ Rechnung tragen.

Den rund 400 Studierenden am ZIT Münster sei an einer zukünftigen Fortführung der Arbeit am besagten Institut gelegen. „Mit Nachdruck wollen wir darauf aufmerksam machen, dass den Studierenden die Anerkennung ihrer anvisierten Abschlüsse und das Vertrauen in den zukünftigen islamischen Religionsunterricht insbesondere von der muslimischen Basis besonders wichtig sind“, heißt es hierzu in der Stellungnahme.

Weil der KRM die Interessen des überwiegenden Teils der (heterogenen) Muslime in der Bundesrepublik vertrete und die gemeinschaftliche muslimische Glaubenspraxis weitestgehend in den Moscheegemeinden stattfinde, empfänden die Studierenden die Zusammenarbeit der Universität und insbesondere des ZIT mit den islamischen Religionsgemeinschaften als unerlässlich. „Nur so lässt sich gewährleisten, dass muslimische Eltern die religiöse Erziehung ihrer Kinder ruhigen Gewissens diesen zukünftigen Absolventen anvertrauen.“

Die Fachschaft wendet sich gegen das Missverständnis innerhalb der „öffentlich geführten Auseinandersetzung um den gegenwärtigen Leiter des ZIT“ und seine theologische Ausrichtung wäre identisch mit dem gesamten Zentrum für Islamische Theologie. Studierende wie Lehrende seien pluralistisch geprägt, weshalb das ZIT nicht an einer Person festgemacht werden dürfe.

„Wir appellieren an alle Verantwortlichen, die öffentlichen Diskussionen insgesamt differenziert sowie verantwortungsvoll zu führen und bei etwaigen Entscheidungen dem Allgemeininteresse des ZIT Rechnung zu tragen und persönliche Interessen zurückzustellen.“

Kommentar: Was sind die Folgen der Ablehnung von Mouhanad Khorchide?

(iz). Die Ablehnung des Münsteraner Professors Mouhanad Khorchide ist nach dem Gutachten des Koordinationsrates der Muslime in Deutschland (KRM) nun offensichtlich. Nicht klar ist aber die weitere Strategie des Rates, der ja seinem Namen nach koordinieren will.

Wieder einmal blockiert sich das Gremium selbst, das mit einem Vetorecht des größten Verbandes von Beginn an nicht demokratisch verfasst war. Bis heute fehlt auch wegen dem Konkurrenzkampf der Organisationen untereinander eine eindrückliche und auch notwendig starke Präsenz des organisierten Islam in Berlin. Wenn der KRM weiter ernst genommen werden will, darf er sich nicht nur zur Theologie äußern. Eine Rolle, die der Rat ja deswegen aktiv annimmt, da er diese Aufgabe als Vorstufe zur Anerkennung als Körperschaft sieht.

Wichtig wäre nun, dass der Koordinationsrat im Zentrum positiv definiert, was der Islam seiner Sicht nach ist. Das ist keine Aufgabe für Politiker. Es ist mehr als politische Theologie und muss in den Händen der dafür qualifizierten Gelehrten aus dem Raum der anerkannten Rechtsschulen liegen.

Auf dieser gesicherten Basis kann dann auch in den deutschen Universitäten eine freie Debatte und eine freie Lehre nicht gegen den Willen der Muslime sein. Intellektuelle Vielfalt hat noch keinem geschadet; zumindest solange mit einer klaren Lehre in der Mitte, die Extreme abgegrenzt, unhaltbare Positionen im Vergleich für alle Studierenden sichtbar bleiben.

Nur so können die Verbände klare Orientierung geben, ohne aber in den Verdacht zu geraten, die freie Debatte über Glaubensinhalte beschweren zu wollen. Verfügt der KRM über einen Gelehrtenrat und eine klares inhaltliches Profil, ist die Balance hergestellt.

Einfacher gesagt, wir wissen nun, dass der Koordinationsrat gegen etwas ist. Jetzt muss deutlich werden, wofür er steht. Viele Muslime wollen von ihrer Interessenvertretung wissen, was es mit den Fragen der Aqida, aber auch der Zakat oder dem Wirtschaftsrecht in unserer Zeit auf sich hat.

„Somewhere in America” hat Debatten ausgelöst

„Der Prozess der Schaffung des ‘Normalen’ entzieht uns – gerade Frauen – zentrale Elemente unseres Glaubens. Das Mipsterz-Video ist deshalb für viele nur schwer verdaulich, weil es einem die wachsende Kultur eines Lyfe-Style-Islam direkt unter die Nase hält. Laufstegtauglich, auf dem Catwalk stolzierend und mit der passend trotzigen Haltung scheinen sie das Gegenteil von dem zu repräsentieren, was wir als islamische Bescheidenheit kennen und – manchmal übereilt – erwarten. (…) Heute sind wir das Bild, das wir schaffen und an den Tag legen. Also, welches geben wir individuell und kollektiv ab?“ (Sanaa Saeed, The Islamic Monthly)

(iz). Unter US-Muslimen ist ein aufschlussreicher und hochspannender Streit darüber entstan­den, wie das Kurzvideo „Somewhere in America“ (unter Mitwirkung junger Musliminnen mit verschiedensten Hintergründen) zu verstehen sei. Die Protagonistinnen des Trends – manche KritikerInnen weigern sich, von einer echten Bewegung zu sprechen – nennen sich in Anlehnung an die allgemeinen Hips­ter auch „Mipsterz“.

