
Die vergangenen sieben Tage in Gaza waren geprägt von anhaltender Gewalt, einer sich weiter verschärfenden humanitären Krise und massiven Menschenrechtsverletzungen.
(iz, dpa). Die israelischen Streitkräfte setzten ihre Angriffe auf verschiedene Gebiete des Gazastreifens fort, wobei täglich Dutzende Zivilisten getötet oder verletzt wurden. Gleichzeitig verschlechterte sich die Versorgungslage für die palästinensische Bevölkerung dramatisch, insbesondere im Hinblick auf Nahrungsmittel, Wasser, medizinische Versorgung und Schutzräume.
Die humanitäre und menschenrechtliche Lage in Gaza bleibt katastrophal. Die internationale Gemeinschaft, darunter die UN und zahlreiche NGOs, fordern ein sofortiges Ende der Gewalt gegen Zivilisten, die Öffnung sicherer Korridore für Hilfslieferungen und die Rückkehr zu einer neutralen, völkerrechtskonformen humanitären Versorgung.
Die Rolle der Gaza Humanitarian Foundation (GHF) steht dabei im Zentrum der Kritik und symbolisiert die Politisierung und Militarisierung der Nothilfe im Gazastreifen.
Trump spricht von einem „Abkommen“
Die Hamas will nach Einschätzung von US-Präsident Donald Trump eine Einigung mit Tel Aviv. „Sie wollen sich treffen und sie wollen diese Waffenruhe“, sagte er zu Beginn eines gemeinsamen Abendessens mit Ministerpräsident Netanjahu im Weißen Haus. Am 6. Juli wurde bekannt, dass die israelische Führung Änderungswünsche in einigen Punkten seitens der Hamas ablehnen würde.
Er war von anwesenden Journalisten gefragt worden, ob sich unbestätigte Berichte über einen Zwischenfall im Norden Gazas mit israelischen Opfern auf die laufenden Vermittlungsgespräche auswirken würden. „Ich denke nicht“, sagte Trump.
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Zum aktuellen Stand der indirekten Gespräche über eine Waffenruhe und die Freilassung von Geiseln sagte US-Sonderbeauftragter für den Nahen Osten Witkoff, es gebe die Gelegenheit, eine Einigung schnell zu erzielen. Er werde nach offiziellen Angaben diese Woche in die katarische Hauptstadt Doha reisen, um an der Vermittlung teilzunehmen.
Gewalt und Hungerkrise in Gaza
Die Mehrheit der Bevölkerung leidet unter akutem Hunger. Die Vereinten Nationen und zahlreiche Hilfsorganisationen berichten von einer „katastrophalen“ Ernährungslage. Viele Menschen sind gezwungen, stundenlang an Verteilungspunkten für Lebensmittel auszuharren, wobei es immer wieder zu tödlichen Zwischenfällen kommt.
Seit Ende Mai wurden laut UN und Gesundheitsministerium mindestens 640 Menschen getötet und über 4.400 verletzt, als sie versuchten, Hilfsgüter zu erhalten. Die meisten dieser Vorfälle ereigneten sich in der Nähe von Verteilungspunkten der Gaza Humanitarian Foundation (GHF).
Viele Krankenhäuser sind beschädigt oder überfüllt, es fehlt an Medikamenten, Verbandsmaterial und Personal. Die Versorgung von Verletzten und Kranken ist vielerorts kaum noch möglich.
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Internationale Kritik
Die UN, Amnesty International und andere Organisationen werfen Israel und der GHF schwere Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht vor. Es gibt Hinweise auf gezielte Tötungen, Kollektivstrafen und die bewusste Herbeiführung von Hunger als Kriegswaffe.
Die amerikanische Center for Constitutional Rights hat die GHF wegen möglicher Komplizenschaft an Kriegsverbrechen und Völkermord abgemahnt.
Verheerende Menschenrechtslage der Zivilbevölkerung
Hunderttausende Menschen sind weiterhin auf der Flucht innerhalb des Gazastreifens. Viele leben in provisorischen Lagern bzw. auf offenem Gelände, ohne ausreichenden Schutz vor Angriffen oder den Elementen.
