Die Kommunalwahl in den Niederlanden endete mit einem Eklat: Entsetzt reagieren Politiker und Bürger auf Schmähungen des Rechtspopulisten Geert Wilders gegen Marokkaner.
Den Haag (dpa). Nach den Kommunalwahlen in den Niederlanden hat der niederländische Rechtspopulist Geert Wilders mit Anfeindungen gegen Marokkaner Entsetzen im Land ausgelöst. Führende Politiker und Bürger warfen Wilders Hetze und Rassismus vor. Marokkanische Organisationen und auch zahlreiche Bürger kündigten Strafanzeigen gegen den Politiker an.
Wilders hatte bei einer Wahlparty am späten Mittwochabend in Den Haag seinen Anhängern zugerufen: «Wollt ihr in dieser Stadt und in den Niederlanden mehr oder weniger Marokkaner?» Daraufhin riefen seine Anhänger mehrfach laut: «Weniger, weniger» – «Das werden wir dann regeln», sagte Wilders unter lautem Applaus.
Wilders Aussagen haben aus Sicht von Kritikern eine neue Qualität, weil er in der Vergangenheit lediglich die Ausweisung krimineller Ausländer verlangt hatte. Ein Gericht in Amsterdam hatte den Politiker 2011 vom Vorwurf der Anstachelung zum Hass freigesprochen, da sich seine Kritik gegen den Islam und nicht eine spezifische Bevölkerungsgruppe gerichtet hatte.
Auf den sozialen Netzwerken Twitter und Facebook äußerten tausende Menschen Abscheu über die Äußerungen. Vielfach wurde eine Parallele mit Adolf Hitler gezogen. Der bekannte Journalist und Autor Jelle Brandt Corstius kommentierte auf Twitter: «Die ganze Situation erinnert mich an den Zweiten Weltkrieg.» Das renommierte «NRC Handelsblad» schrieb: «Mit dem Mobilisieren eines Saales für 'weniger Marokkaner' schafft Wilders eine Atmosphäre von Deportation.» Einige Tweets zitierten auch die berühmte Sportpalastrede des NS-Propagandaministers Joseph Goebbels, in der er 1943 zum «Totalen Krieg» aufgerufen hatte.
Bei der Kommunalwahl war die Wilders-Partei für die Freiheit nur in Den Haag und Almere angetreten. In Den Haag blieb sie zweite Kraft hinter der linksliberalen D66. In Almere verbuchte sie wie schon 2010 einen Sieg.
Im nationalen Parlament ist Wilders Vorsitzender der viertstärksten Fraktion. Bei der Europa-Wahl am 22. Mai könnte die Wilders-Partei europäischen Umfragen zufolge mit 16,6 Prozent stärkste Kraft werden.