Ex-Wehrbeauftragter Robbe rügt von der Leyen

München (KNA). Scharfe Kritik am Umgang mit einheimischen Ortskräften, die für die Bundeswehr in Afghanistan tätig waren, übt der SPD-Politiker Reinhold Robbe. Im Interview der «Süddeutschen Zeitung» (Dienstag) zeigt sich der frühere Wehrbeauftragte des Bundestages «maßlos enttäuscht» von den deutschen Behörden. So ließen sie jene Afghanen, die in die Bundesrepublik kämen, mit ihren Sorgen allein. «Sie werden von Amt zu Amt geschickt, niemand hilft ihnen bei den ersten Schritten im fremden Land.»

Laut der Zeitung waren rund 1.700 einheimische Mitarbeiter vornehmlich als Dolmetscher für die Bundeswehr während ihres Einsatzes in Afghanistan tätig. Angesichts des bevorstehenden Truppenrückzugs fühle sich knapp die Hälfte von ihnen vor allem durch die radikalislamischen Taliban bedroht. Deutschland wolle jedoch nur ein Drittel von ihnen aufnehmen. Bislang sind den Angaben zufolge rund 100 ehemalige Mitarbeiter mit ihren Familien in der Bundesrepublik eingetroffen.

Robbe warf Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) vor, sich nicht für die Belange der Betroffenen zu engagieren. «Anstatt das Thema dem Verteidigungsministerium zuzuordnen und die Sprachmittler wie Angehörige der Bundeswehr zu behandeln, liegt die Zuständigkeit beim Innenministerium, und das überlässt die Leute sich selber.» Dabei befürworteten auch Soldaten eine Gleichstellung der Ortskräfte mit den Angehörigen der Bundeswehr.

Ausreisewillige Afghanen sollten daher auch einen «verbrieften Anspruch darauf haben, dass sie hier Aufenthalt und eine ausreichende Unterstützung bekommen», forderte Robbe. Es handele sich um «hochgebildete Fachkräfte, die sehr schnell integriert werden können, wenn der Staat endlich die Voraussetzungen dafür schafft».

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