, ,

Künstliche Intelligenz und die Offenbarung

Ausgabe 337

Künstliche Intelliganz KI Sprache Offenbarung Koran
Foto: Firn, Adobe Stock

Könnte eine KI ein Buch wie den Qur‘an schreiben?

(iz). Wunder, die die Propheten bewirkten, orientierten sich immer am zeitlichen und gesellschaftlichen Kontext. Zum Beispiel konnte der Prophet Moses eine Art Magie bewirken, weil zu seiner Zeit unter seinem Volk die Vorstellung von Magie verbreitet war und Magier eine besondere Rolle in der Gesellschaft hatten. Zur Zeit des Propheten Jesus war Medizin ein hochangesehenes Gut, so dass der Prophet Jesus als Messias heilen konnte.

Zur Zeit des Propheten Muhammed, Allah segne ihn und schenke ihm Frieden, war unter den Arabern Literatur, Dichtung und Rhetorik sehr verbreitet. Die besten Rhetoriker versammelten sich und hielten Reden und Debatten. Die beliebtesten sieben Gedichte wurden mit goldenen Lettern an die Wand der Kaaba gehängt, man nannte sie die „muallaqat-i seb’a“ (die sieben Hängenden).  

Der Prophet Muhammed (s) erhielt daher passend zu seiner Zeit den Qur’an als literarisches Meisterwerk. So gilt der Qur’an als ein ästhetisches sprachliches Wunder. Es wird als ein unveränderliches und vollständiges Wort Gottes betrachtet. Es ist ein Meisterwerk der arabischen Sprache. Selbstverständlich gilt dies für das arabische Original.

Foto: Anna Jahn, Unsplash

Künstliche Intelligenz oder Anerkennung des Qur’ans als sprachliches Wunder

Dies erkannten auch die Nichtmuslime in Mekka an. Die Tochter des Dichters Lebid nahm das Gedicht ihres Vaters von der Kaaba ab und sagte dabei: „Das Gedicht hat im Vergleich mit diesen Qur’anversen ihren Wert verloren.“ So stellte der Qur’an die berühmtesten Gedichte der bekanntesten Dichter in den Schatten. 

Ein beduinischer Dichter war sich, nachdem er den Qur‘anvers „Verkünde, was dir befohlen wurde“ (Al-Hidschr, Sure 15, 94) gelesen hatte, zur Erde nieder und antwortete denen, die ihn fragten „Bist du nun ein Muslim geworden?“ mit der Antwort „Nein! Nur vor der unvergleichlichen Schönheit dieses Verses habe ich mich zu Boden geworfen“ (al-Alusi, Ruh al-Maani, 14/85, 4/86). Rhetoriker urteilten daher über den Qur’an: Die überwältigende sprachliche Schönheit des Qur‘an übersteigt alles menschliche Fassungsvermögen und bleibt unerreichbar.“

Laut einer Überlieferung kam Omar, der zweite Khalif des Islams, bevor er Muslim wurde, eines Nachts zur Kaaba. Dort sah er den Propheten Muhammed, Allah segne ihn und schenke ihm Frieden, beten. Omar näherte sich heimlich dem Propheten, um zu sehen, was dieser genau machte. In diesem Moment rezitierte der Prophet Verse aus der Surat al-Haqqa.

Omar, der Rhetorik und Dichtung sehr gut verstand, war beeindruckend von den Versen und dachte daher, dass dies die Worte eines Dichters sein müssten. In diesem Moment las der Prophet den 41. Vers der Surat al-Haqqa: „Das sind nicht die Worte eines Dichters. Wie wenig ihr glaubt!“ (Al-Haqqa, Sure 69, 41). Als er diesen Vers hörte, war Omar überrascht und dachte sich dann: „Liest dieser Mann mein Herz, oder ist er ein Wahrsager?“ 

Der Prophet las den nächsten Vers vor, ohne von Omars Anwesenheit Kenntnis zu haben: „Und es sind auch nicht die Worte eines Wahrsagers. Wie wenig ihr bedenkt!“ (Al-Haqqa, Sure 69, 42). Omar war erneut erschüttert von den Versen und fragte sich diesmal: „Sind diese Worte von Muhammad erfunden worden?“ In diesem Moment las der Prophet die nächsten Verse vor: „(Es ist) eine Offenbarung vom Herrn der Weltenbewohner […]“ (Al-Haqqa, Sure 69, 43). Omar konnte nicht begreifen was geschah und entfernte sich. Noch tagelang stand er unter dem Einfluss dieser Verse.

