Führenden deutschen Medien haben im vergangenen Jahr weit mehr über den Islam berichtet als über die beiden christlichen Kirchen zusammen

Rapperswil (KNA). Die führenden deutschen Medien haben im vergangenen Jahr weit mehr über den Islam berichtet als über die beiden christlichen Kirchen zusammen. Allerdings sind die Berichte über die Muslime dabei so negativ, dass die am Dienstag in Rapperswil veröffentlichte Analyse des Instituts der Medienforschung „Mediatenor“ von einem „Tiefpunkt des Ansehens“ spricht.

«Der ‘Islamische Staat’ katapultiert das Medien-Image des Islam in einen katastrophalen Zustand», erklärt Christian Kolmer, Leiter Politik bei Mediatenor. Das mache Islam und Muslime zur einzigen gesellschaftlichen Kategorie, die schlechter beurteilt wird als Banker, Politiker oder Journalisten. „Wie das Image des Islam sich aus diesem absoluten Tiefstand erholen soll und in welchem Zeitraum das möglich ist, muss alle Kräfte der Integration mit größter Sorge erfüllen“, fasst Kolmer die Analyse zusammen.

Mit Blick auf die evangelische Kirche spricht Mediatenor von einer „schwachen Präsenz“ in den Medien. Zugleich habe in einzelnen Monaten auch die Kritik dominiert, etwa als im März auch die evangelische Kirche in die Diskussion um die Kirchensteuer hineingezogen wurde.

Über die katholische Kirche wird laut der Analyse vor allem dank Papst Franziskus nicht nur zehnmal häufiger berichtet; es gebe auch überwältigend positive Bewertungen. „Die evangelischen Kirchenvertreter sind dagegen so selten in den Medien, dass sie der Mehrheit der Deutschen wohl unbekannt bleiben werden“, heißt es.

Mediatenor hat für die Studie nach eigenen Angaben alle 265.950 Berichte über Akteure sowie 5.141 Berichte über den Islam, die katholische und evangelische Kirche in 19 deutschen TV-, Radio- und Printmedien ausgewertet.