
(dpa). Der Pferdefleischskandal nimmt nach Darstellung der Verbraucherorganisation Foodwatch größere Ausmaße an. Es seien ganze gefrorene «Rinder-Vorderviertel» gehandelt worden, die tatsächlich aus Pferdefleisch bestanden, teilte Foodwatch am Freitag in Berlin mit. Über diesen Sachverhalt hätten sich die europäischen Lebensmittelbehörden am 5. April gegenseitig informiert. Zwischen dem 1. Februar und dem 10. April hätten die Behörden Kenntnis von 58 Fällen erhalten, in denen nicht-deklariertes Pferdefleisch grenzüberschreitend vermarktet worden sei. Dies habe die Auswertung der Meldungen im europäischen Informationssystem RASFF ergeben. Weitere Betrugsfälle mit nur national gehandelten Lebensmitteln seien hinzuzählen.
Die Meldungen betrafen der Mitteilung zufolge Produkte aus nahezu allen europäischen Ländern. Nicht deklariertes Pferdefleisch wurde danach in Fertiggerichten wie Lasagne, Ravioli und Pasta-Saucen, aber auch als Schmorfleisch gehandelt. Seien in einigen Fällen nur geringe Mengen Pferdefleisch beigemischt worden, hätten Unternehmen auch «gewürfeltes Rindfleisch», «Rindersteaks» oder Salami vertrieben, «die in Wahrheit zu 100 Prozent Pferdefleisch enthielten».
Foodwatch-Sprecher Martin Rücker sagte, dass die Eigenkontrollen der Unternehmen versagten. «Ein Betrug am Verbraucher ist es, dass die Behörden nach wie vor die Öffentlichkeit nicht automatisch über die Namen der Produkte informieren.» Die frei zugänglichen RASFF-Meldungen informierten nur anonym über die Fälle.