Foto:: IZ Medien

Die Unnachahmlichkeit und Herausforderung des Qur‘ans

Der Qur’an gilt als einzigartig und unnachahmlich. Seine Unnachahmlichkeit wird auch im Qur’an immer wieder erwähnt: „Und wenn ihr im Zweifel über das seid, was Wir Unserem Diener offenbart haben, dann bringt doch eine Sure gleicher Art bei und ruft eure Zeugen außer Allah an, wenn ihr wahrhaftig seid! Doch wenn ihr es nicht tut – und ihr werdet es nicht tun –, dann hütet euch vor dem (Höllen)feuer, dessen Brennstoff Menschen und Steine sind.” (Al-Baqara, Sure 2, 23-24)

„Dieser Qur’an kann unmöglich ohne Allah ersonnen werden. Sondern (er ist) die Bestätigung dessen, was vor ihm war, und die ausführliche Darlegung des Buches, an dem es keinen Zweifel gibt, vom Herrn der Weltenbewohner. Oder sagen sie: ‘Er hat ihn ersonnen’ Sag: ‘Dann bringt eine Sure bei, die ihm gleich ist, und ruft an, wen ihr könnt, anstatt Allahs, wenn ihr wahrhaftig seid’. Nein! Vielmehr erklären sie das für Lüge, wovon sie kein umfassendes Wissen haben, und schon bevor seine Deutung zu ihnen gekommen ist. So haben es auch diejenigen, die vor ihnen waren, für Lüge erklärt. Schau, wie das Ende der Ungerechten war!“ (Yunus, Sure 10, 37-39)

„Oder sagen sie: ‘Er hat ihn ersonnen’ Sag: ‘Dann bringt doch zehn ersonnene Suren bei, die ihm gleich sind, und ruft an, wen ihr könnt, außer Allah, wenn ihr wahrhaftig seid. Und wenn sie euch nicht erhören, dann wisset, dass er nur mit Allahs Wissen herabgesandt worden ist und dass es keinen Gott gibt außer Ihm? Werdet ihr nun (Allah) ergeben sein?“ (Hud, Sure 11, 13-14)

„Wenn sich die Menschen und die Dschinn zusammentäten, um etwas beizubringen, was diesem Qur’an gleich wäre, sie brächten nicht seinesgleichen bei, auch wenn sie einander Beistand leisten würden.“ (Die Nachtreise, Sure 17, 88)

Diese Qur’anverse sind rhetorische Herausforderungen und werden deshalb auch öfters als „Verse der Herausforderung“ bezeichnet. In diesen Versen lädt der Qur’an alle, die an ihm als Gotteswort zweifeln, ein, eine ähnliche Schrift zu verfassen. Wenn dies nicht gelingt, dann solle man sich zusammentun und wenigstens 10 Suren erdichten, die dem Qur’an gleichen. Im Qur’an wird auch schon das Ergebnis dieser Herausforderung gespoilert: Jede Nachahmung wird scheitern. So gab es tatsächlich Versuche, den Qur’an nachzuahmen, doch alle überlieferten Versuche scheiterten.

Bewusst

Foto: as-artmedia, Adobe Stock

Wunderhaftigkeit des Qur‘ans

Allein schon die Tatsache, dass der Qur’an von Beginn an unverändert überliefert wurde, zeigt seine Wunderhaftigkeit. Der erste Qur’an, der offenbart wurde, ist exakt derselbe, der heute gedruckt wird. Man kann die ersten Qur’ane, die in Museen ausgestellt werden, mit den heutigen Vergleichen. Jeder Satz, jedes Wort, jeder Punkt, jedes Komma ist unverändert geblieben.

