Die Öko-Katastrophe in Indonesien, über die niemand spricht. Von Alex Pietrowski

Ausgabe 246

„Ein großes Gebiet der Erde brennt. Das sieht aus, wie wir uns die Hölle vorstellen. Die Luft ist ockergelb gefärbt. Sichtbarkeit in den Städten liegt nur bei 30 Metern. Kinder werden auf eine Evakuierung durch Kriegsschiffe vorbereitet. Einige sind bereits erstickt. Ganze Arten gehen in unbekanntem Maße in Flammen auf. Es ist mit ziemlicher Sicherheit die größte Umweltkatastrophe des 21. Jahrhunderts – bisher.“ (George Monbiot)

Einige der schlimmsten Brände, die die Welt jemals sah, wüten derzeit in Indonesien. Und diese entstehende Katastrophe erhält nur wenig Aufmerksamkeit. In den letzten 20 Jahren sind Feuer während der Trockensaison zur Norm geworden. Kahlschläge und Brandrodung haben diesen einstmals jungfräulichen Teil der Welt verunstaltet. Dieses Jahr ist es ganz besonders katastrophal. Alleine in Borneo brannten rund 5.000 Feuer in den letzten zwei Monaten.

Momentan brennen im indonesischen Inselreich Landstriche über eine Länge von 5.000 Kilometern. Sie erzeugen eine tödliche Wolke aus Feststaub über den Köpfen von Millionen Menschen. Diese Art von Bränden ist einzigartig, denn hier brennen nicht nur Bäume und Vegetation. Die meisten Feuer ereignen sich in den umfangreichen tropischen Torfmooren des Regenwalds.

Hier fängt das Land selbst Feuer, nicht nur Bäume oder Pflanzen. Große Teile des Waldes befinden sich auf enormen Flächen aus Torf. Dieser fungiert unter trockenen Bedingungen als Brennstoff. Verschlechtert wurde dies durch das meteorologische Phänomen El Niño. Dringen die Flammen in die Torfschichten ein, dann können sie für Wochen, oder gar Monate, schwelen. Dadurch entweichen Giftgase, die sich über Hunderte von Kilometern ausbreiten. „Torf bildet sich unter sehr feuchten Bedingungen, wenn totes Pflanzenmaterial auf überfluteten Flächen nicht verrotten kann. Das führt zu einem Aufbau von nur teilweise abgebautem organischem Material. Im Laufe der Zeit entstehen so Torfdecken wie im Sabangau-Wald. Dort ist der Torf 26.000 Jahre alt und ist in der Mitte 12 Meter tief“, findet sich auf der Webseite des „Orangutan Tropical Peatland Project“.

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Warum sind die Brände in diesem Jahr so viel intensiver als in der Vergangenheit? Der Journalist George Monbiot schrieb darüber in der Tageszeitung „The Guardian“: „Die Regenwälder Indonesiens werden seit Jahrzehnten von Holz- und Landwirtschaftsunternehmen fragmentiert. Die Torfländer werden durch Kanäle zerpflügt, die sie entwässern. Plantagenkonzerne kommen dazu und zerstören, was von den Bäumen übrigblieb. Sie pflanzen Monokulturen für Zellstoff, Nutzholz und Palmöl auf die einfachste Weise an. Das Land zu räumen, besteht darin, es in Brand zu setzen. Das führt jährlich zu Katastrophen. Aber in einem extremen El Niño-Jahr wie diesem haben wir die perfekte Situation für eine ökologische Katastrophe.“

Die Brandrodung von Land durch Konzerne und Kleinbauern ist zu einer ernsthaften sozialen und politischen Frage geworden. Der größte Schaden aber wird der Tierwelt und anderen unschätzbaren Werten angetan. „Die Feuer zerstören Schätze, die wertvoll und unersetzbar sind. Sie sind wie die archäologischen Überreste, die von ISIS eingeebnet wurden. Orang Utans, Nebelparder, Malaienbären, Gibbons, das Sumatra-Nashorn und Sumatra-Tiger gehören zu den bedrohten Arten, die durch die Flammen von ihrem Lebensraum vertrieben werden. Aber dort gibt es Tausende, vielleicht Millionen weitere Dinge“, schrieb George Monbiot.

Tragischerweise verheeren die Brände den indonesischen Teil Borneos oder Orte wie den Gunung Palung Nationalpark. Er ist Heimat der größten Orang Utan Bevölkerung auf dem Planeten. Verschiedene Organisationen arbeiten unermüdlich an der Evakuierung der gefangenen Tiere, aber die Verluste der Tier- und Pflanzenwelt Indonesiens sind schon jetzt atemberaubend. Einige gehen davon aus, dass bereits bis zu 20.000 Orang Utans ausgelöscht wurden.

Die Auswirkungen auf Städte und umliegende besiedelte Gebiete durch den Rauch und die Rußteilchen im Rauch führen zu extremen Notlagen. Millionen Menschen sind davon betroffen. In der Stadt Palangkaraya fiel die Sichtbarkeit auf bis zu 20 Meter. Die Opfer von Atemwegsproblemen werden immer mehr. Manche Stimmen bezeichnen es bereits als die größte ökologische Katastrophe des 21. Jahrhunderts. Andere sprechen von einem „Verbrechen gegen die Menschheit“. Die Brände haben zu politischer Hitze geführt – auch zwischen einigen Regionalregierungen. Trotzdem erhält das Desaster nur einen geringen Anteil in der Berichterstattung der Mainstreammedien.

Der Autor ist Künstler und engagiert sich in der freien Verfügbarkeit einer gesunden Lebensweise. Dieser Artikel wurde zuerst von „Walking Times“ veröffentlicht und erscheint hier in Übersetzung unter einer Creative Common-Lizenz.

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