Abstufung der Häufigkeiten

Ausgabe 245

(iz). Es gibt mehrere Studien über die Religiosität der Muslime in Deutschland. Was alle gemein haben ist, dass die überwältigende Mehrheit der Muslime – teilweise über 80 Prozent – erklärt, dass Religion in ihrem Alltag eine große Rolle spielt. Unabhängig davon, wie die Anhänger die Religion praktizieren.

Nun gibt es eine ähnliche Studie in der Türkei. Diyanet (das Präsidium für Religionsangelegenheiten) hat in Kooperation mit dem Statistischen Amt der Türkei eine breit angelegte Studie unter dem Titel „Religiöses Leben in der Türkei“ durchgeführt. 21.632 Personen wurden hierzu befragt. Berücksichtigt wurden alle 81 Provinzen, was die Repräsentativität und Aussagekraft der Studie zusätzlich unterstreicht.

Die Erhebung wurde in sechs Bereiche aufgeteilt: religiöse Identität, Glaube, Gottesdienst, Wissen vom Islam, Leben und Religion sowie Religiosität.

Zu den Verteilungen der Rechtsschulen beziehungsweise der Zugehörigkeit ergaben sich folgende Zahlen: 77,5 Prozent der Muslime bezeichneten sich als hanafitisch und 11,1 Prozent als schafiitisch. Die restlichen machen weniger als ein Prozent aus. 6,3 Prozent der Befragten erklärten, sie folgen keiner Rechtsschule. 2,4 Prozent kennen ihre Zugehörigkeit nicht. Im Islam gibt es keine Konfessionen, jedoch Rechtsschulen, die sich zwar nicht in den Glaubensartikeln unterscheiden, jedoch minimal in beispielsweise den Ausübungen der Gottesdienste. Wie hier zu sehen ist und auch zu erwarten war, gehört die Mehrheit der Muslime in der Türkei der hanafitischen Rechtsschule an.

Soweit es die innere Glaubenswirklichkeit betrifft, gaben 99,2 Prozent der befragten Personen an, dass sie Muslime seien. 98,7 Prozent haben keinen Zweifel darüber, dass es einen Schöpfer gibt und 98 Prozent bestätigen, dass alles mit Gottes Willen geschieht. Eine beinahe genauso große Menge glaubt an die Richtigkeit der Propheten. Und 96,5 Prozent bezeugen die Richtigkeit des Qur’an sowie dessen zeitlose Gültigkeit.

Hier ist ersichtlich, dass beinahe alle Befragten die Glaubenswahrheiten des Islam akzeptieren. Diese sind essentiell und definieren einen Muslim. Anteile sinken jedoch in Großstädten. Gleiches gilt für steigendes Einkommen. Auch hier gibt es den gleichen negativen Zusammenhang. Die Minderungen sind jedoch minimal.

Bei den ‘Ibadat (den Handlung der Anbetung) lässt sich eine erkennbare Abstufung in Häufigkeit und Intensität erkennen. Das deckt sich mit der Lage in vielen anderen muslimischen Gemeinschaften. 85 Prozent aller Befragten gaben an, dass sie die Pilgerfahrt nach Mekka machen würden, wenn sie die Gelegenheit dazu finden. Eine kaum geringere Zahl sagt, dass sie fasten, wenn es ihre Gesundheit zulässt. 72 Prozent bezahlen regelmäßig ihre Zakat. 57,5 Prozent nehmen am wöchentlichen Freitagsgebet teil, aber nur 42,5 verrichten das fünfmalige tägliche Gebet.

Gerade zur Einhaltung des rituellen Gebetes (As-Salat) gab es seit Jahrzehnten immer wieder spekulative Zahlen. Diese Studie gibt nun einen repräsentativen Einblick. Während also die jährlichen Rituale (Pilgerfahrt, Fasten, Zakat) vom Großteil praktiziert werden, sinkt der Anteil beim täglichen Gebet.

Weitere Ergebnisse der Studie sind: 92 Prozent sagen, dass nach der standesamtlichen Trauung, auch die Trauung vor einem Imam stattfinden muss. 87,5 bezeichnen sich als „religiös“. Immerhin 74,4 Prozent der Menschen fühlen sich unwohl, wenn sie keine Gottesdienste machen. Eine Mehrheit der Frauen bedeckt sich. Knapp mehr als die Hälfte ist der Meinung, dass religiöse Gruppen wichtig sind. Fast die Hälfte der Befragten hat sich den Großteil ihres religiösen Wissens im Alter von 6 bis 10 Jahren angeeignet. 41,9 Prozent können den Qur’an auf Arabisch lesen.