Präsidentenwahl in Tadschikistan ohne Opposition

An einem haushohen Wahlsieg von Dauerherrscher Emomali Rachmon in dem früheren Bürgerkriegsland Tadschikistan zweifelt niemand. Die Frage ist nur, wie viele Stimmen sich der 61-Jährige diesmal zuschreiben lässt. Die Opposition war gar nicht erst zugelassen.

Duschanbe (dpa). Der seit mehr als 20 Jahren mit harter Hand regierende tadschikische Präsident Emomali Rachmon hat sich in der zentralasiatischen Ex-Sowjetrepublik seiner Wiederwahl gestellt. Der 61-Jährige, der das islamisch geprägte Hochgebirgsland mit Grenzen unter anderem zu China und Afghanistan seit 1992 führt, will weitere sieben Jahre im Amt bleiben.

In Tadschikistan war am Mittwoch Nationalfeiertag – Behörden sprachen von einem regen Andrang an den Wahllokalen. Die Abstimmung unter Ausschluss der Opposition endete um 20.00 Uhr Ortszeit (16.00 Uhr MEZ). Das Ergebnis soll an diesem Donnerstag verkündet werden.

«Ich rechne damit, dass sich Rachmon zwischen 77 und 86 Prozent der Stimmen geben lässt», sagte der Politologe Parwis Mullodschanow der Nachrichtenagentur dpa in Duschanbe. Rachmon werde von weiten Teilen der Bevölkerung gestützt, weil er das Land nach einem Bürgerkrieg von 1992 bis 1997 mit Zehntausenden Toten zur Ruhe gebracht habe. 2006 erhielt er nach offiziellen Angaben 79,3 Prozent.

Anzeige:

Die Wahlkommission in der Hauptstadt Duschanbe erklärte den Urnengang bereits am frühen Nachmittag für gültig, nachdem 68 Prozent der vier Millionen Berechtigten ihre Stimme abgegeben hätten. Die notwendige Mindestwahlbeteiligung lag bei 50 Prozent.

Die Opposition um die Partei der Islamischen Wiedergeburt und die Sozialdemokratische Partei boykottierte die Wahl. Regierungsgegner warfen den Behörden Verstöße gegen die Wahlgesetze des Landes vor. Sie sprachen von einer Farce. Die Oppositionskandidatin, die Menschenrechtlerin Ojnichol Bobonasarowa, hatte aus formellen Gründen keine Zulassung erhalten.

Wahlbeobachter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) haben bisher noch keine Abstimmung in dem auf Entwicklungshilfe angewiesenen Staat als demokratisch anerkannt. Sie wollen ihr Urteil am Donnerstag bekanntgeben. Rachmons fünf Mitbewerber hatten ebenfalls zur Wahl des Amtsinhabers aufgerufen.

Tadschikistan gilt als Transitland für Drogen, die aus Afghanistan stammen und nach Westen geschmuggelt werden. Russland als traditionelle Schutzmacht unterhält eine große Militärbasis mit 7000 Soldaten in dem Land. Daneben engagieren sich die Regionalmächte China und Iran ebenfalls verstärkt in Tadschikistan.