Die sprachlichen Besonderheiten und Wunder des Qur’an sind zahlreich und tiefgreifend. Der Islamgelehrte Said Nursi zählt in seiner Abhandlung über die Wunder des Qur’ans zahlreiche sprachliche Wunder auf: Brillante Rhetorik, Eloquenz in der Dichtung, Ästhetik im Stil, Ästhetik in der Erklärung, Wortgewalt im Wortlaut, Methode der Beweisführung, Methode der Erziehung,

Art der Unterweisung, Beweisführung, Abstraktion, Vielseitigkeit in den Ausdrücken, Vielseitigkeit in der Lehre, Vielseitigkeit der Themen, Vielseitigkeit im Stil, Vielseitigkeit in den Zielen und Themen, Proportionalität, inhaltliche Konzentration, inhaltliche Breite, klare Zusammenfassungen, Informationen aus dem Verborgenen, Prophezeiungen über die Zukunft, dauerhafte Aktualität, Überzeitlichkeit, Informationen über die Metaphysik und das Jenseits, Ansprache an alle Menschenschichten gleichzeitig und die Ansprache an alle intellektuellen Niveaus. Zu allen diesen Bereichen gibt Said Nursi zahlreiche Beispiele aus dem Qur’an.

Eines der bemerkenswertesten Merkmale des Qur’an ist die Eleganz und Schönheit seiner Sprache. Der Qur’an verwendet eine einzigartige und anspruchsvolle Form der arabischen Sprache. Diese Sprachform ist durch ihre Präzision, Klarheit und Ausdrucksstärke gekennzeichnet und hat einen hohen Stellenwert in der arabischen Kultur.

Der Gebrauch von Sprache ist oft poetisch und rhythmisch, mit einer Betonung auf Klang, Rhythmus und Reim. Die sprachliche Schönheit und Kraft des Qur’ans ist ein Zeichen für die Göttlichkeit seiner Botschaft.

Aber auch der Rhythmus der Sätze und der Klang der Verse sind einzigartig. So ist der Qur’an das einzige Buch der Welt, das sich melodisch rezitieren lässt.

An zahlreichen Stellen passt der Wortlaut des Textes zu seiner inhaltlichen Bedeutung. In der Surat an-Nas wird zum Beispiel von Einflüsterungen gesprochen. Das gesamte Kapitel liest sich tatsächlich melodisch wie eine Einflüsterung. Dies ist einer der höchsten Künste in der Literatur.

Literarische Techniken wie Metaphern, Analogien und Symbole werden ebenfalls vielfach im Qur’an verwendet, um komplexe Ideen und Konzepte zu vermitteln. Es werden oft Beispiele und Geschichten verwendet, um die Bedeutung seiner Botschaft zu vermitteln, was dazu beiträgt, dass seine Botschaft leicht zugänglich und verständlich ist. Der Qur’an gibt komplizierte Konzepte und Ideen in einfacher, leicht verständlicher Sprache wieder. Dadurch hat jeder entsprechend seines persönlichen Kontextes einen Zugang zum Qur’an.

Ein weiteres bemerkenswertes Merkmal des Qur’ans ist seine Fähigkeit, die menschliche Seele zu berühren und zu bewegen. Als Wort Gottes berührt der Qur’an das Herz und den Geist der Gläubigen. Mehr noch, er transformiert sie zu Positiverem. Der Qur’an hat die Fähigkeit, die Emotionen und Gefühle der Leser positiv zu beeinflussen. Er enthält viele Passagen, die tröstend, inspirierend und ermutigend sind und die Leser dazu ermutigt, das Gute zu tun und sich an Gottes Botschaft zu halten. 

