
Die muslimischen Uiguren fühlen sich von den Chinesen unterdrückt. Seit Monaten kommt es in der Unruheregion Xinjiang immer wieder zu blutigen Zwischenfällen. China greift hart durch.
Peking (dpa). Zwei Todesurteile und hohe Haftstrafen: Nach einem blutigen Zwischenfall in der Unruheregion Xinjiang in Nordwestchina mit 21 Toten sind fünf Uiguren wegen «Terrorismus» verurteilt worden. Das Gefängnisstrafen reichen von neun Jahren bis lebenslang, wie Chinas Staatsmedien am Dienstag von dem Prozess vor dem Volksgericht in Kashgar berichteten. Die fünf Angeklagten sollen geständig gewesen sein. Dennoch schienen die genauen Umstände der Tat unklar.
Die Lage in Xinjiang ist seit schweren Unruhen 2009 mit mehr als 200 Toten besonders angespannt. In den vergangenen Monaten gab es wiederholt blutige Zwischenfälle. Zuletzt wurden vor einer Woche drei Uiguren getötet und 20 verletzt, als chinesische Sicherheitskräfte vor einer Moschee in Aksu das Feuer eröffneten, wie der US-Sender Radio Free Asia (RFA) berichtete. Eine wütende Menschenmenge habe dort versucht, die Festnahme von vier Uiguren zu verhindern.
Die muslimische Minderheit der Uiguren fühlt sich von den Chinesen unterdrückt. Von den zehn Millionen Angehörigen des Turkvolkes leben die meisten – sieben bis acht Millionen – in Xinjiang. China hatte sich das frühere Ost-Turkestan nach der Machtübernahme der Kommunisten 1949 einverleibt. 1955 wurde die «Autonome Region» Xinjiang geschaffen. Wann immer es heute zu Zwischenfällen kommt, sieht Peking meist «Separatisten» oder «Terroristen» am Werk.
Bei dem Zwischenfall am 23. April hatten drei Behördenvertreter nach amtlichen Angaben «verdächtige Personen und Messer» in einem Haus im Kreis Bachu entdeckt. Als sie die Lage per Telefon berichtet hätten, seien sie von den «Verdächtigen» festgehalten worden, schrieb die Nachrichtenagentur Xinhua. Die anrückende Polizei sei attackiert worden. Bei der folgenden Konfrontation seien 15 Behördenvertreter und Polizisten sowie sechs «Angreifer» getötet worden.
Ein Journalistenteam der BBC berichtete nach einem Besuch in der Region von Zweifeln an der offiziellen Darstellung. Mehrere Zeugen sagten demnach aus, Polizisten hätte eine Familie wegen ihrer Religion bedrängt. Sie sollen die Männer aufgefordert haben, ihre Bärte zu schneiden. Von den Frauen sei verlangt worden, sich nicht mehr zu verschleiern. Warum der Konflikt schließlich so blutig endete, konnten sie aber auch nicht klären.
Als einen der Anführer verurteilte das Gericht Musa Hesen wegen Mordes, Organisation einer Terrorgruppe und Herstellung von Sprengsätzen zum Tode. Auch Rehman Hupur erhielt wegen Mordes und Mitgliedschaft in einer terroristischen Gruppe die Todesstrafe, wie die Staatsagentur schrieb. Alle fünf Angeklagten seien seit 2008 Teil einer Terrorgruppe gewesen. Sie hätten «illegale religiöse Aktivitäten unternommen, religiösen Extremismus propagiert» und Videofilme gesehen, die für Terrorismus geworben hätten.
Als oberster Führer wurde ein Uigure namens Qasim Muhammat identifiziert. Insgesamt seien acht Verdächtige vor Ort und elf später festgenommen worden, schrieb die Staatsagentur.