Innermuslimische Debatten: Es gibt Themen, die in der Community nicht ausreichend beleuchtet werden.
(iz). Es gab eine Zeit, in der sich innermuslimische Gespräche und Debatten vorrangig um „das Tuch“, um erlaubte und verbotene Lebensmittel und um Details der Glaubensfrage drehten. Das hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten durchaus geändert.
Das heißt nicht notwendigerweise, dass sie heute ausreichend an den Prioritäten von Allahs Din und unserer Situation in diesem Ort und dieser Zeit ausgerichtet sind.
Foto: W. Dechau
Debatte: Es bleiben dunkle Flecken
Immer noch beklagen Muslime den abgehobenen Charakter mancher Khutba vor dem Freitagsgebet, die nichts mit ihren konkreten Problemen vor Ort zu tun haben. Auch heute noch fokussieren gerade die Diskurse auf Bundesebene eine erhebliche Energie auf repräsentative Fragen.
Andere essenzielle Herausforderungen dieser Zeit geraten dabei immer noch in den Hintergrund. Dazu gehört beispielsweise die Frage nach der Zakat. Auch wenn hierbei mittlerweile neue Ansätze gesucht werden, gilt die dritte Säule von Allahs Din mehrheitlich weiter als verlängerte Entwicklungshilfe, Pflicht-Spende oder als Support für muslimische Strukturen. Ihr Potenzial für die innerdeutsche Transformation bleibt weiterhin unterbeleuchtet.
Genauso überlebenswichtig ist die Entwicklung, Umarmung und Förderung neuer Generationen und bisher übersehener Segmente in der Community. Für eine dynamische Zukunft brauchen Deutschlands Muslime nicht nur funktionierende Strukturen, sondern auch die Menschen dazu.
Foto: Sufra SW London
Wie gehen wir mit gesellschaftlicher Armut um?
Immer mehr Menschen in Deutschland sind unverschuldet von Lebensmittelhilfen und Spenden wie denen vom Netzwerk der „Tafeln“ abhängig.
Muslime und ihre Gemeinschaften haben das Potenzial und die Großzügigkeit, hier helfende Angebote zu machen. Statistiken im Westen zeigen, dass unsere Communitys durchschnittlich hilfsbereiter sind als andere.
Tanju Doğanay (Mitte) im Gespräch mit anderen Aktiven von NourEnergy. Foto: NourEnergy
Mehr Nachhaltigkeit für unsere Moscheen
Es gibt in Deutschland derzeit rund 2.800 Gebetsräume, Moscheen und andere muslimische Einrichtungen. Wie alle anderen müssen sie spätestens seit Ende 2021 mit hohen Energiekosten umgehen.
Das wird sie zukünftig zum Umstieg auf erneuerbare Energien zwingen. Initiativen wie NourEnergy e.V. bieten hier Beratung und Projektplanung an.
Foto: Young Schura Niedersachsen
Woher kommen unsere zukünftigen Eliten?
Verschiedene Elemente der Community wie Jugendliche, Frauen, Konvertiten, Juristen oder IT-Profis verfügen über enorme Potenziale. Das zeigt sich an den vielen Projekten und Vereinen, die von ihnen gegründet werden.
Bisher fehlen Mechanismen und der Wille, ihre Kompetenzen für die Gemeinschaft zu entwickeln. Was es braucht, sind konzentriertes Mentoring und der Wille, sie in bestehende Strukturen einzubinden.