Der Qur’an enthält auch eine Vielzahl von Wörtern und Ausdrücken, die mehrere Bedeutungen haben können. Diese Mehrdeutigkeit wird oft als Beweis für die Tiefe und Komplexität der Sprache des Qur’ans angesehen.

Die grammatische Struktur des Qur’ans ist ebenfalls einzigartig. Sie unterscheidet sich von anderen Formen der arabischen Sprache.

Der Qur’an enthält viele grammatische Strukturen und Regeln, die nur im Kontext der Offenbarung des Qur’ans verwendet werden, was seine Einzigartigkeit als sprachliches Wunder unterstreicht.

Der Qur’an hat eine klare und konsistente Struktur. Sie ist in 114 Kapitel (Suren) unterteilt, die jeweils aus einer Reihe von Versen bestehen. Die Struktur des Qur’ans ist einheitlich und konsequent, und jede Sure hat eine einzigartige Thematik und Struktur.

Zur Zeit des Qur’ans gab es viele falsche Informationen über die Beschaffenheit der Erde, der Himmel, der Umwelt etc. Und obwohl im Qur’an ebenfalls zahlreich über die gesamte Schöpfung gesprochen wird, ist keine dieser falschen Informationen im Qur’an wiederzufinden. Wäre der Qur’an eine Erfindung des Propheten Muhammed, Allah segne ihn und scheke ihm Frieden, dann hätten auch diese falschen Informationen, die damals als korrekt galten, Einzug in den Qur’an gefunden.

Inhaltlich spricht der Qur’an viele Themen und Bereiche an, die außerhalb des Wissens der Menschen sind. Diese Themen sind so intensiv, in sich geschlossen und passend, so dass sie auch nach Jahrhunderten keinen Widerspruch ergeben. Mehr noch: Je weiter die Zeit voranschreitet, je mehr sich die Technologie erweitert, desto besser wird der Qur’an verstanden.

Foto: Freepik

Könnte eine KI den Qur‘an nachahmen?

Die gegenwärtigen technischen Entwicklungen haben die Fähigkeiten und Möglichkeiten der KIs stark erweitert. Gegenwärtig können KI Modelle vielfältig genutzt werden. Daher stellt sich die Frage, ob eine KI ein Werk, wie den Qur’an verfassen könnte.

Auch mit seinen unvorstellbaren Fähigkeiten könnte eine KI niemals ein Buch wie den Qur’an schreiben, da, wie beschrieben, der Qur’an eine einzigartige Kombination aus sprachlicher Schönheit, literarischer Komplexität und religiöser Bedeutung aufweist, die nicht replizierbar ist.

Obwohl KIs in der Lage sind, Texte zu generieren, die in Bezug auf Grammatik und Syntax korrekt sind, fehlt ihnen das Verständnis für die tiefere Bedeutung von Wörtern und Konzepten, die für die Schaffung eines Textes solcher Bedeutung wie dem Qur’an erforderlich sind. Der Qur’an erfordert ein immenses Verständnis für Sprache, Kultur, Literatur und Religion, das für KIs unerreichbar ist, weder heute noch in der Zukunft.

KIs bedienen sich von Daten und Materialien, die schon existieren. Sie wurden darauf trainiert Texte nach einer bestimmten Wahrscheinlichkeit herauszugeben. Es ist daher unmöglich, dass eine KI etwas komplett Neues hervorbringen kann.

Auch wenn sich mehrere KIs zusammentun würden und versuchen würden, nur 10 Suren des Qur’ans zu imitieren, würden sie es in dieser Wunderhaftigkeit nicht schaffen.

Der Qur’an bleibt für die Ewigkeit unnachahmlich. „Gewiss, Wir sind es, die Wir die Lobpreisung (den Qur’an) offenbart haben, und Wir werden wahrlich ihr Hüter sein“ (Al-Hidschr, Sure 15, 9).

Ein Kommentar zu “Künstliche Intelligenz und die Offenbarung

Die Kommentarfunktion ist deaktiviert.