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Qur’anverse erschallen in Frankfurter Messehalle

Foto: Marc Jacquemin, Frankfurter Buchmesse 2021

Frankfurt (KNA/iz). In einer Messehalle der Frankfurter Buchmesse sind am Mittwoch lautstark Qur’anverse erklungen. Der Imam der muslimischen Gemeinde im bayerischen Penzberg, Benjamin Idriz, rezitierte bei einem von der Verlagsgruppe Penguin Random House und dem Magazin „Stern“ veranstalteten Podiumsgespräch auf Bitten des Moderators und Islamwissenschaftlers Abdul-Ahmad Rashid für etwa eine Minute auf Arabisch die ersten 12 Verse der Sure 55. („Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen…“). Mehrere Messebesucher in den Gängen blieben etwas irritiert stehen.

Bei dem Podiumsgespräch rief der Imam Muslime zu Toleranz, Frieden und Gewaltfreiheit auf. Der Koran dürfe „nicht missbraucht, missinterpretiert oder für politische Zwecke instrumentalisiert werden“, sagte Idriz. Der Koran sei ein sehr spirituelles Buch und „auch ein Werte-Buch“. Jede Sure beginne mit dem Verweis auf die Barmherzigkeit Allahs.

Auch gehe es „um Bildung, Respekt, Achtung gegenüber anderen, Liebe und Achtsamkeit – das sind wichtige Werte im Koran“, sagte Idriz. Mit Blick auf umstrittene Koranverse betonte der Iman, er stelle sich auch bei Versen, die Gewalt thematisieren, immer die Frage: „Wo ist die Liebe hier, wo ist die Barmherzigkeit hier?“ Denn diese Werte stünden jeweils über einem Vers.

In der Debatte um Muezzin-Rufe in Köln sagte Idriz nach dem Podiumsgespräch auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), ein öffentlicher Gebetsruf dürfe „nicht zur Polarisierung der Gesellschaft führen“ und sei im Islam „nicht etwas, was unbedingt stattfinden muss“ und „kein Bestandteil des Glaubens“. In einem demokratischen Staat wie Deutschland habe die Religionsfreiheit allerdings einen hohen Wert.