Polens Primas im Schächtstreit solidarisch mit Juden und Islam

Warschau (KNA). Der Primas der katholischen Kirche in Polen, Erzbischof Jozef Kowalczyk, spricht sich für eine Aufhebung des seit Jahresbeginn geltenden Verbot für betäubungsloses Schlacht im Land aus. Jeder Glaubensgemeinschaft müsse garantiert werden, dass sie ihre eigenen religiösen Regeln befolgen darf, sagte Kowalczyk in einem Interview der Tageszeitung „Rzeczpospolita“ (Dienstag). Juden und Muslime solle daher auch das rituelle Schlachten erlaubt werden.

Es gebe zwar Einwände gegen das Ausbluten von Tieren, so der Primas. „Aber wir haben nicht das Recht, anderen Bekenntnissen aufzuzwingen, welche religiösen Rituale sie haben sollen.“ Kowalczyk betonte zugleich, der Kirche achte die Rechte der Tiere und wolle, dass sie „human“ behandelt werden.

Das Verfassungsgericht hatte im November eine Regierungsverordnung, die das rituelle Schlachten zuließ, zum 1. Januar 2013 für ungültig erklärt. Die Richter begründeten ihr Urteil damit, dass die Verordnung gegen das Tierschutzgesetz verstoße, dem zufolge Tiere nur nach vorheriger Betäubung geschlachtet werden dürfen.

Im Juli scheiterte im Parlament ein Gesetzentwurf der Regierung zur Wiederzulassung ritueller Schlachtungen mit 178 gegen 222 Stimmen. Aus Protest gegen dieses Votum drohte Polens Oberrabbiner Michael Schudrich mit Rücktritt, wenn das Schächten in den in den kommenden Monaten nicht für rechtens erklärt werde. Die Regierung will nun vom Verfassungsgericht prüfen lassen, ob Juden und Muslimen unter Berufung auf die in der Verfassung garantierte Religionsfreiheit die Schlachtmethode erlaubt ist.

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