Der Vermittler in Syrien, Lakhdar Brahimi, nennt die Friedenschancen „mikroskopisch klein“

Tagelang reiste der UN-Syrienbeauftragte Brahimi durch die Krisenregion. Sein Fazit: Die Chancen für eine dauerhafte Waffenruhe sind minimal. Der Konflikt droht zum Flächenbrand zu werden.

Doha/Istanbul (dpa). Der UN-Syrienvermittler Lakhdar Brahimi schätzt die Chancen für eine dauerhafte Waffenruhe in Syrien als „mikroskopisch klein“ ein. Die Friedensbemühungen seien ein „sehr, sehr schwieriger Prozess“, sagte Brahimi am Mittwoch zum Abschluss einer Reise durch mehrere Länder der Region im libanesischen Beirut. Zugleich warnte Brahimi eindringlich vor einem Übergreifen des blutigen Konflikts auf die Nachbarstaaten. Sollte sich die Krise ausweiten, drohe sie „alles zu zerstören“.

Brahimi hatte Regierung und Aufständischen eine vorübergehende Waffenruhe während des Opferfests in der kommenden Woche vorgeschlagen. Am 17. Oktober zeigte er sich vorsichtig zuversichtlich: „Wenn die (syrische) Regierung zustimmt, und dafür gibt es bereits Signale, und wenn die Opposition zustimmt, dann wäre dies ein kleiner Schritt hin zu einem Ende der Gewalt.“

Der oppositionelle Syrische Nationalrat (SNC) äußerte sich dagegen wenig optimistisch zu der Initiative des UN-Vermittlers. Der SNC habe Brahimi vor einigen Tagen in Istanbul erklärt, dass die Opposition jede Initiative für eine Waffenruhe begrüße, sagte der SNC-Vorsitzende Abdelbaset Sieda in einem Interview mit der arabischen Tageszeitung «Al-Hayat». „Wir haben ihm aber auch gesagt, dass wir nicht damit rechnen, dass seine Mission erfolgreich sein wird“, fügte Sieda hinzu.

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Die Radikalisierung der Revolutionäre beobachtet der SNC mit großer Sorge. «Jeden Tag sterben in Syrien 150 bis 200 Märtyrer, ganz zu schweigen von der systematischen Zerstörung“, sagte Sieda. „Diese Situation führt – wenn sich keine Lösung findet – mittelfristig dazu, dass sich verschiedene radikale Ideologien in allen Segmenten der Gesellschaft ausbreiten.“