Worüber gerieten sich Musliminnen – sowie vereinzelte männliche Muslime – die wie „Konservative“ klingen mögen, aber feministisch und „liberal“ argumen­tieren, und die Darstellerinnen der Szene in die Haare? Unterlegt mit einer jugendschutztauglichen Version von Jay-Z’s Song „Somewhere in America“ tummeln sich in einem erstaunlich professionell produzierten (mehrheitlich von muslimi­schen Männern!), 2:28 Minuten langen Video.

//1// Der Stein des Anstoßes. Framegrab von „Somewhere in America“.

Eine bunt gemischte Gruppe junger Fräuleins in allen Facetten der Aufmachung agiert mit laufstegkompatiblen Posen und Gesten in der urbanen Landschaft verschiedener US-amerikanischer Städte. Während die modeindustrie­tauglichen Jungmodels durch ihre diversen Stylez und Formen der Selbstdarstellung Individualität verkörpern (wollen), wirken sie seltsam identitätslos. Nichts in dem Clip steht für einen tiefe­ren persönlichen Inhalt. Beim mehrfachen Anschauen beschleicht mich das Gefühl, sie hätten nicht viel mehr als ihre Moves, Stylez und Tücher. Gelegentlich schwingt aber postmoderne Ironie mit, wenn eine Handvoll junger Frauen auf einem Skateboard durchs Bild fährt oder eine einzelne Protagonistin mit der Axt am Baum scheitert.

Amina Sheikh, eine der Darstellerinnen hat ihren Beitrag deutlich ­gegenüber Kritikerinnen wie Sanaa Saeed gerechtfertigt. „Meine Schwierigkeit mit allen Kritiken, die ich lese, ist, dass sie mir die Handlungsfähigkeit und Macht absprechen wollen“, widersprach Sheikh den Kritikerinnen. Gerade weil sie aus der Hijabi-Bewegung komme, aber mit einigen ihrer Aspekte Probleme habe, sei sie mit den Darstellerinnen überhaupt zusammengekommen „Ich habe diese Wahl getroffen“, schreibt die studierte kanadische Orientalistin. Das Video sei eine Reflexion von ihr und vielen musli­mischen Frauen. „Euch mag es nicht gefallen, was OK ist. Es mag euch nicht repräsentieren, was sogar besser ist. Und ihr kennt wahrscheinlich niemanden, der wie wir ist – das ist um so vieles besser!“

Undenkbar für uns Hiesige hat der Streit darüber, was eine zulässige und für andere Frauen verbindliche Präsentation sei, längst Blogs und soziale Medien verlassen. Von muslimischen Community-Medien, über das hippe Frauenmagazin „Jezebel“ bis zur längst etablierten „Huffington Post“ hat er Wellen geschlagen. Geht es doch – vielleicht für die meisten unbewusst – um Fragen wie Selbstverständnis und -ermächtigung amerikanischer Musliminnen.

Die eingangs zitierte Sanaa Saeed hat mit dem ganzen Ansatz so ihre ­Probleme. Ja klar, das Video sei cool, schrieb sie in „Islamic Monthly“, aber das war’s dann halt auch. Sie sei daran gescheitert, eine Absicht in dem Video zu erkennen. Darüber hinaus tue es wenig dafür, Vorurtei­le zu bekämpfen. „Es sind im sprichwört­lichen Sinne junge muslimische Frauen mit einem beeindruckenden Modegeschmack, während in der Kulisse Jay-Z darüber singt, wie Miley Cirus mit ihrem Hinterteil wackelt.“

Unabhängig davon, ob wir uns für eines der beiden Argumente entscheiden wollen oder nicht, es lohnt sich über den Großen Teich zu schauen. Die US-DiskutantInnen machen sich die Mühe, den Streitgegenstand nicht nur nach „verboten“ oder „erlaubt“ zu beurteilen. Sie reflektieren darüber, was den ästhetischen Gehalt dieser Sache ausmacht. Eine Prise davon könnte uns guttun, nachdem wir jahrelang die – ästhetisch gelegentlich fragwürdige – „muslimische Popkultur“ durchgewunken haben.

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Beim Umgang mit strittigen Themen braucht es nicht nur Höflichkeit, sondern auch guten Charakter

(iz). In der letzten Zeit erhitzte kaum ein Thema die Diskussion unter Muslimen so sehr wie Aspekte der „isla­mischen Theologie“ – insbesondere medi­al verstärkte Thesen und Meinungen Einzelner. In Stellungnahmen, […]

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