Immer wieder wird gezielt auf Menschen geschossen, die sich an Hilfspunkten aufhalten. Berichte belegen, dass sowohl das israelische Militär als auch private US-Sicherheitsfirmen und bewaffnete Gruppen auf Zivilisten feuern, die auf Lebensmittel warten.
Die von der GHF betriebenen Verteilungspunkte werden von Überlebenden als „Todesfallen“ beschrieben. Die UN und über 170 NGOs werfen der GHF vor, zwei Millionen Menschen in überfüllte, militarisierte Zonen zu zwingen und sie dort fast täglich Angriffen auszusetzen.
Die GHF oder wenn angebliche Hilfe Militarisierung ist
Die Gaza Humanitarian Foundation (GHF) wurde im Februar 2025 als US-Organisation gegründet, um nach dem Ausschluss der UN und anderer etablierter Hilfswerke die Versorgung im Gazastreifen zu übernehmen. Sie wird von den USA und Israel unterstützt.
Sie steht massiv in der Kritik, da sie laut UN und Hilfsorganisationen nicht neutral agiert, sondern Teil eines politischen Projekts ist, das die palästinensische Bevölkerung kontrollieren und vertreiben soll. Die Organisation wird beschuldigt, die Hilfslieferungen zu instrumentalisieren und damit das Leid der Zivilbevölkerung zu verschärfen.
Seit Beginn ihrer Operationen wurden Hunderte Menschen an ihren Verteilungspunkten getötet, meist durch Schüsse des israelischen Militärs oder privater Sicherheitsdienste. Die Privatorganisation selbst bestreitet eine direkte Verantwortung, doch die Vorwürfe wiegen schwer.
Die Hamas hat jegliche Zusammenarbeit mit ihr verboten und wirft ihr vor, im Auftrag Israels und der USA zu agieren und die Zivilbevölkerung zu gefährden. Wer mit der GHF kooperiert, riskiert harte Strafen.
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Erschreckende Pläne zur Deportation und „Konzentration“ der Bevölkerung auf den Ruinen von Rafah
Israelische Regierungsvertreter und Militärs haben seit Kriegsbeginn mehrfach Pläne vorgestellt, große Teile der palästinensischen Menschen in Gaza in abgegrenzte, kontrollierte Gebiete („humanitäre Städte“ bzw. „Auffanglager“) umzusiedeln. Ziel ist es, die Personen entweder auf engem Raum zu konzentrieren oder ihre „freiwillige“ Auswanderung zu fördern.
In den letzten Tagen sind konkrete Pläne aus Tel Aviv für ein großes Auffanglager („Humanitäre Stadt“) für etwa 600.000 Palästinenser im südlichen Gazastreifen bekannt geworden. Diese sollen vor allem Menschen aufnehmen, die derzeit in provisorischen Zelten im Gebiet von Al-Mawasi leben und durch den Krieg in Gaza vertrieben wurden.
Das Lager soll auf den Trümmern der zerstörten Stadt Rafah entstehen und während einer geplanten 60-tägigen Feuerpause aufgebaut werden, über die derzeit in Doha zwischen Israel und der Hamas indirekt verhandelt wird.
Wer in die „Humanitäre Stadt“ aufgenommen wird, muss eine Sicherheitsüberprüfung durchlaufen. Nach der Aufnahme ist ein Verlassen der Einrichtung nicht mehr vorgesehen; wer sie verlässt, verliert das Recht auf Rückkehr.
Das Lager ist auch als Vorstufe für einen „Emigrationsplan“ gedacht: Verteidigungsminister Katz kündigte an, die „freiwillige“ Auswanderung von Palästinensern solle damit vorbereitet werden. Es gibt jedoch erhebliche Zweifel am freiwilligen Charakter dieser Maßnahme, und bislang hat kein Land eine nennenswerte Aufnahmebereitschaft signalisiert.
International und von Menschenrechtsorganisationen werden diese Pläne als Vorbereitung auf eine dauerhafte Vertreibung und als mögliche Verletzung des Völkerrechts kritisiert.