Münster (KNA) Die muslimischen Verbände wollen nicht mehr mit dem Münsteraner Islam-Professor Mouhanad Khorchide zusammenarbeiten. Die Kooperation mit dem Leiter des Zentrums für Islamische Theologie (ZIT) an der Universität Münster sei «zerrüttet und irreparabel beschädigt», erklärte der Koordinationsrat der Muslime (KRM) am Dienstag in Köln. Er legte ein Gutachten zur Theologie Khorchides vor. Damit erreicht der seit Monaten schwelende Konflikt um das ZIT eine neue Stufe. Das 70-seitige Gutachten, das sich mit Khorchides 2012 erschienenem Buch «Islam ist Barmherzigkeit» beschäftigt, kommt zu dem Schluss, dass der Theologe methodische Fehler begehe und eine «ideologisch begründete Selektion» islamischer Quellen betreibe. Einer angeblichen «Theologie des Gehorsams und der Angst» setze er seine «Theologie der Barmherzigkeit» entgegen. Dabei vertrete der Theologe eine einseitige und «dem Zeitgeist entgegenkommende Lesart der Heiligen Schriften».
Jeder der vier im KRM vertretenen Verbände hatte einen Gutachter benannt, darunter drei Theologen und einen Politologen. Der Berufung Khorchides zum Leiter des ZIT, dessen Lehrbetrieb seit dem Wintersemester 2012 läuft, hatten sie zunächst zugestimmt.
Bundespräsident Joachim Gauck rief bei seinem Besuch der Universität Münster Ende November dazu auf, die Konflikte um das ZIT in Ruhe zu lösen. Der Islam kenne nicht «die eine religiöse Autorität». Es sei gut, wenn die Universitäten die pluralistische Tradition des Islam in wissenschaftlicher Freiheit ohne politischen oder fundamentalistischen Druck weiter entwickeln könnten.