Die Bahn AG weitet ihre Aktivität auf der Arabischen Halbinsel weiter aus

Ausgabe 219

Die derzeitige Politik des Bahnvorstandes ist eine paradoxe. Auf der einen Seiten bemüht sich der Konzerne um einen internationalen Spitzenplatz im Logistik- uns Transportgewerbe. Andererseits fehlt es nach der jahrelangen, betriebsinternen Stellenstreichungen der Bahn reihenweise an wichtigen Fachleuten, wie die gestressten Kollegen und Passagiere in Mainz erleben mussten.

(GFP.com). Die Deutsche Bahn AG weitet ihre Geschäftsaktivitäten in den Diktaturen der Arabischen Halbinsel aus. Wie der Konzern mitteilt, wird er ab Oktober den Betrieb einer Transportstrecke in den Vereinigten Arabischen Emiraten organisieren. Zugrunde liegt eine „Strategische Partnerschaft“, die die DB mit „Etihad Rail“ aus den Emiraten geschlossen hat.

In Qatar will das Unternehmen eine Eisenbahn-Akademie errichten, um dort das Personal für den Zugbetrieb auszubilden. Auch in Saudi-Arabien macht die Bahn Geschäfte. Dort beteiligt sie sich am Bau einer Hochgeschwindigkeitsstrecke von Mekka nach Medina; auch war sie in den Bau einer Hochbahn für die Frauen-Universität in Riad involviert.

Die aktuellen Geschäfte der Deutschen Bahn AG in den Vereinigten Arabischen Emiraten gehen letztlich auf eine Machbarkeitsstudie zurück, die das Unternehmen im Jahr 2006 erstellte – zu ­einer Zeit, als die Bundesrepublik gerade begann, ihre Beziehungen zu dem Golfstaat umfassend zu intensivieren. In der Studie ging es um die Entwicklung der Eisenbahn in dem Land. Auf der Basis der Ergebnisse gründeten die Emirate ihre nationale Eisenbahn „Etihad Rail“.

Die Geschäfte mit dem Golf dienen dem erklärten Ziel der DB, „das weltweit führende Mobilitäts- und Logistikunternehmen“ zu werden. Diesem Ziel sind auch die Inlandsaktivitäten untergeordnet, die seit Jahren massive Sparmaßnahmen beinhalten – mit gravieren­den Folgen. Aktuell ruft Proteste hervor, dass die Bahn einen wichtigen regionalen Verkehrsknotenpunkt, die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt Mainz, nach 20 Uhr nicht mehr anfahren kann – wegen Personalmangels. Dabei erzielte der DB-Konzern letztes Jahr ein operatives Ergebnis von 2,7 Milliarden Euro.

Im Jahr 2011 erhielt die DB dann schließlich den Auftrag, für „Etihad Rail“ ein Betriebskonzept, Instandhaltungskonzepte für Infrastruktur und Fahrzeugflotte sowie einige weitere Vorarbei­ten zu erstellen. Am 25. Juni hat die DB nun mit „Etihad Rail“ ein Joint Venture für den Schienengüterverkehr geschlossen. Wie die Deutsche Bahn AG erklärt, sei sie damit „als erste europäische Eisenbahn mit Betriebsführungsaufgaben im Nahen ­Osten betraut“. Über die „DB Schenker Rail“ werden mehr als 200 Mitarbeiter rekrutiert, die für den Bahnbetrieb und die Instandhaltung der Flotte sorgen sollen.

Die Geschäfte mit den Golfmonarchien dienen dem erklärten Expansionsziel der DB. Wie der Konzern in ­seinem offiziellen „Leitbild“ behauptet, habe er schon heute „international führende Marktpositionen erreicht“. Man strebe es weiterhin an, „das weltweit führende Mobilitäts- und Logistikunternehmen“ zu werden. Diesem Ziel sind auch die Inlandsaktivitäten untergeordnet, die massive Sparmaßnahmen beinhalten.

Unter Bahnkunden erntet die Deutsche Bahn, die in ihrem „Leitbild“ behauptet, sie wolle „erstklassige Mobilitäts- und Logistiklösungen anbieten“, nur Spott. Der DB-Konzern erzielte 2012 bei einem Gesamtumsatz von rund 39,3 Milliarden Euro laut eigenen Anga­ben ein um Sondereffekte bereinigtes operatives Ergebnis von rund 2,7 Milliar­den Euro. Weil aber Expansion und Weltmarktführerschaft Vorrang genießen, wird im Inland weiter gespart.