,

Tipps & Tricks: Warum Schlafmangel dem Gehirn schadet

Ausgabe 365

demenz schlaf
Foto: Prostock-Studio, Adobe

Wir verbringen fast ein Drittel unseres Lebens mit Schlafen, doch das ist alles andere als verschwendete Zeit.

(The Conversation). Er ist keineswegs eine passive Auszeit, sondern ein aktiver und wichtiger Prozess, der dabei hilft, den Körper zu regenerieren und das Gehirn zu schützen. Wenn der Schlaf gestört ist, spürt es die Folgen – manchmal auf subtile Weise, die sich über Jahre hinweg summieren. Von Abigail Dove

In einer neuen Studie haben meine Kollegen und ich das Schlafverhalten und detaillierte MRI-Scandaten des Hirns von mehr als 27.000 Erwachsenen im Alter zwischen 40 und 70 Jahren in Großbritannien untersucht. Wir haben festgestellt, dass Menschen mit schlechtem Schlaf ein Gehirn hatten, das deutlich älter aussah, als es ihrem tatsächlichen Lebensalter entsprochen hätte.

Was bedeutet es, wenn es „älter aussieht“? Wir alle altern chronologisch im gleichen Tempo, aber die biologische Uhr einiger Leute tickt schneller oder langsamer als die anderer. Dank neuer Fortschritte in der Bildgebung des Hirns und der künstlichen Intelligenz können Forscher diese Alterung anhand von Mustern in MRT-Scans des Gehirns schätzen, wie Verlust von Hirngewebe, Ausdünnung der Großhirnrinde und Schädigung der Blutgefäße.

gehirn fasten

Foto: Moon Light Photography, Shutterstock

In unserer Studie wurde das Gehirnalter von mehr als 1.000 verschiedenen Bildgebungsmarkern aus MRT-Aufnahmen geschätzt. Zunächst trainierten wir ein maschinelles Lernmodell anhand der Scans der gesündesten Teilnehmer – Menschen ohne größere Erkrankungen, deren Gehirne ihrem chronologischen Lebensalter weitgehend entsprechen sollten. Nachdem das Modell „gelernt“ hatte, wie normales Altern aussieht, wandten wir es auf die gesamte Studienpopulation an.

Ein Gehirnalter, das über dem tatsächlichen Alter liegt, kann ein Anzeichen dafür sein, dass man sich nicht mehr gesund altert. Frühere Forschungen haben einen Zusammenhang zwischen einem älter erscheinenden Gehirn und einem schnelleren kognitiven Verfall, einem höheren Demenzrisiko und sogar einem höheren Risiko für einen frühen Tod festgestellt.

Schlaf ist komplex, und keine einzelne Messgröße kann ein vollständiges Bild der Schlafgesundheit einer Person vermitteln. Unsere Studie konzentrierte sich daher auf fünf Aspekte, die von den Studienteilnehmern selbst angegeben wurden: ihren Chronotyp („Morgen-“ oder „Abendmensch“), wie viele Stunden sie normalerweise schlafen (sieben bis acht gelten als optimal), ob sie unter Schlaflosigkeit leiden, ob sie schnarchen und ob sie sich tagsüber übermäßig schläfrig fühlen.

Foto: Freepik.com

Die gute Nachricht ist, dass Schlafgewohnheiten veränderbar sind. Zwar lassen sich nicht alle Schlafprobleme leicht beheben, doch einfache Strategien wie regelmäßige Schlafenszeiten, Einschränkung des Konsums von Koffein, Alkohol und Bildschirmnutzung vor dem Einschlafen sowie die Schaffung einer dunklen und ruhigen Schlafumgebung können die Gesundheit verbessern und möglicherweise die Gesundheit des Gehirns schützen.

Wie genau wirkt sich die Schlafqualität einer Person auf ihre Gehirngesundheit aus? Eine Erklärung könnte Entzündungen sein. Immer mehr Hinweise deuten darauf hin, dass Schlafstörungen das Entzündungsniveau im Körper erhöhen. Sie können ihrerseits das Gehirn auf verschiedene Weise schädigen: Sie beschädigen Blutgefäße, lösen die Ansammlung toxischer Proteine aus und beschleunigen den Tod von Gehirnzellen.

Dank der zu Beginn der Studie von den Teilnehmern entnommenen Blutproben konnten wir die Rolle von Entzündungen untersuchen. Diese Proben enthalten eine Fülle von Informationen über verschiedene Biomarker, die im Körper zirkulieren. Als wir dies in unsere Analyse einbezogen, kam heraus, dass die Werte etwa 10 % des Zusammenhangs zwischen Schlaf und Gehirnalterung ausmachten.

Die Alterung des Gehirns lässt sich nicht vermeiden, aber Verhalten und Lebensweise können beeinflussen, wie sie verläuft. Die Schlussfolgerungen unserer Forschung sind eindeutig: Um es länger gesund zu halten, ist es wichtig, dem Schlaf Priorität einzuräumen.

* Übersetzt und veröffentlicht im Rahmen einer CC-Lizenz.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert