Kairo (dpa/KNA). Ein Gericht in Kairo hat am Dienstag den ehemaligen ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi zu 20 Jahren Gefängnis wegen Gewalt gegen Demonstranten verurteilt. Die Staatsanwaltschaft hatte dem islamistischen Politiker vorgeworfen, für den Tod von Demonstranten im Dezember 2012 vor dem Präsidentenpalast verantwortlich zu sein. Das Gericht sah dafür die Anklage des Mordes nicht für erwiesen an. Für diesen Tatbestand hätte Mursi die Todesstrafe gedroht. Es ist das erste Urteil gegen Mursi seit dessen Entmachtung 2013.
14 weitere Spitzenfunktionäre aus der inzwischen verbotenen Muslimbruderschaft erhielten in dem selben Verfahren Haftstrafen zwischen 10 und 20 Jahren. Die Urteile sind noch nicht rechtskräftig. Mursi war Mitte 2012 aus den ersten freien Präsidentenwahlen in der Geschichte Ägypten hervorgegangen. Nach Massenprotesten gegen seine autoritäre Herrschaft stürzte ihn das Militär im Juli 2013 von der Macht. Seitdem ist er in Haft.
Amnesty International hat das Verfahren gegen ihn als „Scheinprozess“ und eine „Justiz-Travestie“ bezeichnet. Ägyptische Strafgerichte seien anscheinend „völlig unfähig, gerechte Verfahren gegen Mitglieder oder Unterstützer der Regierung des früheren Präsidenten und der Muslimbruderschaft zu führen“, erklärte die Menschenrechtsorganisation nach dem Urteil am Dienstag in London.
Amnesty International sprach von einer „Serie von Unregelmäßigkeiten“ in dem Gerichtsverfahren. Mursi sei bereits vor dem Prozess einer „willkürlichen Haft in Isolation“ unterworfen worden. Seine Inhaftierung nach der Entmachtung im Juli 2013 durch den damaligen Militärbefehlshaber und jetzigen Staatspräsidenten Abdel Fattah al-Sisi laufe auf ein „erzwungenes Verschwindenlassen“ hinaus. Das Urteil gegen Mursi und 14 Mitangeklagte müsse aufgehoben und das Verfahren neu aufgerollt werden, verlangte Amnesty. Andernfalls seien die Beschuldigten umgehend freizulassen.
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