Paris (KNA). Ein französischer Bürgermeister der bürgerlichen UMP hat via Twitter ein Verbot des Islam im Land gefordert. Er wurde noch am Freitag vom Amt suspendiert, wie die Tageszeitung „Ouest France“ (Onlineausgabe) berichtete. Seine Partei leitete zudem ein Ausschlussverfahren ein.
Praktizierende Muslime sollten zum Stichtag 18. Oktober 2017 ihre Bürgerrechte verlieren und bei Verstößen gegen das Islamverbot „per Boot oder Flugzeug“ das Land verlassen, twitterte Robert Chardon, Bürgermeister der 8.000-Einwohner-Gemeinde Venelles bei Aix im südöstlichen Departement Bouche-du-Rhone. Das Gesetz über die Trennung von Kirche und Staat aus dem Jahr 1905 solle abgeschafft und der Vorzug des christlichen Glaubens in der Französischen Republik verankert werden.
Anlass der Äußerungen war laut dem Bericht ein öffentlicher Twitter-Chat mit dem konservativen Präsidentschaftskandidaten und UMP-Vorsitzenden Nicolas Sarkozy an diesem Freitag. Nachdem sich Chardon mit seinem Vorstoß direkt an Sarkozy wandte, habe er bei mehreren Wiederholungen seines Tweets auch die Medien zugezogen, berichtet der „Figaro“.
UMP-Vizepräsidentin Nathalie Kosciusko-Morizet wird mit den Worten zitiert: „Ich habe die Einleitung eines Ausschlussverfahrens beantragt für diese absurden Vorschläge, die in keiner Weise mit den Werten und dem Programm der UMP übereinstimmen.“
Der UMP-Bürgermeister griff in seiner Argumentation auf den Widerruf des Edikts von Nantes am 18. Oktober 1685 zurück. „332 Jahre“ nachdem der Sonnenkönig Ludwig XIV. den Hugenotten, den französischen Protestanten, ihre religiösen und bürgerlichen Rechte entzogen habe, solle man „den Islam in Frankreich verbieten“. Chardon weiter: „Unsere Kultur ist jüdisch-christlich.“
Bis zu sechs Millionen
Mit bis zu sechs Millionen bilden Muslime in Frankreich die zweitgrößte Religionsgemeinschaft nach dem Christentum. Angaben zur genauen Zahl variieren. Viele Muslime in Frankreich sind Einwanderer aus den ehemaligen französischen Kolonien in Nordafrika, etwa Algerien, Marokko und Tunesien. Als Zentren des Islam gelten in Frankreich unter anderem die Vorstädte von Paris sowie Lyon, Straßburg und Marseille.
Vertreten werden die französischen Muslime unter anderem durch den 2003 gegründeten islamischen Dachverband „Conseil francais du culte musulman“ (CFCM). Der CFCM wirkt unter anderem beim Moscheebau mit und ist zuständig für die Einsetzung der Muftis von Paris und Marseille. Außerdem legt er die Fastentage im Monat Ramadan fest.
Aufgrund der strikten laizistischen Trennung von Kirche und Staat in Frankreich ist das Tragen von Kopftüchern an staatlichen Behörden, Schulen und Universitäten verboten. Seit April 2011 ist auch eine Vollverschleierung in der Öffentlichkeit untersagt; sie wird mit 150 Euro Bußgeld geahndet. Zudem können Frauen, die auf öffentlichen Plätzen einen Ganzkörperschleier tragen, zu einem Kurs in Staatsbürgerkunde verurteilt werden.
Nicht nur religiöse Kleidervorschriften, auch islamische Speiseregeln sorgten in Frankreich in der Vergangenheit für hitzige Debatten. Bei Wertedebatten zu Familie und Sexualität zeigten sich zuletzt jedoch auch gemeinsame Nenner von Muslimen und konservativen Christen im Land.
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