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Koranverbrennung: Spannungen zwischen Bagdad und Stockholm

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Foto: Tobias Hellsten, via Wikimedia Commons | Lizenz: CC BY-SA 4.0

Koranverbrennung: Bei einer islamfeindlichen Aktion in Stockholm wird erneut ein Koran verunglimpft. Die Aktion sorgt im Irak für wütende Proteste.

Bagdad/Stockholm (dpa/KUNA/iz). Wegen der geplanten Verbrennung eines Korans in Stockholm ist es zwischen dem Irak und Schweden zu einer schweren Belastung der Beziehungen gekommen. Die schwedische Botschaft in Bagdad wurde in der Nacht zum Donnerstag von wütenden Demonstranten gestürmt.

Koranverbrennung führt zu Gewalt in Bagdad

Schweden legte offiziell Protest ein und forderte von den irakischen Behörden besseren Schutz für seine Diplomaten. Stattdessen ließ der irakische Ministerpräsident Mohammed Schia al-Sudani jedoch die schwedische Botschafterin ausweisen. Bagdad drohte sogar mit dem kompletten Abbruch der diplomatischen Beziehungen.

Foto: Max Pixels

Die Proteste richteten sich gegen die abermalige Verbrennung eines Korans, die am Nachmittag in der Nähe der irakischen Botschaft in Stockholm über die Bühne gehen sollte. Schließlich wurde die Heilige Schrift des Islams aber nicht verbrannt wie geplant, wie die schwedische Nachrichtenagentur TT berichtete. An der Aktion waren nur zwei Leute beteiligt.

Zwar trampelte ein Mann auf einem Exemplar des Korans herum. Abgewandt von Publikum und Kameras wurde das Buch auch in Brand gesteckt – das Feuer zündete aber nicht richtig. Niemand beobachtete nach TT-Angaben, dass der Koran tatsächlich brannte. Auf Bildern waren kleine Brandspuren zu sehen.

Das zweite Mal in wenigen Wochen

Es war das zweite Mal innerhalb weniger Wochen, dass in der schwedischen Hauptstadt ein Koran bei einer islamfeindlichen Aktion verunglimpft wurde. Schon eine Verbrennung Ende Juni hatte in der arabischen Welt für Empörung gesorgt. Im Irak kam es zu mehrtägigen Protesten.

Die neue Aktion fiel in die muslimischen Neujahrsfeiern. Muslime weltweit feierten am Mittwoch, den 1. Muharram und damit den Beginn des neuen Jahres. Bei den beiden Protestteilnehmern handelte es sich um dieselben wie bei der Aktion im Juni.

Foto: Guillaume Le Bloas, Adobe Stock

Randale in Bagdad

In der Nacht zum Donnerstag hatten sich Hunderte Demonstranten an der schwedischen Botschaft in der irakischen Hauptstadt versammelt. Viele kletterten laut Augenzeugen über Absperrungen. Einige drangen ins Gebäude vor, wie auf in sozialen Netzwerken geteilten Videos zu sehen war. Manche legten Feuer. Von dem Gebäude stieg Rauch auf. Am Morgen beruhigte sich die Lage. Mindestens 20 Menschen wurden nach Angaben der irakischen Nachrichtenagentur INA festgenommen.

Schwedens Außenminister Tobias Billström bestätigte, dass die Botschaftskanzlei in Brand gesteckt wurde. Er verurteilte den Vorfall und hielt den irakischen Behörden vor, ihrer Verpflichtung zum Schutz von diplomatischen Vertretungen und ihrem Personal nicht nachgekommen zu sein. Auch die USA bezeichneten es als nicht hinnehmbar, dass die dortigen Sicherheitskräfte nicht eingegriffen hätten. Was in Bagdad geschehen sei, sei ein „rechtswidriger Akt der Gewalt“.

Die Polizei des skandinavischen Landes hatte die Aktion in Stockholm im Vorfeld genehmigt. Kritik an Religionen ist in Schweden von der Meinungsfreiheit gedeckt. Die schwedische Regierung betont aber immer wieder, dass nicht alles, was erlaubt sei, angemessen sei.

Chef des Golfrates kritisiert Schweden

Der Generalsekretär des Golf-Kooperationsrates, Jassem Al-Budaiwi, verurteilte auf das Schärfste die Provokationen gegen Muslime, bei denen am Donnerstag vor der irakischen Botschaft in Stockholm erneut ein Koranexemplar geschändet wurde.

„Solche verabscheuungswürdigen und inakzeptablen Handlungen“ verletzen die Gefühle der Muslime auf der ganzen Welt, sagte er in einer Pressemitteilung und forderte die schwedischen Behörden auf, dringend zu handeln, um solche Handlungen zu stoppen und Extremisten zur Rechenschaft zu ziehen.

Foto: sema_srinouljan, Freepik.com

Er erinnerte an die kürzlich vom Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen verabschiedete Resolution zur „Bekämpfung von religiösem Hass, der zu Diskriminierung, Feindseligkeit oder Gewalt anstiftet“. Der GCC-Chef forderte alle Länder der Welt und die internationalen Organisationen auf, rechtliche Schritte zu unternehmen, um solche unverantwortlichen Handlungen zu verhindern und die Bestimmungen der internationalen Konventionen zur Glaubensfreiheit umzusetzen.

Riad bestellt Botschafter ein

Das saudi-arabische Außenministerium hat die wiederholte Schändung eines Exemplars des Heiligen Korans vor der irakischen Botschaft in Stockholm am Donnerstag scharf verurteilt. Das Ministerium teilte am 20. Juli in einer Presseerklärung mit, dass es den Geschäftsträger der schwedischen Botschaft in Riad vorladen werde, um ihm eine Protestnote gegen die wiederholte Erteilung unverantwortlicher Genehmigungen zur Bücherverbrennung durch die schwedischen Behörden zu überreichen.

Das Ministerium fordert die schwedischen Behörden auf, unverzüglich Maßnahmen zu ergreifen, um solche verabscheuungswürdigen Handlungen zu unterbinden, die gegen die Lehren des heiligen Glaubens verstoßen, heißt es in der Erklärung.