Alle islamischen Grundlagen belegen unmissverständlich: Die gute Behandlung von Frauen ist eines der höchsten Ziele

Ausgabe 216

(iz). Die jüngst publizierten Fälle von Gewalt gegen Frauen in Ländern wie Indien, Ägypten, Südafrika usw. haben lokal wie international zu Empörung geführt. So wurde die südafrikanische Hafenstadt Kapstadt gerade als die globale „Vergewaltigungs-Hauptstadt“ beschrieben. Jährlich wird eine geschätzte Zahl von 683.000 Frauen und Mädchen Opfer gezielter sexueller Gewalt.

Es ist eine traurige Tatsache, dass Vergewaltigung ein globales Problem ist, unter dem sowohl die reichen, als auch die armen Länder leiden. Jenseits der Zahlen ist auch nur eine einzige Vergewalti­gung eine zu viel. Diese Form sexu­eller Gewalt gegen Frauen und Mädchen ist eine verwurzelte, systematische Funktionsstörung einer jeden Gesellschaft.

Auf der Skala der Misshandlung von und Respektlosigkeit gegenüber Frauen und Mädchen ist Vergewaltigung mit Sicherheit nicht nur die ­schwerwiegendste Handlung, sie dürfte diese wegen ihrer Grausamkeit und der mehrschichtigen Verletzungen auch oft noch übersteigen. Daneben gibt es leider auch andere Formen des physischen, verbalen oder seelischen Missbrauchs – selbst in den „fortschrittlichen“ Gesellschaften. Diese Manifestationen von Missbrauch sind auch eine Reflexion des gesellschaft­lichen Geistes, der von den Massenmedien geformt und aufgewühlt wurde. So werden Frauen benutzt, um alles – vom Zahnstocher bis zum LKW-Reifen – zu verkaufen.

Die momentane Lage von Frauen weltweit ist – trotz allen Glamours – nicht viel anders als die der Frauen im vorisla­mischen Arabien. Auf der Halbinsel herrschte damals eine ­männerdominierte Gesellschaft. Die Mehrheit der Frauen hatte – von nennenswerten Ausnahmen abgesehen – keine Rechte und keinen hohen Rang. Ehemänner oder Angehöri­ge konnten frei über sie verfügen. Ein ganz besonders grausamer Brauch jener Zeit war die Beerdigung lebendiger, neugeborener Mädchen. Selbst wenn ein Mann seine Tochter nicht so behandeln wollte, war es nur schwierig für ihn, dem sozialen Druck insgesamt zu widerstehen. Trotz dieser Unwissenheit und der aus ihr resul­tierenden Behandlung von Frauen ­sollte erwähnt werden, dass es in dieser Gesell­ schaft immer noch als ein Akt der Feigheit war, wenn ein Mann eine Frau gewaltsam angriff oder sich ihr gegenüber aggressiv verhielt.

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In diese Zeit hinein und in eine solche Gemeinschaft entsandte Allah ­Seinen letzten Propheten, möge Allah ihn ­segnen und ihm Frieden geben, mit der letzten Offenbarung – den Qur’an. In einem Zeitraum von 23 Jahren führten die Anstrengungen des Edlen Gesandten Allahs dazu, dass diese „zurückgebliebenen“ Wüstenbewohner zu Quellen des Lichts wurden. Es strahlte über die Dünen der arabischen Wüste, um den Verstand, die Herzen und die Seelen der Menschheit zu erleuchten.

Gemeinsam mit der Abschaffung von Götzendienst, dem Schmieden eines Bandes menschlicher Brüderlichkeit zwischen Schwarz und Weiß sowie Herren und Dienern, der Aufrichtung von Unterdrückten, der Hoffnung für ­Schwache und der Perfektion des guten Charakters bestimmte er auch die gesellschaftliche Position von Frauen neu. Der ­Gesandte Allahs, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden geben, gab ihnen ihre ­Gleich­heit, Ehre, Würde und Position in der Gesellschaft zurück.

