
Andechs (KNA). Der Präsident der Paneuropa-Union Deutschland, Bernd Posselt, hat der Idee eines „umzäunten Nationalstaats“ eine Absage erteilt. Damit werde den Menschen eine Scheinsicherheit vorgegaukelt und dadurch eine echte Lösung für den ganzen Kontinent verhindert, sagte der CSU-Politiker am Sonntag beim 45. Andechser Europatag seiner Vereinigung.
Die drei großen Bedrohungen Europas durch die russische Aggression im Osten, die Instabilität der arabischen Welt und die Flüchtlingskrise seien nur mit dem Mut, der Tatkraft und dem Optimismus zu bewältigen, die in Bundeskanzlerin Angela Merkels (CDU) zu Unrecht kritisiertem Satz „Wir schaffen das“ zum Ausdruck kämen.
Die EU sei gar nicht so zersplittert, wie immer wieder behauptet werde, sagte der langjährige frühere Europaabgeordnete. Die Union werde nur durch die nationalen Regierungen blockiert. Sowohl die Völker als auch die europäischen Institutionen wollten übereinstimmend eine Stabilisierung Afrikas und des Mittelmeerraumes, Friedensbemühungen in Syrien und im Nahen Osten, bessere Lebensbedingungen für Flüchtlinge in Nachbarstaaten Syriens sowie funktionierende EU-Außengrenzen. Jede dieser Aufgaben erfordere mehr und nicht weniger europäische Integration.
Da die Nationalstaaten mit ihrem Versagen Europa in die jetzige Krise gestürzt hätten, wäre deren Stärkung kontraproduktiv, meinte Posselt. Die EU-Grenzschutzbehörde Frontex von 500 auf 1.500 Mitarbeiter aufzustocken, nannte der Politiker „lächerlich“. Brasilien habe allein für die Sicherung der Olympischen Spiele 85.000 Mann mobilisiert. In dieser Dimension müsse sich auch ein Europäischer Bundesgrenzschutz bewegen.
Die Geschichte Europas sei überwiegend durch multi- und übernationale Staaten geprägt worden, legte Posselt dar und verwies auf das Heilige Römische Reich, die Habsburger-Monarchie und das polnisch-litauisch-weißrussische Königtum. Die Behauptung, die europäische Einigung sei künstlich, der Nationalstaat hingegen traditionell und natürlich, sei ein widerlegter „Mythos des 19. Jahrhunderts“..