Brüssel (iz/dpa/Agenturen). Bei mutmaßlichen Terroranschlägen am Flughafen und in der U-Bahnstation Maelbeek, im Herzen des EU-Viertels, sind mehrere Menschen getötet und etliche verletzt worden. Die EU-Kommission wies ihre Mitarbeiter an, entweder in den EU-Gebäuden oder zu Hause zu bleiben.
Nach Angaben des Senders VTM sollen bei dem Angriff auf den Brüsseler Nahverkehr mindestens zehn Menschen ums Leben gekommen sein. Allein am Flughafen wurden nach Informationen des belgischen Senders VRT mindestens 13 Menschen getötet und 35 weitere verletzt. Ein Bestätigung von genauen Opferzahlen steht noch aus. Am frühen Nachmittag sprachen Agenturmeldung von mindestens 26 Todesopfern.
Die Explosion wurde in einer gerade eingefahrenen U-Bahn ausgelöst. Bilder vom Tatort zeigten einen völlig zerstörten Wagen. Auf der Straße vor der Station wurden auf dem Gehweg Verletzte behandelt. Auch anderthalb Stunden später rasten noch Rettungswagen mit Blaulicht und Sirenen an den Ort des Anschlags, wie dpa-Reporter in Sichtweite der weiträumig abgesperrten Station beobachteten.
Später kam es laut Belga zu einer weiteren Explosion. Sie habe sich am Dienstagvormittag nahe der Rue de la Loi ereignet – das ist in der Nähe der U-Bahnstation Maelbeek. Bei der erneuten Explosion handelte es sich aber wohl um eine kontrollierte Sprengung durch Experten, wie der Rundfunk RTBF unter Berufung auf Polizeikreise berichtete.
Die Terrorwarnstufe in Belgien wurde auf die höchste Stufe angehoben, wie ein Sprecher von Innenminister Jan Jambon am Dienstag mitteilte. Dem Sender RTBF zufolge nahm die Staatsanwaltschaft Antiterror-Ermittlungen auf.
Der Flughafen Brüssel-Zaventem wurde geschlossen, Flüge nach Brüssel wurden umgeleitet. Die Brüsseler Nahverkehrsgesellschaft Stib schloss zudem aus Sicherheitsgründen alle Metrostationen. Auch Straßentunnel wurden gesperrt – davon waren der Jubelparktunnel sowie der Wettunnel in Richtung Zentrum betroffen, wie die Verkehrsleitstelle Mobiris mitteilte.
Nach Angaben von Augenzeugen ereigneten sich am Dienstagmorgen gegen 8.00 Uhr zunächst am Flughafen kurz nacheinander zwei Explosionen. Die Detonationen seien von mindestens einem Selbstmordattentäter verursacht worden, berichtete der Sender VRT. Zeugen wollen zuvor Schüsse gehört haben. Eine Person habe etwas auf Arabisch gerufen, berichteten mehrere Menschen vor Ort der Nachrichtenagentur Belga.
Das belgische Krisenzentrum die Bürger aufgerufen, zu Hause oder am Arbeitsplatz zu bleiben. „Bleiben Sie, wo Sie sind“, teilte das Krisenzentrum am Dienstag mit. In der Hauptstadt funktionierten öffentliche Verkehrsmittel wie Bus und Bahn nicht mehr, hieß es.
Am Freitag, den 18. März wurde Salah Abdeslam im Brüsseler Stadtteil Molenbeek festgenommen. Er wurde als Beteiligter an den Pariser Anschläge vom Ende letzten Jahres gesucht. Nach Angaben des „SPIEGELS“ soll Abdeslam an der Planung von Anschlägen auf Ziele in Brüssel beteiligt worden sein.
Reaktion aus dem Ausland
In Deutschland verschärfte die Bundespolizei ihre Kontrollen am Flughafen in Frankfurt am Main. Man beobachte die Situation sehr genau, sagte Sprecher Christian Altenhofen. Die Beamten würden sensibilisiert und die Streifen in bestimmten Bereichen verstärkt. Der größte deutsche Airport richtete sich darauf ein, umgeleitete Maschinen aus der belgischen Hauptstadt aufzunehmen.
Spaniens Außenminister José Manuel García-Margallo hat die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) für die Explosionen in Brüssel verantwortlich gemacht. „Es handelt sich um eine koordinierte Aktion an verschiedenen Stellen der Stadt“, sagte der Minister am Dienstag dem Radiosender Cadena Cope. „Dieser Terrorismus ist wie ein Krebs, der sich über die ganze Welt ausbreitet.“ Der IS verfüge über Terrorzellen, die die Organisation in kürzester Zeit aktivieren könne. „Diese Gruppen brauchen keine große Vorbereitung, es genügt ein Befehl, und sie schlagen zu“, betonte García-Margallo.
Der russische Präsident Wladimir Putin hat die Anschläge in Belgien als „barbarische Verbrechen“ verurteilt. Der Terrorismus kenne keine Grenzen und müsse daher in aktiver internationaler Zusammenarbeit bekämpft werden, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Dienstag in Moskau. Putin habe dem belgischen König Philippe sein Beileid ausgesprochen, sagte er der Agentur Interfax zufolge. Unter den Opfern bei mehreren Explosionen in Brüssel seien nach ersten Erkenntnissen keine russischen Staatsbürger, teilte das Außenministerium in Moskau mit.
Der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu hat die Anschläge in Brüssel verurteilt. Sie zeigten einmal mehr das „globale Gesicht des Terrors“, sagte Davutoglu am Dienstag bei einer Versammlung vor Mitgliedern der Regierungspartei in Ankara. „Ich bekunde der belgischen Regierung und seinem Volk mein Beileid und teile im Namen unseres Volkes das Gefühl der Solidarität.“