Für eine Zakat aus und in Deutschland

Ausgabe 334

Zakat
Foto: Ibrahim Poran

Zakat Deutschland e.V. geht beim dritten Pfeiler des Islam neue Wege. Am 18. Märzöffnete der unabhängige und gemeinnützige Verein seine Tore für Deutschland in Frankfurt am Main.

(iz). Obwohl Zakat, die verpflichtende Vermögensabgabe, die „dritte Säule“ des Islam ist und von den klassischen Qur’ankommentatoren (arab. mufassirun) wegen der mehr als dreißig-maligen gemeinsamen Nennung mit dem Gebet als ebenbürtig angesehen wird, fristet sie bei uns (und anderen Ländern mit Minderheitensituationen) bisher ein vergleichsweise unbeachtetes Dasein.

Die Zakat wird häufig falsch eingeschätzt

In reichen Industrieländern wie Deutschland, Großbritannien und vielen EU-Staaten wird sie häufig als eine Art Pflichtspende behandelt. Insbesondere viele humanitäre (unabhängige oder verbandsgebundene) Organisationen, die von Muslimen betrieben werden, werden um die Zakat der Muslime für Not- und Aufbauhilfe in vielen armen Ländern.

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Der als gemeinnützig anerkannte Verein mit Sitz in Frankfurt am Main schlägt hier einen Paradigmenwechsel vor. Zakat Deutschland e.V. ist im Netzwerk der NZF Worldwide (National Zakat Foundation). In den letzten 10+ Jahren haben sich ähnliche Organisationen in Großbritannien, Kanada, Australien, Neuseeland, den Niederlanden und der Schweiz gegründet und sich dem Netzwerk angeschlossen.

Insbesondere der enge Kontakt mit den niederländischen und Schweizer Netzwerkpartnern habe zur Einsicht geführt, dass es auch in Deutschland viele Muslime gebe, die der Zakat bedürftig seien.

Auf Grund der Erfahrung aus der Schweiz und den Niederlanden erwartet auch Zakat Deutschland e.V. eine hohe Zahl von Anträgen. „Da der Prüfungsprozess viel Zeit in Anspruch nimmt, werden wir mittelfristig auch einige Stellen voll besetzen.“ Ziel davon sei es, die Wartezeit für AntragstellerInnen soweit wie möglich zu reduzieren.

Fokus auf Deutschland

Zakat Deutschland e.V. verfolgt nach eigenen Angaben das Ziel „die Zakat in Deutschland zu sammeln und in Deutschland zu verteilen“. Diese Praxis sei auf die Lebenspraxis (arab. sunna) des geliebten Propheten Muhammad, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden geben zurückzuführen.

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Als Vorbild dafür führt der Verein das Beispiel des Prophetengefährten Mu’adh ibn Dschabal an, der im prophetischen Auftrag in den Jemen gereist sei, um den dortigen Menschen Islam zu lehren. Der Gesandte Allahs, Heil und Segen auf ihm, wies ihn bezüglich der Zakat an: „(…) dass Allah ihnen auf ihr Vermögen eine Sadaqa (hier: Zakat) auferlegt hat, die von ihren Vermögenden genommen und an ihre Bedürftigen gezahlt werden soll (…).“

(überliefert von Ibn Madscha)

Gegen Not in Deutschland

Zakat Deutschland e.V. verfolge das Ziel, „in Notsituation geratene Muslime zu unterstützen“. Darüber hinaus werde eine positive und nachhaltige Wirkung auf Einzelpersonen, die Community und die Gesellschaft insgesamt angestrebt.

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„Der islamkonforme Einsatz der Zakat kann die Gemeinschaft verbinden. Der Stärkere unterstützt dabei den Schwächeren und der Vermögende den Bedürftigen. Zakat Deutschland setzt sich für eine Gesellschaft ein, um die Schere zwischen Reichen und Armen zunehmend zu verringern und so eine miteinander harmonierende Gesellschaft zu schaffen.“, heißt es in einer Pressemitteilung, die anlässlich der öffentlichen Vorstellung herausgegeben wurde.

Fokus auf Kernbereiche

Dabei arbeite man „nach genau definierten Prozessen“. Ein unabhängiger Vergabeausschuss soll für Transparenz sorgen „und eine gerechte Bearbeitung von Zakatanträgen“ gewährleisten. Mit der Arbeit möchte sich der Verein auf drei Kernbereite konzentrieren:

1. Armutsbekämpfung. Unterstützung in finanziellen Notsituationen und die langfristige Bekämpfung von Armut innerhalb der Community in Deutschland.

2. Empowerment. Durch ein „hervorragendes Netzwerk mit Personen aus verschiedenen Bereichen“, könne Zakat Deutschland e.V. Bedürftige an die richtigen Experten und Fachstellen vermitteln. Oftmals erfülle eine fundierte Beratung seinen Zweck. Es sei „auch nicht immer Geld“, was benötigt werde.

3. Gemeinschaftsentwicklung. Verbesserung der sozialen und wirtschaftlichen Situation der Community in Deutschland und Stärkung des Zusammenhaltes.

Kontakt: kontakt@zakat-deutschland.de