Potsdam (KNA). Brandenburgs rot-rote Landesregierung will offenbar über eine Krankenkassenkarte für Asylbewerber nachdenken. Wie aus einer jetzt veröffentlichten Antwort des Gesundheitsministeriums auf eine Kleine Anfrage der FDP-Landtagsabgeordneten Gregor Beyer, Andreas Büttner und Hans-Peter Goetz hervorgeht, wünscht sich Gesundheitsministerin Anita Tack (Linke) auch im Land Brandenburg eine Debatte über das „Bremer Modell“: In der Hansestadt erhalten Asylbewerber eine Chipkarte der AOK, mit der sie, mit einigen Einschränkungen, wie normale Krankenversicherte einen Arzt aufsuchen können.
„Auch wenn dieses Modell nicht direkt auf das Flächenland Brandenburg übertragbar ist, so kann es doch als Orientierung und Diskussionsgrundlage dienen“, heißt es in der Antwort des Gesundheitsministeriums auf die Kleine Anfrage. Gleiches gelte für eine Rahmenvereinbarung, die der Landkreis Potsdam-Mittelmark zur Sicherstellung der medizinischen Versorgung von Asylbewerbern mit der Kassenärztlichen Vereinigung geschlossen habe.
Der FDP-Landesvorsitzende Beyer begrüßte gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) die Pläne. Bedenklich sei jedoch die medizinische Versorgung in der zentralen Erstaufnahmestelle des Landes in Eisenhüttenstadt, wo laut der Antwort der Landesregierung eine Honorarärztin zweimal die Woche Erstuntersuchungen durchführe. „Bei 3.200 Flüchtlingen im Jahr bleibt für jede dieser Untersuchungen kaum mehr als zehn Minuten Zeit“, so Beyer.
Wie aus der Antwort des Gesundheitsministeriums weiter hervorgeht, entstehen Probleme bei den Erstuntersuchungen von Asylbewerbern in Eisenhüttenstadt vor allem aus religiösen Gründen. „So kann bei bestimmten Glaubensrichtungen die Untersuchung der Ehefrau nur in Anwesenheit des Ehemannes erfolgen, der auch alle Fragen beantwortet“, heißt es in der Antwort des Ministeriums. Die Praxis habe gezeigt, dass während des muslimischen Fastenmonats Ramadan tagsüber so gut wie keine Impfungen akzeptiert werden, da viele Muslime in dieser Zeit vor dem Sonnenuntergang aus religiösen Gründen keine Flüssigkeit zu sich nehmen.