Nicht länger war eine Frau rechtloses Eigentum, sondern anerkannt als Individuum mit vollen Rechten auf Eigentum, Bildung, Erbe, Respekt, Ehre und Heirat. Vielleicht das höchste Lob erhielt sie durch die Anerkennung im Qur’an für ihre Opfer bei Schwangerschaft und Geburt: „Und Wir haben dem Menschen anempfohlen, zu seinen Eltern gütig zu sein. Seine Mutter hat ihn unter Widerwillen getragen und unter Widerwillen zur Welt gebracht. (…) Wenn er dann seine Vollreife erlangt hat und das Alter von vierzig Jahren erreicht hat, sagt er: ‘Mein Herr, veranlasse mich, für Deine Gunst zu danken, die Du mir und meinen Eltern erwiesen hast, und rechtschaffen zu handeln, womit Du zufrieden bist. Und gib mir Rechtschaffenheit in meiner Nachkommenschaft. Ich wende mich Dir ja in Reue zu, und ich gehöre ja zu den (Dir) Ergebenen.’“ (Al-Ahqaf, 15) Dadurch hat sie Anspruch auf den Respekt ihrer Kinder (noch vor dem Vater). In einer anderen prophetischen Aussage wurde festgehalten: „Das Paradies liegt unter den Füßen eurer Mutter.“

Diese ehrenvolle Position prägte sich in die Seele eines jeden Mannes ein. Erreicht wurde dies beispielsweise durch den Vergleich des Dienstes an den ­Eltern mit den großen rituellen Handlungen wie der Bemühung auf dem Weg Allahs oder der Auswanderung um Allahs willen. Der resultierende Eifer der einstmals männerdominierten Gesellschaft war so groß, dass einer der Prophetengefährten seine Mutter auf dem Rücken trug, damit sie die Riten der Hadsch erfüllen konnte.

Der Edle Gesandte Allahs, möge ­Allah ihn segnen und ihm Frieden geben, ­sagte auch: „Unter den Muslimen ist – in Hinsicht seines Glaubens – derjenige der vollkommenste, dessen Charakter am ­besten ist. Und die Besten unter euch sind jene, die ihre Frauen am besten behandeln.“ Anderswo sagte er: „Ich weise euch an, gute Sorge um die Frauen zu tragen.“ Auf Grundlage dieser und anderer Aussagen betonten Gelehrte wie Ata ibn Rabah das prophetische Verbot, Gewalt gegen Frauen anzuwenden. Vielmehr hat dieser gesagt: „Wer seine Frau schlägt, ist kein guter Mensch.“

Unser Din ermutigt die respektvolle Behandlung von Frauen und Mädchen und untersagt – ausdrücklich wie impli­zit – Missbrauch in jeder Form, sei es körperlich, verbal, emotional und seelisch. Es versteht sich daher von selbst, dass Vergewaltigung aufs schärfste verurteilt wird. Dieser Geist durchdringt die Seele der muslimischen Gesellschaft zur Zeit des Propheten Muhammad, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden geben, und jener, die ihm gewissenhaft folgten. Jede Abweichung davon ist eine Verzerrung der Prinzipien und des Le­bens­­modells, dass wir durch den Gesandten Allahs bekommen haben.

Themen wie so genannte „Ehrenmor­de“ und eheliche Gewalt in muslimi­schen Gesellschaften und Gemeinschaf­ten – für die der Islam oft kritisiert wird – haben weder Platz in ­unserer Lebenswei­se, noch eine Grundlage im Qur’an oder der prophetischen Sunna. Auch wenn Muslime in Medien häufig in Sachen der Behandlung von Frauen angegriffen werden, ist es interessant anzumerken, dass der Islam die am schnellsten wachsende Religion ist. ­Insbesondere im Westen sind es gerade Frauen, die den Islam annehmen, und dies mit Stolz tun.