
Der Iran und der Westen liegen schon wieder im Clinch, bevor neue Atomgespräche überhaupt begonnen haben. Vor allem Israel treibt die Sorge um, dass sich der Westen über den Tisch ziehen lässt.
Washington/Teheran (dpa) – Der Iran bleibt vor neuen Atomgesprächen auf Konfrontationskurs mit dem Westen. Allerdings signalisierte die Führung in Teheran in Detailfragen auch Kompromissbereitschaft. Außenminister Ali Akbar Salehi wies am Montag Vorbedingungen des Westens zurück. Die «New York Times» hatte unter Berufung auf Diplomaten berichtet, der Westen wolle gleich zu Beginn der dritten Gesprächsrunde verlangen, dass der Iran die unterirdische Atomanlage in Fordo schließt und kein Uran mehr auf 20 Prozent anreichert. Entsprechende Forderungen stellt auch Israel.
Die dritte Gesprächsrunde zwischen dem Iran sowie den fünf UN-Vetomächten USA, Russland, China, Frankreich und Großbritannien sowie Deutschland soll am Samstag in Istanbul beginnen. «Bedingungen vor dem Treffen aufzustellen heißt, Entscheidungen bereits vor Verhandlungen zu treffen (…) Keine der Parteien wird Bedingungen vor den Gesprächen akzeptieren», sagte Außenminister Salehi nach Angaben des Staatssenders Press TV. Präsident Mahmud Ahmadinedschad beharrte auf dem Recht, Atomtechnologie für friedliche Zwecke entwickeln und erwerben zu dürfen.
Trotz aller öffentlichen Erklärungen zeichnet sich Bewegung auf beiden Seiten ab. Der Westen und Israel beharren nach Berichten in amerikanischen und israelischen Medien nicht mehr darauf, dass der Iran die Anreicherung von Uran komplett stoppt – so wie es eine Resolution des UN-Sicherheitsrates verlangt.
Stattdessen wollen westliche Diplomaten nach Information der «New York Times» den Fokus auf zwei Bereiche richten. Demnach soll die Führung in Teheran ihre bis 2009 geheim gehaltene Anreicherungsanlage in Fordo schließen und in einem zweiten Schritt demontieren. Die Fabrik in einem Tunnelsystem auf einem früheren Militärgelände nahe Ghom hat Platz für 3000 Zentrifugen zur Urananreicherung. Sie soll besonders gut gegen mögliche Militärschläge abgesichert sein. Außerdem soll der Iran kein Uran mehr auf 20 Prozent anreichern und alle Bestände an höher angereichertem Uran außer Landes schaffen.
Der Iran akzeptiert die Forderung nach einem umgehenden Stopp der Urananreicherung auf 20 Prozent zwar nicht, will aber dem Westen entgegenkommen. Der Direktor der iranischen Atomenergiebehörde, Ferejdun Abbasi, kündigte am Sonntag im Staatssender PressTV an, dass der Iran nur noch für eine begrenzte Zeit Uran auf 20 Prozent anreichern werde. Dieses Uran solle gelagert und in den kommenden Jahren als nuklearer Brennstoff ein einem Forschungsreaktor in Teheran genutzt werden.
Die israelische Tageszeitung «Jediot Achronot» hob am Montag das gemeinsame Interesse der USA und des Irans hervor, einen Militärschlag Israels auf iranische Atomanlagen zu verhindern. Die Verhandlungen würden die Hände Israels binden, schreibt das Blatt. «Regierungsmitarbeiter sind besorgt, dass der Westen bei den Iranern mehr Nachsicht walten lässt, als Israel bereit ist zu schlucken.»