
Der neue Papst: Weiter so und mehr davon – das wünschen sich Muslime vom nächsten Papst. Franziskus hat im interreligiösen Gespräch neue Maßstäbe gesetzt.
(KNA/iz). Als ab Mittwoch die Kardinäle zur Wahl eines neuen Papstes schritten, blickten nicht nur Christen gespannt nach Rom. Auch viele Muslime verfolgen aufmerksam, welcher Mann nach dem Konklave in weißer Soutane auf den Balkon des Petersdoms tritt. Von Christoph Schmidt & Sulaiman Wilms
Um ca. 18:10 am gestrigen Donnerstag trat der berühmte weiße Rauch aus dem Schornstein der Sixtinische Kapelle aus. Mit dem traditionellen Zeichen für eine erfolgreiche Papstwahl wurde mit Kardinal Robert Prevost (ab jetzt offiziell: Leo XIV) der erste US-Amerikaner überhaupt vom Kardinalskollegium zum Kirchenführer bestimmt.
Papst Franziskus leistete Vorarbeit
Der verstorbene Papst Franziskus, der die rituelle Fußwaschung am Gründonnerstag demonstrativ auch bei muslimischen Häftlingen vollzog, hat den interreligiösen Dialog mit dem Islam vorangetrieben wie keiner seiner Vorgänger.
Als historisch gilt das „Dokument über die Brüderlichkeit aller Menschen“, das er gemeinsam mit dem ägyptischen Großimam Ahmad al-Tayyeb 2019 in Abu Dhabi unterzeichnete. Sein Einsatz für Migranten und gegen den Gaza-Krieg verschafften Franziskus darüber hinaus viel Sympathie in der islamischen Welt.
Wird Leo XIV. auf diesem Feld in die großen Fußstapfen des Argentiniers treten? Oder womöglich auf die Bremse? Die Erwartungen unter Muslimen sind hoch, auch in Deutschland.
„Wir wünschen uns einen Papst, der den interreligiösen Dialog weiterhin aktiv stärkt, Brücken der Verständigung baut und entschlossen gegen jede Form von Hass, Rassismus und religiöser Diskriminierung eintritt“, sagt der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Abdassamad El Yazidi, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Gerade in einer Zeit wachsender religiöser Spannungen und gesellschaftlicher Polarisierung brauche es mutige Stimmen für Frieden, Respekt und den Schutz der Menschenwürde.
Gläubige Menschen brauchen Stützen in diesen Zeiten
Weltweit verliere der Glaube an Gott an Bedeutung, hieß es auf Anfrage von der DITIB, dem größten Moscheeverband in Deutschland. „Wir hoffen, dass der neue Papst auch hier seine Rolle als Stütze für die gläubigen Menschen weltweit stärken wird.“
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Die Zusammenarbeit von Muslimen und Christen „in Deutschland sowie auf der ganzen Welt“ sei wichtig, um die globalen Probleme zu bewältigen. Ähnlich bezeichnete schon das Dokument von Abu Dhabi die interreligiöse Eintracht als Basis für Weltfrieden, Armutsbekämpfung und Umweltschutz.
„Auch aus muslimischer Sicht ist es bedeutsam, wer künftig an der Spitze der katholischen Kirche stehen wird“, sagt der Generalsekretär des Islamrats, Murat Gümüs, der KNA. Die Stimme der katholischen Kirche habe weltweites Gewicht.
„Wir hoffen auf einen neuen Papst, der sich weiterhin entschieden gegen jede Form von Krieg und Unterdrückung stellt, insbesondere derzeit in der Ukraine und in Gaza.“ Außerdem erwartet der Verband, dass Franziskus’ Nachfolger den christlich-islamischen Dialog nicht als Nebensache, sondern als Auftrag versteht.
Hamburger Muslime gratulieren dem neuen Kirchenoberhaupt
„Wir wünschen ihm Kraft und Weisheit für die vor ihm liegenden Aufgaben und hoffen, dass Papst Leo XIV. den Kurs seines Vorgängers fortführt – geprägt von Menschlichkeit, Dialogbereitschaft und dem Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit“, erklärte SCHURA-Vorsitzender Fatih Yıldız.
„Gerade in einer Zeit globaler Spannungen brauchen wir starke religiöse Stimmen, die Brücken bauen, sich für die Würde aller Menschen einsetzen und entschieden für den gesellschaftlichen Frieden eintreten.“
Die SCHURA Hamburg sieht in der katholischen Kirche eine wichtige Partnerin im gemeinsamen Engagement für ein respektvolles und solidarisches Miteinander – über Religionsgrenzen hinweg und gratuliert allen Mitgliedern der katholischen Kirche zur Wahl von Papst Leo XIV.